Gefahr in Gewässern Beim Baden in Seen im Kottenforst drohen Hautkrankheiten

Röttgen · Die Gewässer im Kottenforst leiden unter der Trockenheit des Klimawandels. An einigen der Seen ist das Baden deshalb nicht nur verboten, sondern kann auch zu unangenehmen Hautkrankheiten führen. Was steckt dahinter?

 Schon aus der Ferne ist der umgekippte Hirschweiher an einem unangenehmen Schwefelgeruch auszumachen.

Schon aus der Ferne ist der umgekippte Hirschweiher an einem unangenehmen Schwefelgeruch auszumachen.

Foto: Stefan Hermes

Allzu verführerisch lädt an heißen Tagen der idyllisch gelegene Tongrubensee am Ortsrand von Röttgen zum verbotenen Baden ein. Eine Anwohnerin, die sich nach dem Laufen dort gerne noch in dem klar erscheinenden Wasser erfrischt, kennt die Stellen genau, an denen sie unbeschadet ins Wasser kommen kann. An manchen Plätzen gebe es Muscheln, an denen man sich böse verletzten könne, sagt die Röttgenerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Aber wer hier schwimmt, weiß das“, sagt sie und betont, dass sie nicht die einzige Schwimmerin sei, die das Badeverbot missachte.

Außerdem dürfe man in dem See auch keine Angst vor Zerkarien haben. Die mikroskopisch kleinen, wurmähnlichen Larven der Saugwürmer, die vornehmlich Wasservögel befallen, können dort über den Kot der Enten bei Menschen eine sogenannte Badedermatitis mit lästigem Hautausschlag und juckenden Quaddeln auslösen. Dabei werden die Eier der Parasiten mit den Exkrementen der Ente ausgeschieden, die mehr Kot an einem Tag ausscheidet als ein Mensch. Darum sollte man Uferabschnitte mit zahlreich vorhandenen Enten meiden.

Füttern von Tieren am See verboten

Auch, wenn auf die Verkotung des Sees mit Schildern am See nicht explizit hingewiesen wird, machen Tafeln am Ufer der ehemaligen Tongrube darauf aufmerksam, die Tiere nicht zu füttern. Brotreste können im See verschimmeln und damit dem Wasser Sauerstoff entziehen. Das macht die Tiere krank. In der Folge wachse der See mit Algen zu und fange an zu stinken: „Schon vor etlichen Jahren sind hier die Enten ausgedünnt worden, um ein Umkippen des Sees zu vermeiden“, erinnert sich die 68-Jährige. Oft habe sie einen Beutel dabei und sammle den Müll im Uferbereich auf. Vor allem jetzt, wo nach den heißen Sommerwochenenden am See viel los gewesen sei, sagt sie.

In dem Landschaftsschutz- und Erholungsgebiet zwischen Villiper Allee, Schlossplatz und Hobsweg mit seinen insgesamt dreizehn Hektar lassen sich heute mehr als 20 verschiedene Baum- und Straucharten finden und viele heimische Singvogelarten, Fischreiher und Enten, aber auch Wasserfledermäuse beobachten. In der künstlich gefluteten Grube sind längst viele Fischarten heimisch geworden.

Geruch von faulen Eiern

Eine Vorstellung davon, wie sich ein Gewässer schlimmstenfalls entwickeln kann, vermittelt der nur wenige Hundert Meter entfernte Hirschweiher. Dort stinkt es nach faulen Eiern. Schon in den beiden extrem trockenen Sommermonaten 2018 und 2019 umwehten den Weiher starke Schwefelgerüche. Andere Tümpel, die weniger tief seien, trockneten im Sommer aus und könnten somit nicht „kippen“, erklärte noch kürzlich Peter Trötzsch von der Biologischen Station Bonn Rhein/Erft dem GA.

