7. Beat Festival Sound der Siebzigerjahre

Endenich · Bonner Bands aus den Sechziger Jahren spielen beim „7. Beat Festival“ in der Harmonie für die Opfer der Flutkatastrophe. Für eine der drei Bands wird es ihr Abschiedskonzert werden.

 Freuen sich auf die Möglichkeit, wieder Musik machen zu können (v.l.): Jörg Schlienkamp, Rüdiger Funke, Bea Tradt und Wolf Fabian.

Freuen sich auf die Möglichkeit, wieder Musik machen zu können (v.l.): Jörg Schlienkamp, Rüdiger Funke, Bea Tradt und Wolf Fabian.

Foto: Stefan Hermes

Mit ihrer Musik, die auch rund 60 Jahre nachdem sie von den Bonner Beatbands Blow Up Reunion, Electric Sandwich und Firebirds zum ersten Mal gespielt wurde, nichts an Power und Attraktivität verloren habe, sagt Bea Tradt, „sind wir so etwas wie die Erfinder der Nachhaltigkeit.“ Auch wenn die Mitorganisatorin und Moderatorin des 7. Beatfestivals in der Endenicher Harmonie am kommenden Samstag mit ihren Sixties United nicht mit auf der Bühne stehen wird, verspricht sie zusammen mit Jörg Schlienkamp, dass die drei Bands aus den 1960er und 70er Jahren ihr Publikum „in die gute alte Zeit zurückversetzen, als die Musik der Stones, Beatles und Searchers das Heranwachsen bestimmte.“

Siebtes Festival coronabedingt nur mit drei Bands

Nach den Erfolgen der vorangegangenen sechs Festivals mit bis zu sieben auftretenden Bands muss sich nun die siebte Ausgabe des Festivals coronabedingt auf drei Bands beschränken. Die Aufwärmphase wird die 1966 als Schülerband am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium gegründete Blow up Reunion bestreiten, die zunächst nur bis 1969 zusammenspielte und sich erst rund 40 Jahre später als Reunion wieder zusammenfand. Der Musik ihrer Gründungszeit ist die Band weitestgehend treu geblieben und covered heute mit hoher Qualität Beat- und Rock-Klassiker wie The Who, CCR, Rolling Stones, Small Faces, Kinks sowie Cream und Jimi Hendrix. In der Originalbesetzung werden Rüdiger Funke, Diethard Schaefer und Werner Schallenberg die „Golden Sixties“ musikalisch aufleben lassen.

Auch die Kultband Electric Sandwich wird in ihre große Zeit zurückversetzen: Hits wie „China“, der mit seinem hypnotischen Beat, als „Fusion im besten Sinne“ vom Rolling Stone Magazin beschrieben wurde, gehören zu den Eigenkompositionen von Electric Sandwich, die ihren Fans noch heute im Ohr klingen dürften. Wolf ‚Lupus’ Fabian, der heute über 70-jährige Drummer der Band, erinnert sich an die Zeit, als sich die später so erfolgreiche Band noch am Brunnen des Kaiserplatzes zum Jammen getroffen hatte.

„Wir waren eine echte Session-Band“, sagt er. Manchmal habe er gar nicht gewusst, „wer da mit uns zusammen auf der Bühne stand“. Aus dieser Gründungszeit ist auch noch Jörg Ohlert dabei, der zu seinem 50. Geburtstag die ehemaligen Bandmitglieder einlud und damit das „Feuer wieder entfachte“, wie es die Band auf ihrer Webseite beschreibt. Gerd Weber und Wolfgang ‚Sally’ Sallmon komplettieren heute die Formation, die 1971 zusammen mit den Scorpions auf dem zweiten Platz eines Festivals der Fernsehzeitschrift „Hör zu“ landete und danach von dem legendären Metronome Brain Label einen Plattenvertrag bekam. Die Band tourte mit Steamhammer, Uriah Heep und der Record Beatshow von Radio Luxemburg.

Letztes Konzert nach 48 Jahren

Die dritte Band des Konzerts wird sich an diesem Abend nach 48 Jahren von der Bühne und seinen Fans verabschieden: Die Firebirds sind eine der ältesten Coverbands aus Nordrhein-Westfalen. Die Oldietruppe, deren Mitglieder mittlerweile im ganzen Bundesland verstreut leben, widmet sich seit ihrer Gründung 1963 den Hits der 60er und 70er Jahre. Damals wie heute legt die Band großen Wert auf das Zusammenspiel mit ihrem Publikum und verbindet ihre Auftritte mit einer soliden Performance und Musik zum Abtanzen und Mitsingen.

Die Firebirds fanden sich etwa zur Zeit der Gründung von Beatles und Stones im Sauerland zusammen. Ihr Proberaum war der legendäre „Little Richard Club“ im sauerländischen Lennestadt, der damals von Gitarrist Georg Bicher gegründet wurde. Der sogenannte „Halbstarken-Club“ befand sich im Keller seines Elternhauses und bot nicht nur den Firebirds, sondern der gesamten aufkommenden Beatbewegung der Umgebung eine Plattform. Nachdem Georg Bicher einen Film über Raketentechnik gesehen hatte, stand auch der Name „Firebird“ fest.

 Die Firebirds beim Beatfestival 2017 in der Harmonie.

Die Firebirds beim Beatfestival 2017 in der Harmonie.

Foto: Privat

Doch auch in der Geschichte der Firebirds trennten sich die Wege der Musiker durch Familie und Beruf. Erst 1989 fand man wieder zusammen. Schon ein Jahr später stürmten mehr als 1000 Firebird-Fans die Sauerlandhalle in Bielstein. In den folgenden Jahren eroberte die Gruppe dann das Publikum immer wieder zusammen mit bekannten Bands, wie Boney M., Sailor, The Tremoloes, Hermans Hermits, The Lords, Shocking Blue und vielen anderen.

Seit 1964 ist Norbert Schmelz dabei, der vielen Bonnern als Pädagoge, Sportler und Schauspieler bekannt sein dürfte. Seine Show als Sänger, in der er heute zusammen mit Nanne Stein und Nicole Reuter das Publikum anheizt, ist legendär. Unterstützt werden die drei von Georg Bicher und Axel Küppers an den Gitarren sowie den beiden Bonnern Toni Becker am Bass und Gerd Glock am Schlagzeug.

Alle Musiker verzichten auf ihre Honorare und lassen die Einnahmen des Abends den Betroffenen der Flutkatastrophe an der Ahr zukommen.

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