Sozialer Wohnungsbau Neubauprojekte in Bonn kämpfen mit Kostenexplosion

Dransdorf/Endenich · Noch in diesem Jahr will die Vebowag mit zwei Projekten in Dransdorf und in Endenich loslegen. Doch die steigenden Kosten bereiten Sorgen. Wie geht es weiter?

 Die alten Gebäude an der Hans-Sachs-Straße in Dransdorf sind bereits abgreissen. Dort sollen 16 neue Wohnungen entstehen.

Die alten Gebäude an der Hans-Sachs-Straße in Dransdorf sind bereits abgreissen. Dort sollen 16 neue Wohnungen entstehen.

Foto: Benjamin Westhoff

Nichts erinnert mehr an die beiden großen Mehrfamilienhäuser an der Hans-Sachs-Straße, stattdessen ein klaffendes Bauloch und ein Bagger. Zuletzt hatte der General-Anzeiger von den einstigen Mietern berichtet. Zwölf Parteien – durchweg langjährige Mieter – haben schweren Herzens Abschied genommen.

Dass sie ausziehen müssen, wirkte Anfang 2021 zunächst auf alle wie ein Schock. Sicher war aber, keiner würde auf der Straße stehen. Denn der Vermieter, die Vebowag, hatte angeboten, dass sie Wohnungen aus dem Immobilienbestand der städtischen Wohnungsbaugesellschaft beziehen können. Die Wogen haben sich geglättet. Alle sind untergekommen.

Während die Vebowag die anderen Wohnblöcke an der Straße der Reihe nach von Grund auf saniert hat, fiel für die beiden Mehrfamilienhäuser eine andere Entscheidung. Die Mietpreisbindung war abgelaufen. 1967 gebaut, waren die Häuser in die Jahre gekommen.

„Eine energetische Sanierung wie bei den Häusern in der Umgebung kam für uns nicht infrage. Sie entsprachen nicht mehr dem baulichen Standard“, sagt Geschäftsführer Michael Kleine-Hartlage.

Die Vebowag hat sich zum Ziel gesetzt, im Zuge des demografischen Wandels energieeffiziente, barrierefreie Wohnkomplexe zu bauen. Ein weiteres Argument für den Abriss: Die Fläche kann besser ausgenutzt werden. Der Bebauungsplan erlaubt das Aufsetzen eines weiteren Geschosses.

Geplant sind mit öffentlicher Förderung 14 große Wohneinheiten für Familien und zwei kleine Einheiten. Die Baugenehmigung liege vor, der Förderantrag sei gestellt, sagt Kleine-Hartlage. „Wir wollen noch dieses Jahr mit dem Bau beginnen.“ Er will so schnell wie möglich starten. Die Kostensteigerungen im Bausektor machen ihm Sorgen, denn sie drücken auf den Finanzierungsplan.

Hauptaktionär ist die Stadt

Gleiches gilt für das geplante Großprojekt auf der Fläche des ehemaligen Sportplatzes Vogelsang in Endenich. Zwischen Siemensstraße, Auf dem Hügel, Am Propsthof sowie südwestlich des Plangebietes „West.side“ entwickeln die Wohnbau GmbH und die Vebowag ein neues Quartier. Insgesamt sollen 334 Wohneinheiten entstehen. Davon sind etwa 221 gefördert und 113 frei finanziert. Die insgesamt sechs Baufelder – hälftig Vebowag und Wohnbau – umfassen knapp 24.000 Quadratmeter. Die Erschließung soll im ersten Halbjahr 2022 beginnen, 2027 soll das Projekt abgeschlossen sein.

Derzeit hat die Vebowag rund 6500 Wohnungen im Bestand, von denen mehr als drei Viertel Mietpreis- beziehungsweise Belegungsbindungen unterliegen. Mit 93 Prozent ist die Stadt Bonn Hauptaktionär des Unternehmens. Die übrigen Anteile halten laut Geschäftsführer Kleine-Hartlage Provinzial, Sparkasse KölnBonn und mit 0,4 Prozent Handwerker.

Diese Konstruktion erklärt sich aus der Historie. „Bonner Handwerker, die nach der Hauptstadternennung am Bauboom für Ministerien und Botschaften teilhaben wollten, gründeten 1950 die Gemeinnützige Bonner Wohnungsaktiengesellschaft – Gebowag“, so Kleine-Hartlage. Damals übernahm die Stadt Bonn einen Anteil von 55 Prozent an der neuen Gesellschaft, die vornehmlich die einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen mit hochwertigem und zugleich bezahlbarem Wohnraum versorgen sollte. Mit der Gebietsreform brachten Beuel und Bad Godesberg ebenfalls Wohnungsunternehmen ein, die sich 1970 zur Vereinigten Bonner Wohnungsbau Aktiengesellschaft – Vebowag – zusammenschlossen.

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