Europaring in Medinghoven Polizei überdenkt ihr Vorgehen bei Brandserie

MEDINGHOVEN · Ihre Ermittlungen der letzten Jahre will die Bonner Polizei anlässlich des erneuten Brandes am Europaring 34 in Medinghoven nochmals von Grund auf überprüfen.

Das teilte Polizeisprecher Robert Scholten auf Anfrage mit. Hintergrund der Maßnahme ist, dass sich in den letzten Jahren eine Serie von Kleinbränden in den Wohnkomplexen entlang der Straße ereignet hat.

Scholten spricht "von 20 Brandgeschehen seit 2011". Das Muster war dabei oft ähnlich: In Abstellkellern oder Treppenhäusern gingen Müll, Unrat oder Hausrat in Flammen auf. Zwar seien einige der Brände laut Scholten auf technische Defekte zurückzuführen gewesen, die Mehrzahl aber auf Vorsatz. Was die Polizei besonders wurmt: "Bislang konnten die Taten keinem Verdächtigen konkret zugeordnet werden", führt der Polizeisprecher aus.

Besonders betroffen von der Brandserie am Europaring waren vor allem die Wohnanlagen mit der Hausnummer 34 und 36. Allein in der Nummer 34 hatte es 2012 viermal gebrannt, im vergangenen Jahr einmal und Dienstag vor einer Woche erneut. Im Nachbargebäude 36 zählte Scholten 2011 ein Brandgeschehen und 2013 zwei.

Besonders folgenreich war ein Feuer in der Hausnummer 49. Auch zu dem Hochhaus hatte die Feuerwehr bereits des Öfteren zum Löschen ausrücken müssen. Hier brannte es laut Polizei 2011 zweimal, 2012 einmal und im vergangenen Jahr gleich viermal, wobei auch technische Defekte eine Rolle spielten.

Von Brandstiftung müssen die Ermittler allerdings bei jenem dramatischen Ereignis am 19. November 2013 ausgehen: Brennender Unrat im Keller hatte zu einer starken Verqualmung des Treppenhauses geführt, Fluchtwege waren so abgeschnitten worden. 24 Menschen wurden damals verletzt, die meisten erlitten eine Rauchgasvergiftung.

Nachdem jetzt am Dienstag vor einer Woche wieder Müll und Hausrat in einem Abstellkeller brannten, "muss man nun alle anderen, bisherigen Ereignisse nochmals neu würdigen", betonte Polizeisprecher Scholten: "Wir sehen die Besorgnis der Bürger." Nachdem es in der Vergangenheit immer wieder Kritik an mangelnder Fürsorge des Eigentümers der betroffenen Wohnanlagen, der Deutschen Annington, gegeben hatte, bricht Scholten nun eine Lanze für das Wohnungsunternehmen: "Wenn man fragt, zieht das Unternehmen mit, muss man sagen: Die haben etwas getan."

An erster Stelle verweist der Polizeisprecher auf eine Verbesserung der Türsituation. Die Abstellkeller hätten "vernünftige Türen mit nur wenigen Schlüsseln für Zugangsberechtige bekommen". Exemplarisch aus Polizeisicht der Brand am Dienstag: "Beide Türen des Abstellkellers waren verschlossen und mussten von der Feuerwehr aufgebrochen werden", sagte Scholten. In einem Fall habe es sich um eine massive Tür gehandelt. Daher werde die Polizei die überschaubare Zahl der Schlüsselinhaber überprüfen.

Die Deutsche Annington betont auf Nachfrage, dass man viel getan habe, um die Situation zu verbessern: "Die Sicherheit unserer Mieter steht für uns an erster Stelle", betont Unternehmenssprecher Philipp Schmitz-Waters. Mitarbeiter des Unternehmens seien jederzeit ansprechbar: "Unser Objektbetreuerbüro ist seit Ende 2011 im Europaring 18 eingerichtet, sowie auch an fünf weiteren Standorten in Bonn", betont er.

Zudem habe das Unternehmen bereits im Februar 2013 einen Sicherheitsdienst für nächtliche Kontrollen engagiert. Rauchmelder würden in Kürze installiert. Schmitz-Waters: "Auch die Umsetzbarkeit einer Videoüberwachungsanlage wird derzeit geprüft." Zudem arbeite man eng mit den Sicherheitsbehörden zusammen.

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