Einzelhandel in Hardtberg So soll wieder mehr Leben in der Duisdorfer Fußgängerzone einkehren
Duisdorf · Eine zeitgemäße Innenstadt muss viele Funktionen und Erwartungen erfüllen. Zentrenmanagerin Sophie Büchner will in leer stehenden Geschäften auf der Rochusstraße Kunst und Kultur unterbringen.
Eine Nebenwirkung der Corona-Pandemie ist, dass sie wie ein eiserner Besen durch Einkaufsstraßen fegt und Geschäftsinhaber mangels Kundschaft zum Aufgeben zwingt. Zwar liegt der Leerstand in Gesamt-Bonn laut Wirtschaftsförderung nur bei rund drei Prozent, dennoch rückt das Thema „lebendige Innenstadt“ wie auch andernorts wegen der Pandemie stärker in den Fokus. Denn funktionierende Einkaufsmeilen sind keine Selbstläufer mehr – sie müssen gehegt und gepflegt werden.
Mit 13 leer stehenden Geschäften und zwei aktuellen Geschäftsneueröffnungen bei insgesamt rund 80 Geschäften und Unternehmen steht die Rochusstraße nicht schlecht da. Aber 16 Prozent Leerstand sind eine Hausnummer, zumal leer geräumte Schaufenster das Gesamtbild einer florierenden Geschäftsstraße negativ beeinflussen.
Schwierige Verhandlungen mit Eigentümern
In ihrem Jahresbericht protokolliert Zentrenmanagerin Sophie Büchner die Wahrnehmung der Duisdorfer Gewerbetreibenden, „dass durch die Corona-Pandemie die Passantenfrequenz im Zentrum abgenommen hat.“ Die Zahl leer stehender Geschäfte nehme zu. Daher ist ein Plan für dieses Jahr, leere Ladenlokale „zu bespielen“. Soll heißen, sie will Eigentümer auf eine Interims-Nutzung ansprechen. Denkbar wäre etwa, dass Künstler oder kulturelle Einrichtungen vorübergehend einziehen und lediglich die Nebenkosten tragen. Allerdings hatte ein Anlauf von Bezirksbürgermeister Christian Trützler vor einem Jahr, Eigentümer zum Gespräch einzuladen, wenig Resonanz.
Das Kalkül von Eigentümern ist unterschiedlich. Mancher setzt auf möglichst hohe Rendite, die aber für einen Interessenten, der ein Geschäft eröffnen will, nicht mehr lukrativ ist. Es gibt Erbengemeinschaften, die sich uneins sind, sodass mit der Immobilie nichts weiter passiert. Andere ziehen die Immobilie leer, weil sie dann besser zu verkaufen ist. Eine Zwischennutzung des Ladenlokals, die vielen Passanten positiv auffällt, kann den Effekt haben, dass sie Interessenten, die nach einem Standort suchen, aufmerksam macht.
Kontinuierliche Weiterentwicklung der Zentren
Zukunftsszenarien malen das Bild multifunktionaler Innenstädte. „Die Zeichen deuten auf Abnahme des Einzelhandels und Zunahme von Gastronomie, Dienstleistung, Wohnen und Kultur“, erläutert IHK-Geschäftsführer Stephan Wimmers. Im aktuellen Einzelhandelsreport kommt er zu dem Ergebnis, dass es hilfreich ist, wenn eine Stadt kontinuierlich weiterentwickelt wird und neue Möglichkeiten für Gewerbetreibende oder zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Daher begrüße er die Einrichtung eines Zentrenmangements in den drei Stadtbezirken Hardtberg, Bad Godesberg und Beuel. Bonn hat aus dem NRW-Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte rund 300.000 Euro Fördermittel bekommen und das Unternehmen Stadtberatung Dr. Sven Fries beauftragt. Sophie Büchner ist als Zentrenmanagerin das Gesicht vor Ort. Ihr steht allerdings nur wenig Zeit zur Verfügung. Im Rahmen der Förderung bleibt noch ein Jahr. In der Folge ist für ihre Arbeit „eine konkrete Schwerpunktsetzung und die Formulierung realistischer Ziele nötig“.
Konkret wünscht sich beispielsweise der Duisdorfer Gastronom Mahabir Singh „ein gemeinsames Marketing für die Fußgängerzone. Es gibt immer noch potenzielle Kunden, die in der Nähe wohnen, uns aber nicht kennen.“ Als starken Rückhalt empfindet er, „dass die Duisdorfer treue Stammkunden bleiben“. Geschäftsmann Lutz Persch stellt sich vor, „dass auf der Rochusstraße Veranstaltungen stattfinden, die andere nicht haben.“
