Mehr als 20 Jahre diskutiert Kein Platz für Radler im Katzenlochbachtal

Röttgen/Ippendorf · Nach mehr als 20 Jahren der Diskussionen ist der Bau eines Radstreifens im Katzenlochbachtal vom Tisch. Die Bezirksvertretung hat den Grünen-Antrag abgelehnt. „Ich bin ratlos“, so ein Verkehrsexperte im Planungsamt.

 Im Katzenlochbachtal wird es keinen Radweg geben, so hat es die Bezirksvertretung beschlossen. Dafür sei kein Platz.

Im Katzenlochbachtal wird es keinen Radweg geben, so hat es die Bezirksvertretung beschlossen. Dafür sei kein Platz.

Foto: Max Malsch

Nach mehr als 20 Jahren des Planens und Abwägens ist der Bau eines Radstreifens im Katzenlochbachtal nun endgültig vom Tisch. „Ich bin ratlos“, sagte Helmut Haux, Verkehrsexperte im Planungsamt in der jüngsten Sitzung der Bonner Bezirksvertretung. „Ich kann keine vernünftige Lösung anbieten“, dokumentierte er anhand von Plänen des Straßenverlaufs.

Die Grünen hatten im vergangenen Jahr mit einem Antrag einen erneuten Anlauf genommen, zumindest einen Fahrradstreifen aus dem Katzenlochbachtal Richtung Röttgen und in der Gegenrichtung bis zur Buchholzstraße anzulegen und den Verkehr durchgehend auf Tempo 30 zu reduzieren. Stark gefährdet seien Radler beispielsweise bei Begegnungsverkehr von Autos, weil der Mindestabstand zu ihnen nicht eingehalten werde. Die kurvige, teils steile Kreisstraße ist eine stark frequentierte Verbindungsstrecke zwischen den Stadtteilen, die auch von vielen Mitarbeitern und Besuchern der Uniklinik genutzt wird. Wie ein Radler, der seit Jahren und häufig in Röttgen und Umgebung unterwegs ist, dem GA erklärte, würde er „niemals auf die Idee kommen, Richtung Ippendorf durch das von Autos und Bussen stark frequentierte Katzenloch zu fahren“. Er nehme den Weg durch den Kottenforst.

Haux ließ die Historie noch einmal Revue passieren. Auf Beschluss des Hauptausschusses im Jahr 2002 startete die Verwaltung mit der Erarbeitung einer Planung für einen einseitigen Fuß- und Radweg. 2006 wurde sie in der Bezirksvertretung Bonn vorgestellt. Die Ausgaben wurden damals auf rund 500.000 Euro geschätzt – plus weiterer Kosten für Oberflächenentwässerung, Gutachten und Ausgleichsmaßnamen. Die Entwässerung wurde als schwierig eingestuft. Die Brücke in der Senke des Katzenlochbachtals müsse erweitert werden. Außerdem seien Eingriffe in Natur und Landschaft notwendig. Für den Weg müssten knapp 40 Meter Land gekauft werden. Die Verwaltung war zum Ergebnis gekommen, dass die Maßnahme zwar zur Verbesserung der Situation für Fußgänger und Radfahrer beitragen würde, sie den Bau wegen des Kosten-/Nutzenverhältnisses „jedoch derzeit nicht für vertretbar“ halte.

An den schwierigen Rahmenbedingungen hat sich Jahre später nichts geändert. Im Gegenteil, die damals zugrunde gelegte Breite des Rad- und Fußwegs mit 2,50 Metern wäre laut Haux heutzutage für Begegnungsverkehr zu eng bemessen. Auch ein Modellversuch des Bundes zu Radschutzstreifen inner- und außerorts brachte das Thema nicht voran. Ein Schutzstreifen könnte demnach lediglich bergauf ab dem Ortseingangsschild eingerichtet werden. Unterdessen hat der Autoverkehr zugenommen, Radfahrer sind auf der Strecke noch gefährdeter, daran ändere auch ein Schutzstreifen nichts. Wegen der zu bestehenden Fahrbahnbreite böte er nur vermeintlich Sicherheit.

Für den Antrag der Grünen plädierte Hartwig Lohmeyer mit einer Grundsatzfrage: „Wieso wird den Autos so viel Platz eingeräumt? Das ist doch heute nicht mehr zeitgemäß.“ Er hätte sich von der Verwaltung einen Perspektivwechsel und neue Vorschläge gewünscht. So seien die Radfahrer gezwungen, weite Umwege in Kauf zu nehmen. Der CDU-Bezirksverordnete David Lutz hielt dagegen, dass es eine sinnvolle Lösung angesichts der Bedingungen nicht geben könne. Eine durchgehende Temporeduzierung auf 30 Stundenkilometer würde Rettungsfahrzeuge und den Linienverkehr beeinträchtigen. „Daher hat dieser Radweg keine Priorität. Vielmehr sollen die bestehenden Radwege besser ausgeschildert werden“, sagte er.

Für die SPD stellte Herbert Spoelgen klar: „Es war damals schon teuer und mit zu vielen Problemen behaftet.“ Der Kompromissvorschlag von Elisabeth Struwe (Allianz für Bonn), zumindest Teilstücke – „dort wo es möglich ist“ – als Radweg auszuweisen, erhielt keine Unterstützung. Wie Planungsexperte Haux erläuterte, sei dafür der Aufwand zu hoch. Doch möglicherweise könnten mit der Fahrrad-Initiative der Uniklinik neue Lösungen erarbeitet werden. Der Grünen-Antrag wurde mit Mehrheit abgelehnt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Machtvolle Entscheidung
Kommentar zum gekippten Lengsdorfer Bauvorhaben Machtvolle Entscheidung
Aus dem Ressort