Suchtprävention in Lengsdorf So hilft die update-Fachstelle Familien mit Suchtkranken im Lockdown

Lengsdorf · Corona hat die Arbeit der update-Suchtprävention verändert – aber qualitativ nicht verschlechtert. Derzeit packen die Mitarbeiter Beschäftigungspakete für die Ferien.

 Marion Ammelung leitet die Fachstelle für Suchtprävention in Lengsdorf.

Marion Ammelung leitet die Fachstelle für Suchtprävention in Lengsdorf.

Foto: Stefan Hermes

„Wir haben wenig Menschen, die uns verlassen und sagen, das bringt alles nichts“, sagt Marion Ammelung voller Anerkennung für die Arbeit ihres 25-köpfigen Teams von „update“, der Fachstelle für Suchtprävention sowie Kinder-, Jugend- und Elternberatung in der Lengsdorfer Uhlgasse. Dank der aufklärenden Angebote und Methoden der Beratungsstelle von Caritas und Diakonie sei vielen Betroffenen klar geworden, dass Suchtmittel sie mehr bestimmten, als sie es selber vermutet hätten, erklärt die Einrichtungsleiterin.

Das update-Team unterstützt und fördert beispielsweise junge Menschen dabei, einen selbstbestimmten und kritischen Umgang mit Alkohol und Medien zu entwickeln. Mehr als 4000 Menschen haben bislang an Beratungen, Workshops und Projekttagen von update teilgenommen.

Corona-Pandemie trifft vor allem Familien mit Suchtkranken

Durch die Corona-Pandemie hat sich laut Ammelung zwar die Art und Weise der Kontaktaufnahme und der Beratungsmöglichkeiten verändert, die Qualität hat jedoch nicht darunter gelitten. Grundsätzlich haben Ammelung und ihr Team schon in den ersten Corona-Wochen die Erfahrung gemacht, dass einige suchtkranke Familiensysteme mit Verunsicherung, Ängsten und einer zunehmenden psychischen Destabilisierung auf die krisenhafte Entwicklung reagierten. „Manche sahen sich in ihrer sozialen Existenz bedroht, was bei unserer zu betreuenden Personengruppe in vielen Fällen zu einem unmittelbaren Ausweichen auf erlernte Reaktionsmuster, wie den Konsum psychoaktiver Substanzen, führen kann“, erklärt die Leiterin.

Lockdown hat Gewaltbereitschaft im häuslichen Umfeld erhöht

Zudem habe sich im weiteren Verlauf der Pandemie und den damit verbundenen Kontaktbeschränkungen – mit geschlossenen Kitas, Homeoffice und Homeschooling – in vielen Fällen die Gewaltbereitschaft im häuslichen Umfeld erhöht. Das Team von update musste somit den Familien mit ihren ambulanten Hilfen deutlich flexibler und umfänglicher zur Verfügung stehen. „Die Schul- und OGS-Schließungen sowie das Wegfallen anderer Freizeitbeschäftigungen führten in jüngster Vergangenheit zu einer Verschärfung der Isolation in den Familien“, berichtet Ammelung. Ihre Einrichtung reagierte darauf mit regelmäßigen digitalen Treffen, zu denen sich jeweils rund 100 Teilnehmer anmeldeten. Darüber hinaus stellten Mitarbeiter der Fachstelle sogenannte Beschäftigungspakte zusammen, die sie wöchentlich verteilten.

2019 haben mehr als 7500 Kinder, Jugendliche, Eltern und pädagogische Fachkräfte von der Fachstelle profitiert

Ammelung ist seit 28 Jahren als Sozialpädagogin und Systemische Therapeutin in der Suchtprävention tätig. Seit 2004 leitet sie die Fachstelle update. „Vor 28 Jahren waren wir Pioniere in der Vermittlung von suchtpräventiven Inhalten und Methoden für junge Menschen und deren Bezugspersonen“, so Ammelung. Mittlerweile könne man auf eine umfangreiche Vielfalt an innovativen, evaluierten und nachhaltigen Projekten, Methoden und Kommunikationsmodulen zurückgreifen. Stolz verweist sie auf die Bilanz der Einrichtung: 2019 haben mehr als 7500 Kinder, Jugendliche, Eltern und pädagogische Fachkräfte direkt von den Angeboten der Fachstelle profitiert. Über den Bonner Event-Sprinter werden sonst jährlich bis zu 27 500 Kinder, Jugendliche und Erwachsene an den Karnevalstagen und bei anderen Events angesprochen und auf update als Anlaufstelle bei Suchtproblemen aufmerksam gemacht.

Zurzeit packen Ammelung und ihr Team hingegen Osterpakete, die neben Ostereiern, Farben und Anleitungen auch Ideen für Bewegung, Beschäftigung und Psychohygiene enthalten. Mit solchen Paketen gelang es bereits in der Vergangenheit, die Eltern in ihren Betreuungsaufgaben zu unterstützen und den Kindern und Jugendlichen gleichzeitig ein kleines Stück Alltagsstruktur zurückzugeben. Eine ebenso wichtige Rolle spielte auch die Übergabe der Beschäftigungspakete, um damit den Kontakt zu den Familien an der Haustüre herzustellen und ins Gespräch zu kommen. Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Veränderungen stellen die von update betreuten Familien vor zunehmend große finanzielle Herausforderungen: Schulschließungen, zwingend erforderliche Hygieneartikel wie Masken und Desinfektionsmittel sowie auch die Anschaffungen von Spielen und Schulmaterialien führen zu höheren Ausgaben, während sich die Einnahmen der Familien oftmals durch Kurzarbeit reduzierten. „Durch Spendenmittel, die update erhalten hat, konnten wir die Familien finanziell unterstützen und ihnen somit einen Teil ihrer Ängste nehmen. Für diese Unterstützung sind wir sehr dankbar“, betont Ammelung.

Für das update-Team ist es wichtig, die engmaschige Betreuung und Unterstützung der Familien fortzusetzen. „Viele unserer Klienten haben Ängste bezüglich der nun bereits lange andauernden Einschränkungen, doch die Erfahrungen der letzten Monate haben gezeigt, dass die umgesetzten Maßnahmen in den betreuten Familien zu großer Entlastung geführt haben.“

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