340 Wohnungen nur auf dem Papier Politik ringt um Baugebiet in Lengsdorf

Lengsdorf · Seit Jahren kommen die Pläne für ein Neubaugebiet in Lengsdorf nicht in Gang. Der ursprüngliche Entwurf fiel nach heftiger Kritik von Bürgern unter den Tisch. Nun soll das Thema wieder auf die Tagesordnung gesetzt werden.

Druck macht die Ratskoalition wegen der Bebauungspläne für das Gebiet „An den Lappenstrünken“. Nach vielen Jahren zähen Ringens um eine Bebauung der Freifläche im Ortsteil Lengsdorf gibt es wenig Anzeichen, dass das beschlossene Planaufstellungsverfahren (2015) und die Umlegungsanordnung (2017) bislang einen entscheidenden Schritt weitergekommen sind. Daher bringen CDU, Grüne und FDP das Baugebiet jetzt wieder auf die Tagesordnung im Planungsausschuss am heutigen Mittwoch sowie in der Bezirksvertretung Hardtberg am Dienstag, 9. Juli: Die Verwaltung soll über den Sachstand des Bebauungsplanverfahrens und die Ergebnisse des Umlegungsverfahrens berichten.

Der ursprüngliche Entwurf einer Bebauung beidseits der Hainstraße wurde auf Beschluss der Politik auch wegen heftiger Kritik einer Bürgerinitiative nicht weitergeführt. Der daraufhin überarbeitete Verwaltungsentwurf – unter Erhalt der Lindenallee – sieht eine Bebauung zwischen Hainstraße, Flodelingsweg, Provinzialstraße und Autobahnabfahrt vor.

Wie das Stadtplanungsamt am Montag mitteilte, wird der Bebauungsplan nicht von einen Vorhabenträger, sondern von der Verwaltung selbst erarbeitet. Im ersten Schritt wurde als „Rückgrat“ für das neue Baugebiet ein externes Ingenieurbüro damit beauftragt, einen Erschließungsplan zu erstellen. In diesem Erschließungsplan sollen Entwässerungsanlagen, Verkehrsanlagen und Lärmschutzeinrichtungen festgelegt werden. Laut Verwaltung wird der Abschluss bis zum Jahresende „angestrebt“. Dann kann der Bebauungsplanentwurf angepasst und öffentlich ausgelegt werden.

Mit dem 2017 beschlossenen Umlegungsverfahren hat die Verwaltung noch nicht begonnen. Dazu muss man wissen, dass es sich bei dem Gebiet um überwiegend kleinteiligen Grundbesitz handelt, der zur Realisierung des geplanten Baugebiets neu geordnet werden muss. Wie die Verwaltung Anfang 2017 berichtete, waren zuvor die intensiven Bemühungen eines Projektentwicklers gescheitert, „im Wege einer freiwilligen Bodenordnung“ zum Ziel zu kommen. Rund 40 Eigentümer sind gefragt. Die Verwaltung argumentiert, dass die vorgeschriebene Anhörung erst stattfinden kann, wenn es einen Bebauungsplanentwurf für das Gebiet gibt, um den Kreis der Betroffenen und die Auswirkungen des Verfahrens bestimmen zu können. Auf das Thema „Lappenstrünken“ angesprochen, reagiert beispielsweise der CDU-Planungssprecher Bert Moll verstimmt. „Ich halte die Vorgehensweise der Verwaltung und die Verzögerungen angesichts der politischen Beschlüsse für inakzeptabel. Diese Art und Weise der Bearbeitung angesichts der dringend benötigten Wohnungen werde ich mir nicht gefallen lassen.“

Bereits im Jahr 2000 hat die Verwaltung die Planung für den Bereich aufgenommen. Im Verlauf änderten sich die städtebaulichen Zielsetzungen von der Entwicklung eines Mischgebietes mit Ansiedlung von Dienstleistungs- oder Gewerbebetrieben und Wohnnutzungen hin zu einem Wohngebiet mit Geschosswohnungsbau und Einfamilienhäusern. 2013 kam der Bebauungsplanentwurf in die politischen Gremien und die Öffentlichkeit. Bürger hatten zahlreiche Bedenken; es gründete sich die Initiative Lappenstrünken.

Die Einwände richteten sich gegen die Erschließung des Gebiets über die Hainstraße und die Gefahr, dass die Lindenallee zerstört werden könnte, sowie die Festsetzung des sozialen Wohnungsbaus mit 30 Prozent. 2014 beschloss der Rat die Erschließung über die Provinzialstraße/Einmündung Schieffelingsweg und den definitiven Erhalt der Lindenallee. Im städtebaulichen Entwurf von 2015 hat die Verwaltung die Mischung von Geschosswohnungsbau und Reihenhäusern aufgegeben.

„Im Hinblick auf den bestehenden Wohnbedarf“ sollen nur Miet- und Eigentumshäuser mit drei bis vier Geschossen gebaut werden. Die Anordnung der Wohnquartiere, beispielsweise in L-Form, soll auch alternativen Wohnformen mit Mehrgenerationenhaus und betreutem Wohnen gerecht werden. Stellplätze sind in Tiefgaragen unterzubringen. Die Verwaltung rechnet bei einer durchschnittlichen Größe von 75 Quadratmetern mit 340 Wohnungen und etwa 610 bis 780 Bewohnern. Wegen dieser Größenordnung weist sie zudem darauf hin, dass dem Projekt Priorität eingeräumt wird.

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