Wenn über längere Zeit kein Regen falle, dann sammle sich im Hirschweiher zu viel organisches Material an. Ähnlich wie auch im nahe gelegenen Oberauweiher haben sich Blätter, Äste, Algen und tote Tiere am Boden der Gewässer angesammelt und entzögen durch die Zersetzung dem Wasser den nötigen Sauerstoff. Der Hirschweiher liege zudem in einem sehr nährstoffreichen Gebiet des Kottenforsts.

Mangelnder Regen beeinflusst Gewässerhaushalt

Die vielen großen und kleinen Gewässer im Kottenforst Laichbiotope für Springfrosch, Kammmolch, aber auch Nahrungshabitat der Ringelnatter.

Die vielen großen und kleinen Gewässer im Kottenforst Laichbiotope für Springfrosch, Kammmolch, aber auch Nahrungshabitat der Ringelnatter.

Foto: Grafik GA

Bereits seit Jahrzehnten sammelt sich hier organisches Material im Weiher, was ihn für eine Übersättigung sehr anfällig mache. Im Gegensatz zum Kurfürstenweiher, der vom Viliper Bach durch Frischwasser versorgt wird, ist der Hirschweiher ein stehendes Gewässer, das vor allem durch Regenfälle lebendig gehalten wird, die zurzeit jedoch eher eine Mangelerscheinung sind. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren. „Da hatten wir genug Regen“, sagt Stephan Schütte vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft.

In den trockenen Sommern 2018 und 2019 habe der Weiher jedoch ebenfalls nach Schwefel gerochen, womit durch den Klimawandel und einer daraus resultierenden Trockenheit auch in Zukunft immer häufiger zu rechnen sein müsse, so der Forstamtsleiter.

An vielen Orten des Kottenforsts finden sich kleine Stillgewässer, die zwar nicht alle natürlichen Ursprungs sind, an denen sich aber die typische Tier- und Pflanzenwelt der Feuchtgebiete angesiedelt hat. Da der Boden im Kottenforst aus Rheinschottern und Kiesen mit einer Lehmschicht besteht, die durch ihre Wasserundurchlässigkeit zu einer langanhaltenden Vernässung bei Niederschlägen führt, sammelt sich bei Regen das Wasser in zahlreichen Tümpeln an, den sogenannten Maaren. Viele dieser Maare stammen bereits aus kurfürstlicher Zeit. Andere sind erst in den vergangenen Jahren künstlich angelegte oder renaturierte Biotope. Sie sind im Rahmen von „Life+“ (französisch für: L'Instrument Financier pour l'Environnement; deutsch: Das Finanzierungsinstrument für die Umwelt) entstanden.

Renaturierung nötig

So wurde auch das Röttgener Rehsprungmaar durch Life+ aufwändig renaturiert. Das Gewässer war weitgehend mit Weiden zugewachsen und drohte zu verlanden. Der Verlust eines der wichtigen Laichgewässer von den europaweit geschützten Amphibienarten Springfrosch und Kammmolch war absehbar. Durch Ausbaggern und Entfernen der Ufergehölze erhielt das Maar erneut seine ursprüngliche Größe und konnte sich über Niederschläge wieder mit Wasser füllen.

Insgesamt 77 neue Amphibiengewässer wurden durch das europäische Naturschutzprojekt im Gebiet der Villewälder zwischen Köln und Bonn wiederhergestellt. Von 2014 bis 2020 sind darüber hinaus artenreiche Blühwiesen in den Wäldern entstanden, eine vom Aussterben bedrohte Amphibienart durch ein Zuchtprogramm unterstützt und 359.000 Laubbäume gepflanzt sowie über 12.000 Biotopbäume dauerhaft gesichert worden. „Durch den Borkenkäfer sind inzwischen nahezu alle Fichten aus dem Kottenforst verschwunden“, stellt Forstamtsleiter Schütte fest. Die Wiederbewaldung des Kottenforsts sei jedoch jetzt schon zu 90 Prozent mit Eichen, Hainbuchenarten, Winterlinde und Erlen abgeschlossen.

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