Von wegen Diaspora in Bonn So feiert der Hardtberg Karneval

Hardtberg · Auch auf dem Bonner Hardtberg lässt sich sehr gut Karneval feiern. In dieser Session gibt es zum ersten Mal seit langer Zeit wieder mehr als eine Tollität.

Max und Ira sind das erste Lengsdorfer Kinderprinzenpaar seit sehr langer Zeit.

Foto: Stefan Knopp

Bei der Frage, wohin man geht, um sich karnevalistisch auszuleben, kommen die meisten Bonner vermutlich nicht als erstes auf den Hardtberg. Ja, er ist der einzige Stadtbezirk, in dem es nur einen einzigen Karnevalszug gibt. Und lange Zeit war die einzige Tollität eine, die man in der Öffentlichkeit nicht zu sehen bekam. Aber auch im Bonner Westen gibt es Sitzungen, die sich sehen lassen können. Und: Man hat das Gefühl, dass sich in den letzten Jahren einiges getan hat.

Die Funkentöter und das Damenkomitee Blau-Weiß haben schon seit Langem ihre großen Sitzungen in der Duisdorfer Schmitthalle. Die Damen freuen sich an Weiberfastnacht, 16. Februar, auch wieder auf ein volles Haus. Schon im Herbst ließen es die Duisdorfer Funken dort mit der Herren- und der Mädchensitzung krachen – die Männer waren noch zögerlich, sagt Präsident Lutz Persch, aber bei den Frauen war die Halle wieder ausverkauft. Und der Ortsfestausschussvorsitzende Bernd Schmidt betont, dass man dort ja auch Bonns größtes Kinderkostümfest hat. Erstmals in diesem Jahr feiert die Große Dransdorfer Karnevalsgesellschaft ihren Frühschoppen in der Schmitthalle, da sie auf ihr Festzelt verzichten muss (der GA berichtete).

Das Prinzenshopping am 21. Januar wurde von rund 150 Vereinsleuten begleitet. Es gibt die Hardtberger Senatoren, die am Karnevalssamstag den Närrischen Esel im Kulturzentrum veranstalten.

Die Duisdorfer Funken gibt es nun seit sechs Jahren und haben sich schon beachtlich gemacht. Nach so kurzer Zeit schon mit einer großen Fußgruppe und drei Wagen im Bonner Rosenmontagszug mitzugehen, das will schon etwas heißen. Das hat auch mit Perschs Kontakten und Netzwerken zu tun. Und man stellt in diesem Jahr auch den Bonner Prinzen Christoph II. Der Verein ist als nächstes am Karnevalssamstag mit dem Funken-Biwak beim Lessenicher Karnevalszug zu sehen. Und egal, wie groß der Verein noch werden mag, man wird dem Stadtteil treu bleiben, den man im Namen trägt, und immer mit den Sitzungen in der Schmitthalle bleiben. „Wir fühlen uns wohl, wo wir sind, und wollen auch nicht weg“, so Persch.

Lengsdorfer Zug ist das Aushängeschild

Der Lengsdorfer Zug ist das Aushängeschild des Straßenkarnevals auf dem Hardtberg. Früher zog er an Veilchendienstag durch den Ort. Da aber immer weniger Zuschauer kamen, legte man ihn auf Freitag um. Um 14.30 Uhr geht er los. Vereine aus Lengsdorf wie die KG Teddybären gehen mit, aus Duisdorf kommen zum Beispiel der 1. FC Hardtberg und der Turn- und Kraftsportverein.

Erstmals seit langer Zeit hat der Zug wieder einen Prinzenwagen, und zwar für das Kinderprinzenpaar Max und Ira, das die Goldigen Herzen stellen. Die beiden haben schon eine Reihe Termine absolviert und werden auch die noch anstehenden Veranstaltungen in Lengsdorf besuchen. Die andere Tollität wird man dort nicht antreffen: Die Franziska, die jährlich im Wilhelmine-Lübke-Haus gewählt wird, regiert nur innerhalb des Seniorenheims. Eine neue wurde dieses Jahr nicht gewählt, stattdessen wurde im kleinen Kreis noch einmal Irena Deka, die 45. Franziska von Januar 2020, gefeiert.

De Knallhaade feiern

Nach vier Jahren feiern De Knallhaade mal wieder Karneval. Am 11. Februar ab 18 Uhr gibt es im Vereinshaus Programm, überwiegend aus eigenen Kräften, sagt Präsident Bernd Weber. Die Sitzung des Vereins, der aus der katholischen Jugendarbeit in Lengsdorf hervorgegangen ist, ist die einzige mit Mitbring-Buffet: Jeder Besucher muss etwas beisteuern. Nach drei Stunden Programm wird noch bis 1 Uhr in der Nacht Party gemacht. „Der Vorverkauf läuft ein bisschen schleppender als vor Corona“, so Weber. Manche scheuen auch hier noch die große Menschenmenge, aber es gibt eine Abendkasse.

In Medinghoven findet tatsächlich kein öffentlicher Karneval statt. Nahezu karnevalsfreie Zone ist auch der Brüser Berg. Vor Corona hatte Christa Namislo dort eine Karnevalsfeier für Menschen mit und ohne Handicap organisiert. „Die ist Corona zum Opfer gefallen“, sagt die Ortsausschussvorsitzende Heidi Möller. Immerhin spreche man von einer vulnerablen Gruppe, hinzu kommen Altersgründe bei der Veranstalterin. Möller bedauerte, dass das ersatzlos wegfällt. Ansonsten gibt es dort neben dem Prinzenshopping nur noch „Bonn steht Kopp“ im Telekom Dome.

„So etwas braucht die Manpower und Vereine, die das machen“, so Möller. Die gebe es in den alten Stadtteilen, aber nicht auf dem Brüser Berg, der nächstes Jahr erst 50 Jahre alt wird. „Wenn etwas käme, würde auch niemand etwas dagegen haben.“ Aber man wolle auch den anderen Veranstaltungen im Stadtbezirk keine Konkurrenz sein. Außerdem: Duisdorf und Lengsdorf sind ja nur eine kurze Abfahrt entfernt.