Schul-AG gegen Fische im Biotop Pläne der Stadt Bonn zum Teich im Derletal stoßen auf Widerstand
Hardtberg. · Schüler des Helmholtz-Gymnasiums nehmen mit Biologielehrer Rolf Toonen den Zustand des Gewässers unter die Lupe, das die Stadt sanieren möchte. Besonders an einer Maßnahme gibt es Kritik.
Wieder einmal soll eine Wasserprobe aus dem Derletalteich entnommen werden. Das macht Rolf Toonen, Biologielehrer und Leiter der Teich-AG am Helmholtz-Gymnasium, mit seinen Schülern schon seit Jahren. Felix (14) wirft den Probenbehälter aus, Arne (14) zieht ihn an der Kordel, an der er befestigt ist, wieder zum Ufer zurück. Das Ergebnis ist auch seit Jahren gleich: Die Flüssigkeit im Glas ist schwarz, voller Sediment, zum Abfüllen müssen die Jungs ihn in das mitgebrachte Marmeladenglas kippen, weil der Schlamm den Abflussschlauch verstopft hat.
So sieht kein gesundes Teichwasser aus. Um das zu sehen, müssten die Schüler ihre Wasserprobe nicht analysieren, aber sie werden es trotzdem tun. Auch die Stadt Bonn hat das getan oder vielmehr das Fachbüro lanaplan damit beauftragt. Bekanntlich soll der große Derleteich schon seit zehn Jahren saniert werden, eben weil er sich in einem so schlechten Zustand befindet. Jetzt hat die Stadt das weitere Vorgehen vorgestellt, das die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft kritisch sieht. „Die Planung ist ganz gut in vielfacher Hinsicht“, sagt Toonen. Vor allem die Idee, die oberen Teiche sich selbst zu überlassen, lobt er. Sie wachsen mit der Zeit zu und fungieren als Filter für den unteren See.
„Jeder natürliche See verlandet irgendwann“, sagt der Biolehrer. Dann werde daraus ein Moor und schließlich eine Feuchtwiese. Es sei denn, man tut etwas dagegen. Dass die Stadt die Uferbepflanzung zurückschneiden und austauschen möchte, sei der richtige Schritt, denn dadurch falle künftig weniger Laub in den Teich, sprich weniger Biomasse, deren Zersetzung Sauerstoff benötigt.
Was würden die Schüler vorschlagen? Einige haben schon viel Erfahrung durch die Pflege des Schulteichs hinter dem Gymnasium. Frederik (12) etwa ist seit der fünften Klasse in Toonens Teich-AG. Das Wissen daraus wendet er auch auf den Gartenteich zu Hause an. „Ich habe gelernt, dass ich regelmäßig Algen und Blätter raushole, damit da nicht so viel Biomasse reinkommt.“ An der Schule sorgt man vor, erzählt Maja (13): „Über den Herbst machen wir ein Netz über den Teich, damit kein Laub reinfällt.“ Das kann man im Derletal natürlich nicht machen.
Auch Felix hat eine Idee: „Am Anfang flaches Ufer, der Boden fällt nur langsam ab. Und man pflanzt einen Schilfgürtel drumherum.“ Dafür würden sich Rohrkolben und Schwertlilien eignen. Und nur in der Mitte sollte es tiefer sein. Damit ist der Schüler von den Plänen der Stadt gar nicht so weit weg: Sie plant einen flachen Randbereich, der im Verhältnis von 1:5 abfällt, und die Mitte des Teiches soll auf 4 Meter Tiefe ausgebaggert werden. An verschiedenen Stellen soll Röhricht gepflanzt werden.
Eine Frau mit Hunden kommt vorbei, die Vierbeiner verrichten in Ufernähe ihr Geschäft. Das lande alles mit dem nächsten Regen im Wasser, sagt Frederik. Das Problem: Je mehr Biomasse, desto mehr Nährstoffe haben die Algen. Das führte zum Beispiel dazu, dass der Rheinauensee umkippte. „Nährstoffreich“ ist kein gutes Attribut für solche Seen.
Kritikpunkt: Fische im Derleteich
Toonens großer Kritikpunkt sind die Fische im Teich. Die Stadt hat einen Vertrag mit einem Anglerverein, der diesen Teich befischen darf. Und besagtes Fachbüro hatte neun Fischarten im Teich gefunden, darunter mit der Schwarzmaulgrundel eine „Gebietsfremde“. Fische sollten in einem Biotop nicht sein, sagt Zaydon. „Dann haben Amphibien keine Chance.“ Denn die Fische fressen den Laich. „Und sie produzieren viel mehr Biomasse.“ Amphibien dagegen seien nur für zwei bis drei Monate am Wasser, ihr Anteil an der Wasserverschmutzung sei gering, sagt Toonen. Zumindest sollte der flache Uferbereich so gestaltet sein, dass Fische den Laich nicht erreichen können.
„Die Stadt sollte den Vertrag mit dem Anglerverein kündigen“, sagt der Biolehrer. Die Theorie, dass Fische auch auf natürlichem Wege über das Gefieder von Wasservögeln in Teiche gelangen und man sie deshalb auch gleich dort ansiedeln könne, sei sehr unwahrscheinlich und nicht belegt. „Das Argument bringen Angler immer wieder an.“ Wenn Fische in den Teich gesetzt werden, dann sollten auch Raubfische darunter sein, die den Bestand der anderen regulieren.
Der Vertrag mit den Anglern ist nun mal da, argumentiert die Stadt, die vertraglichen Verpflichtungen müssten eingehalten werden. Aber um den Teich ausbaggern zu können, müssen ohnehin Wasser und Fische raus. Danch plant die Stadt, ausgewählte Arten, darunter fischfressende Hechte sowie Rotaugen und Flussbarsche, wieder einzusetzen. Toonen hofft, dass die Stadt doch noch zugunsten von Amphibien und Libellen auf die Fische verzichtet. Und die Stadt müsse Infotafeln aufstellen, damit die Derletalbesucher sorgsamer mit dem Gewässer umgehen.