Mangelhaftes WLAN in Unterkünften Schnelles Internet für Flüchtlinge soll kommen

Duisdorf · Die WLAN-Ausstattung der Flüchtlingsunterkünfte ist in Bonn stark ausbaufähig. Dabei benötigen die Menschen es dort, um Kontakt zu ihren Verwandten zu halten und auch um Deutsch zu lernen. Gemeinsam mit der Stadt stattet die Deutsche Telekom die Unterkünfte nun mit leistungsstärkeren Anschlüssen aus.

 Ohne die Bonner Initiative Freifunk wäre die Flüchtlingsunterkunft in Buschdorf bisher ohne WLAN.

Ohne die Bonner Initiative Freifunk wäre die Flüchtlingsunterkunft in Buschdorf bisher ohne WLAN.

Foto: Stefan Hermes

„Bis auf eine Flüchtlingsunterkunft, sind alle nur grottig mit WLAN ausgestattet“, sagt Konstanze Nolte, Integrationsbeauftragte des Bonner Stadtdekanats. Genaue Zahlen und Orte möchte sie nicht nennen. Zu groß ist die Sorge, dass sich Details zum Nachteil der dort wohnenden Geflüchteten auswirken können. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie, in denen Schulen geschlossen, die Kitabetreuung eingeschränkt und Homeoffice zum Alltag gehört, sei eine verlässliche und vor allem schnelle Internetverbindung unerlässlich, ist Nolte überzeugt. Doch die gibt es längst nicht überall in Bonn. Insbesondere die digitale Ausstattung in den Flüchtlingsunterkünften sei bisher vonseiten der Stadt sträflich vernachlässigt worden, so Nolte.

Obwohl die Notwendigkeit von Internetverbindungen für die Menschen in den Unterkünften längst bekannt und deren Dringlichkeit durch die Absehbarkeit der pandemischen Entwicklung vorhersehbar gewesen sei, ist der Ausbau von funktionierenden WLAN-Netzen nicht vorangetrieben worden. „Flüchtlinge haben eben keine Lobby und der Ausbau kostet Geld“, fasst Nolte den Missstand zusammen. Zudem habe das Problem schon lange vor der Corona-Krise bestanden. Auch die ehrenamtlich für die Flüchtlingshilfe Tätigen hätten die Stadt immer wieder darauf hingewiesen, dass digitale Verbindungen in den Flüchtlingsunterkünften zur Grundausstattung wie ein Telefon gehörten. Meist verfügen die Geflüchteten über Mobiltelefone und sind daher ohne WLAN auf die teuren Datenraten ihrer Mobilfunkverträge angewiesen, um damit Kontakt zur Heimat zu halten und sich zumindest per Videochat nicht aus den Augen zu verlieren. „Bisher war es so“, weiß Nolte, dass viele Menschen die kostenlosen Hotspots von Cafés oder Einrichtungen genutzt haben, um dort ihre zeit- und kostenintensiven digitalen Verbindungen herzustellen. Doch in Corona-Zeiten gebe es all diese Stellen und Möglichkeiten nicht mehr. „Auch Studenten, die nicht bei Mami und Papi wohnen“, so Nolte, „haben das selbe Problem.“

Nach einem Anstoß aus dem katholischen Stadtdekanat kommt nun überraschend schnelle unbürokratische Hilfe von der Deutschen Telekom, die in Zusammenarbeit mit der Stadt zunächst acht größere Flüchtlingsunterkünfte mit leistungsstärkeren Anschlüssen ausstatten wird. Stadtdechant Wolfgang Picken, der aufgrund seiner persönlichen Kontakte den Netzbetreiber mit der Stadt Bonn zusammenbrachte, ist erfreut, dass nun Telekom, Stadt und Kirche so gut Hand in Hand arbeiten. Die WLAN-Versorgung sei für die Flüchtlinge in den städtischen Unterkünften genauso elementar wie für jeden anderen Bürger auch. Dies gelte derzeit vor allem für Schüler, die in Zeiten geschlossener Schulen digital unterrichtet werden. Diese seien auf eine gute Internetverbindung angewiesen, „um nicht noch mehr den Anschluss zu verlieren“, so Picken. Auch Auszubildende, die es in der Berufsschule ohnehin aufgrund noch mangelnder Deutschkenntnisse schwer haben, oder Erwachsene, die an Integrationskursen teilnähmen, könnten ohne funktionierendes WLAN kaum weiterkommen, fügt Nolte hinzu. „Ohne stabiles Internet leidet der Spracherwerb, Konversation mit ehrenamtlichen Sprachpaten ist kaum möglich, Kurse auf YouTube oder anderen Social-Media-Kanälen sind unmöglich“, so die Integrationsbeauftragte. Der Pilotstandort an der Provinzialstraße konnte bereits zu Jahresbeginn in Betrieb genommen werden. Dort haben Telekom-Techniker unter anderem einen professionellen Router eingerichtet. Als nächstes sind die ehrenamtlichen Freifunker (sie Kasten) gefragt, die sich um die weiteren Schritte kümmern und das WLAN-Netz weiter betreuen werden. Sukzessive sollen nun auch weitere Flüchtlingsunterkünfte mit schnellem Internet ausgestattet werden. Die Stadt übernehme dabei die Kosten für Anschluss und Router, die Techniker der Telekom arbeiten zum Selbstkostenpreis, so Ayla Jacob vom Stadtdekant. Die Freifunker betreuen die Technik der Unterkünfte ehrenamtlich. Weitere Hardware benötigen werde dann mit Hilfe von Spenden seitens der Kirche finanziert.

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