Begegnungsstätte Privatmann eröffnet "Haus der Integration"

DUISDORF · Ein Diplomatensohn aus Bangladesch will die Begegnung zwischen Moslems und Christen fördern. Doch es kommt Kritik aus eigenen den Reihen.

 Mit einem gemeinsamen Essen eröffnete Juboraj Talukder (sitzend, Mitte) die Begegnungsstätte in einem Ladenlokal.

Mit einem gemeinsamen Essen eröffnete Juboraj Talukder (sitzend, Mitte) die Begegnungsstätte in einem Ladenlokal.

Foto: Frommann

Juboraj Talukder verkörpert den Vorzeigetyp eines integrierten Moslems in der deutschen Gesellschaft. Als Sohn eines Diplomaten kam er 1976 aus Bangladesch mit seiner Familie nach Bonn und blieb bis heute. Er engagiert sich in der Politik und hält diverse Ehrenämter inne. Seine drei Töchter besuchen deutsche Schulen und wachsen multilingual auf. Deutsch sprechen sie alle fließend.

Ihren moslemischen Glauben und ihre Traditionen haben sie allerdings nicht für die Integration aufgegeben - wenn sie auch nicht alles ganz strikt befolgen. "Ich esse kein Schweinefleisch, aber ich bete auch nicht fünf Mal am Tag", erklärt Talukder.

Um das, was er selbst erfolgreich in seinem Alltag lebt, auch in der Gesellschaft zu verankern, eröffnete der Hausverwalter nun das "Haus der Integration" in Duisdorf. "Ich möchte hier eine Begegnungsstätte für Moslems und Christen schaffen", erklärt er. Finanzieren soll sich das Projekt über Spendengelder. Derzeit bezahlt er die Miete aus der eigenen Tasche.

Ein vielfältiges Angebot plant der 41-Jährige gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe in dem ehemaligen Schlecker-Markt in der Köslinstraße 28. Etwa eine Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe und Sprachkurse. Auch Kochkurse stehen auf dem Programm. "Ich habe festgestellt, dass über die Ess-kultur Brücken geschlagen werden", erläutert Talukder.

"Viele Bengalen können zum Beispiel nicht backen, sind aber hochinteressiert daran es zu lernen. Andersherum möchten viele Deutsche zum Beispiel lernen, wie man indisch kocht." Gerne möchte er auch Christen in den Gebetsräumen begrüßen können. "Das hier soll keine versteckte Moschee sein", betont Talukder. "Der Glaube soll als Bindeglied funktionieren und kein Separationsgrund sein. Unsere Religionen sind gar nicht so unterschiedlich.

Die Zehn Gebote spiegeln sich auch in unserem Glauben wieder." Kritik bezüglich des ambitionierten Programms kam bisher lediglich aus den eigenen Reihen. "Einige haben Angst, dass ihre Frauen zu westlich werden", erklärt er die Bedenken. Allerdings kümmert sich Talukder nicht großartig um solche Gegenstimmen: "Wer kommen möchte, der kommt. Alle sind grundsätzlich willkommen."

Auch ist die Nutzung des Gebäudes nicht auf Integrations-Veranstaltungen beschränkt. Andere Vereine dürfen die Räumlichkeiten ebenfalls für ihre Zwecke nutzen, wenn es nach Talukder geht. "Einzig Alkohol ist nicht gerne gesehen", schränkt er das Nutzungsrecht ein wenig ein. Falls es nicht klappt, mit dem "Haus der Integration" ist sich Talukder sicher, dass er das ehemalige Ladenlokal auch anders nutzen kann, ohne ein Verlustgeschäft gemacht zu haben.

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