Verkehr im Stadtgebiet Wie sicher sind die Schulwege in Bonn?

Bonn · Schulwege in der Großstadt können gefährlich sein. Viele Eltern bringen deswegen ihre Kinder mit dem Auto bis vor das Schulgelände. Aber auch das kann gefährlich werden.

 Kinder kommen morgens an der Ludwig-Richter-Grundschule an.

Kinder kommen morgens an der Ludwig-Richter-Grundschule an.

Foto: Niklas Schröder

Zum Schulbeginn ist morgens in Duisdorf vor der Ludwig-Richter-Grundschule einiges los. Beinahe im Minutentakt halten Autos vor den Toren. Türen werden aufgerissen, und Kinder mit ihren bunten Schulranzen springen heraus. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite warten einige Schüler mit ihren Eltern an einer roten Ampel. Manche Kinder sind auf den Bordsteinen alleine unterwegs. Ein paar Mütter und Väter bleiben vor dem Schulhof stehen und winken ihren Liebsten nach.

Polizeihauptkommissar Ralf Konjer steht in den Morgenstunden regelmäßig am Schieffelingsweg. Der Bezirksbeamte hat wachsame Augen auf den Straßenverkehr gerichtet. „Wir zeigen auf den Schulwegen Präsenz, um Parkplatzverstöße und eventuelle Geschwindigkeitsüberschreitungen zu vermeiden“, sagt Konjer. Das reiche meist schon aus. „Es werden vor der Schule regelmäßig die Geschwindigkeiten gemessen. Bisher haben wir nur eine geringe Anzahl an Überschreitungen festgestellt“, berichtet der Polizist. Besonders gefährlich sei für die Verkehrsteilnehmer das Halten in zweiter Reihe.

Dominik Loosen (39), der seine Tochter zu Fuß zur Schule bringt, berichtet von teilweise chaotischen Verhältnissen. „Vor Corona ging es hier schon recht wüst zu, es wurde in zweiter Reihe gehalten, und Eltern fuhren ihre Autos über den Bürgersteig“, schildert Loosen. Für den Vater unverständlich, denn nahe der Schule, an der Ludwig-Richter-Straße, sei ein sicheres Abgeben der Kinder möglich. „Wir sprechen das Thema auf jeder Schulversammlung an, dennoch ist es schwierig, zu den Eltern durchzudringen“, sagt der Schulpflegschaftsvorsitzende.

Eltern halten oft direkt vor der Schule

Für Schulleiterin Christa Hahn ist der Schulweg nur zum Teil sicher. „Der Schieffelingsweg ist vor dem Schulbereich eigentlich eine 30er-Zone, aber selbst Busse fahren manchmal zu schnell. Eine Verkehrsberuhigungsmaßnahme würde helfen“, fordert Hahn. Vermehrt würden Eltern ihre Kinder mit den Autos bis vor die Tore bringen. „Am Schieffelingsweg ist aber eingeschränktes Halteverbot und wenig Platz, an der Ludwig-Richter-Straße sogar Halteverbot.“

Auf das Halteverbot weist die Schulleiterin die Eltern während ihrer Frühaufsicht auch persönlich hin. „Die Eltern sind erst einsichtig, aber beachten es nicht mehr unbedingt beim nächsten Mal“, sagt Hahn. Sie wünscht sich farbige Markierungen vor den Schultoren. „In den Bereich an der Ludwig-Richter-Straße, ebenso im Bereich der Schule auf dem Schieffelingsweg, damit Tempo 30 besser berücksichtigt wird.“

Schulleiterin Birgit Klippel sieht an der Rochusschule hingegen keine verkehrstechnischen Probleme. „Wir liegen sehr zentral im Stadtteil, und die meisten Kinder kommen zu Fuß oder mit dem Roller“, sagt die Pädagogin. Die katholische Grundschule liegt mit der Rochusstraße in einer Fußgängerzone.

Unübersichtliche Verkehrssituation vor den Schulen ist problematisch

In Röttgen beobachtet Schulleiterin Jutta Schmitt-Kipper zu Stoßzeiten vor der Schlossbachschule ein hohes Verkehrsaufkommen. „Viele Fahrradfahrer, die von Rötten nach Ückesdorf und umgekehrt unterwegs sind, nutzen den Schulweg und fahren in beide Richtungen an unserer Schule vorbei. Hinzu kommen die Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule oder zum angrenzenden Kindergarten bringen.“ Besonders wegen der Vielzahl an unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern bestehe für die Schulkinder ein Risiko. „Um die Situation zu entschärfen, werden vor dem Schulgelände zeitweise Lotsen eingesetzt, und die Polizei macht regelmäßig im Unterricht auf Gefahrenstellen aufmerksam.“

Ein Zebrastreifen, der vor der Schlossbachschule für mehr Sicherheit sorgen könnte, sei abgelehnt worden. Eine weitere Lösung könnte nun die sogenannte Hol- und Bringzone darstellen. „Wir würden gerne so eine Zone vor dem Schulgelände installieren und sind deswegen seit Jahren mit der Stadt in Gesprächen“, sagt Schmitt-Kipper. Bislang habe man aber von der Verwaltung kein grünes Licht erhalten. „Wir haben mit der Verwaltung vor der Schule gute Stellen gefunden, die markiert werden könnten, es bedarf nur noch der Umsetzung“, so die Schulleiterin. „Seitens der Stadtverwaltung kann die Hol- und Bringzone an dem von der Bezirksvertretung beschlossenen Standort eingerichtet werden“, teilt die Verwaltung auf GA-Anfrage mit. Die Umsetzung könne nach Abschluss des Abstimmungsverfahren kurzfristig erfolgen. Die Kosten lägen vermutlich im unteren vierstelligen Bereich.

Haltepunkte und Laufgruppen als Lösungsansätze

In Ippendorf wohnen viele Kinder im Einzugsgebiet der Engelsbachschule und haben kurze Wege. „Einige Schüler müssen jedoch auch Hauptstraßen überqueren, die durch Zebrastreifen oder Ampeln gesichert sind“, berichtet Claudia Przybilla. Laut der Schulleiterin soll im Umkreis der katholischen Grundschule zu Stoßzeiten viel Verkehr herrschen. „Auch durch Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen. An zwei Gefahrenstellen werden die Kinder daher durch engagierte Elternlotsen sicher über die Straße geleitet“, sagt Przybilla.

Unter ökologischen Aspekten, und um die Selbstständigkeit der Kinder zu fördern, ruft die Schulleitung der KGS regelmäßig die Eltern zum Schuljahresbeginn dazu auf, ihre Kinder möglichst zu Fuß zur Schule gehen zu lassen. „Angeregt wird hierbei auch die Organisation privater Laufgemeinschaften. Für Eltern, die Ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen müssen, haben wir in enger Abstimmung mit der Polizei drei Haltepunkte festgelegt, die wir empfehlen, um Kinder sicher aussteigen zu lassen, ohne andere zu gefährden. Zum Schutz aller bitten wir eindringlich darum, die Kinder nicht direkt vor der Schule abzusetzen“, sagt Przybilla.

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