Opas Jacken waren sofort weg Second-Hand-Geschäft hat auf dem Brüser Berg eröffnet

Brüser Berg · Die Bedarfshilfe Bonn, Rhein-Sieg und Umgebung hat auf dem Brüser Berg ein neues Geschäft geöffnet. Die Resonanz ist riesig.

 Claudia Schwarzwald, Ludwig Glöckner und Heidi Möller (von rechts) sind von der Kundenresonanz positiv überrascht.

Claudia Schwarzwald, Ludwig Glöckner und Heidi Möller (von rechts) sind von der Kundenresonanz positiv überrascht.

Foto: Benjamin Westhoff

Von den Spitzentaschentüchern ist die Rentnerin vollkommen begeistert. „So etwas kann man heute nicht mehr kaufen“, betrachtet sie die edlen Leinenstücke mit dem filigran ausgearbeiteten Blumendekor. „Kaum einer kann noch solche Handarbeiten anfertigen“, ist die 78-Jährige überzeugt. Lange überlegen muss sie deshalb nicht: Insgesamt sechs Spitzentücher sucht sie sich aus dem Krabbelkorb aus.

Ludwig Klöckner, Geschäftsführer der Bedarfshilfe Bonn, Rhein-Sieg und Umgebung, sowie Claudia Schwarzwald, die gemeinsam mit Galina Schulz das neue Geschäft der gemeinnützigen Organisation auf dem Brüser Berg leitet, sind zufrieden. „Mit dieser überwältigenden Resonanz haben wir nicht gerechnet. Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen“, erzählt Klöckner.

80 bis 100 Kunden pro Tag

Das Geschäft ist erst seit wenigen Tagen geöffnet, Werbung für das Second-Hand-Angebot an der Edisonallee musste jedoch niemand machen. „Von der ersten Minuten an kamen die Kunden“, berichtet Schwarzwald. Mehr noch: Um die geltenden Einlasskontrollen für den großen Verkaufsraum einzuhalten, werden am Eingang rote Taschen verteilt. „So wissen wir immer genau, wie viele Besucher im Geschäft sind“, erklärt die Leiterin. Insgesamt kommen pro Tag zwischen 80 und 100 Kunden.

Mit einer Freundin kam Maria Vicente vor ein paar Tagen vorbei. „Ich bin so begeistert von dem Angebot, dass ich nun einmal in der Woche mithelfe“, erzählt die junge Frau. Auch wenn sie nicht mitarbeitet, ist sie täglich vor Ort. „Ich finde hier immer etwas, was ich gebrauchen kann“, lacht sie.

Zwar neu im Team, aber auf dem Brüser Berg bestens bekannt, ist Daniela Hoberg, die an diesem Morgen an der Kasse steht. „Ich engagiere mich schon länger in der Kirchengemeinde. Daher kenne ich viele unserer Kunden persönlich.“ Ihr gefällt vor allem, dass mit dem Erlös gemeinnützige Organisationen im Ort unterstützt werden. „Das Geld ist für einen guten Zweck bestimmt. Es sorgt für ein gutes Gefühl, dabei zu sein“, fügt sie hinzu.

Ehrenamtliche packen an

Nicht nur der Verkauf wird mit einem Team aus Ehrenamtlichen gemeinsam gestemmt. Auch die Renovierung des rund 300 Quadratmeter großen Verkaufsbereichs schulterte man gemeinsam. „Wir haben hier oben auf dem Brüser Berg wirklich eine tolle Gemeinschaft. Wenn Hilfe gebraucht wird, sind viele zur Stelle“, erzählte Heidi Möller vom Ortsausschuss kurz vor der offiziellen Eröffnung. Gemeinsam wurden die Wände gestrichen, der Fußboden gründlich gereinigt sowie Regale angebracht.

Jeder kann bei der Bedarfshilfe einkaufen. Egal ob Kleidung, Schuhe, Bücher, Kindermöbel, Geschirr oder Schuhe – in den Regalen und an den Kleiderstangen findet sich für jedes Alter und jeden Geschmack etwas. Dabei sind die Preise gesetzt, zwei Euro kostet Kleidung für Erwachsene, ein Euro die für Kinder.

Besondere Begegnung am Eröffnungstag

An eine besonders nette Begegnung vom Eröffnungstag erinnert sich Claudia Schwarzwald. „Eine ältere Dame hatte uns Kleidung ihres verstorbenen Mannes gebracht. Als wir noch miteinander sprachen, sah sie, dass sich zwei junge Männer die Jacken ihres Mannes ausgesucht hatten und sie kauften. Darüber hat sie sich wirklich gefreut“, erzählt die Leiterin.

Mittlerweile gibt es mehr als 2000 Kleidungsstücke für Erwachsene. Sogar ein Brautkleid wird in den nächsten Tagen zum Sortiment gehören. Das werde allerdings sehr schnell eine neue Besitzerin finden, ist Ludwig Klöckner sicher. „In keinem unserer Geschäfte ist die Resonanz so groß wie hier in Bonn“, weiß er. Wahrscheinlich auch deshalb, weil es neben Kleidung gut erhaltene Haushaltsgeräte gibt.

„Schauen Sie mal“, kommt die Rentnerin, die sich die bestickten Taschentücher ausgesucht hatte, noch einmal zurück. „Diesen Pürierstab habe ich noch gefunden. Den nehme ich mit.“ Ganz besondere Schätze warten stets in den Geschirrregalen auf neue Besitzer. Ob Sammeltassen aus Omas Geschirrschrank, Kristallgläser oder gar ein komplettes Service im Stil der 1950er-Jahre. „Bei uns gibt es für jeden Geldbeutel etwas“, versichert Schwarzwald. Dabei seien die Kunden nicht nur auf Schnäppchenjagd aus. „Auf Nachhaltigkeit legen immer mehr Menschen Wert“, beobachtet die Projektleiterin der Bedarfshilfe. „Für sie muss es nicht immer etwas Neues sein.“

Haushaltsgegenstände sowie gut erhaltene und gewaschene Kleidung werden gerne während der Öffnungszeiten der Bedarfshilfe entgegengenommen. Derzeit fehlen vor allem Kinderkleidung sowie Spielzeug. „Wir freuen uns über jeden, der unsere Arbeit unterstützt. Sei es durch Spenden oder durch Mitarbeit“, sagt Claudia Schwarzwald.

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