Partei-Jubiläum SPD Ippendorf wird 100 Jahre alt

Ippendorf · Beinahe hätte Herbert Spoelgen den 100. Geburtstag vergessen. So alt ist der Ortsverein seiner Partei in Ippendorf dieses Jahr geworden. Durch einen Zufall erinnerte er sich gerade noch rechtzeitig an das Jubiläum.

 Blick in die Vergangenheit: Gabriele Klingmüller und Herbert Spoelgen zeigen den Artikel, der von der Gründung des SPD-Ortsvereins vor 100 Jahren berichtet.

Blick in die Vergangenheit: Gabriele Klingmüller und Herbert Spoelgen zeigen den Artikel, der von der Gründung des SPD-Ortsvereins vor 100 Jahren berichtet.

Foto: Benjamin Westhoff

Beinahe hätte Herbert Spoelgen das Jubiläum ganz vergessen. Beim Spazierengehen traf der SPD-Politiker einen anderen Genossen aus dem Ortsverein Ippendorf. Der erzählte Spoelgen, dass er kürzlich auf einer 100-Jahrfeier des Ortsvereins eines Bekannten an der Mosel gewesen sei. Wann sie denn in Ippendorf ihr 100-Jähriges feiern würden?

Da fiel Spoelgen, der schon in Ippendorf kandidiert hat, der Artikel wieder ein. Den hatte ein Parteigenosse im Stadtarchiv gefunden, als er etwas zur Geschichte der SPD in Beuel recherchierte. Der Ausschnitt stammt aus der Parteizeitung „Rheinisches Volk“ vom 2. März 1921. Darin berichtet der Autor von der Gründung einer SPD-Ortsgruppe Ippendorf. Dass Spoelgen den Artikel bekommen hatte, war schon ein paar Jahre her. „Der lag auf meinem Schreibtisch“, sagt er. „Aber ganz weit unten.“

Jubiläum der SPD Ippendorf gerät nicht in Vergessenheit

Dank des zufälligen Treffens mit Spoelgens Bekannten geriet der 100. Geburtstag des Ortsvereins dann doch nicht in Vergessenheit. Stattdessen gab es für die Mitglieder eine Feier. Dabei präsentierte Spoelgen auch, was er bei seiner Recherche zum Artikel herausgefunden hatte: Der Text nennt die Genossen Rutsch und Röder. Bei seinen Nachforschungen stieß Spoelgen auf einen Josef Röder, der in den 1920ern zweimal für den Gemeinderat Ippendorf kandidierte. Im Jahr 1924 erhielt die SPD dabei 74 Prozent.

Das änderte sich im Laufe der Zeit, und ist bis heute so geblieben: Bei der Bundestagswahl im September landete die SPD im Wahlbezirk Ippendorf-Nord mit 22 Prozent auf Platz drei hinter der CDU und den Grünen, genau wie im Wahlbezirk Ippendorf-Südwest, wo die Partei auf 19 Prozent kam. „Ippendorf war immer ein schwieriges Pflaster für die SPD“, sagt Spoelgen. „Dort und in Röttgen war der Stimmenanteil immer am niedrigsten.“

Gabriele Klingmüller ist die derzeitige Vorsitzende der SPD in Ippendorf. Sie hat recherchiert, wie das Leben vor 100 Jahren im Ort war, als Quelle diente ihr das Buch „Ippendorf – vom armen Bauerndorf zum bevorzugten Wohnort“ von Bernhard Berzheim. 1921 lebten um die 1000 Menschen in Ippendorf, gerade mal ein paar mehr als im darauf folgenden Jahr an Tieren gezählt wurden: nämlich 16 Pferde, 33 Rinder, 60 Schweine, 208 Ziegen und 632 Hühner.

Das traurige Ende des Nachtwächters

Seit Anfang der 1800er Jahre hatte der Ort auch einen Nachtwächter. Ab 1908 bekleidete dieses Amt Klemens Fuchs. Für seine Arbeit bekam er 6000 Mark im Jahr. Zu seiner Ausrüstung gehörte später auch ein Revolver, anfangs hatte er auf seinen Runden nur einen Säbel dabei. Fuchs kam 1921 bei einem Unfall ums Leben: Weil es so kalt war, setzte er sich an den Ofen, schlief ein und starb an dem Kohlengas, das ausströmte. Danach fand sich niemand mehr, der den Job machen wollte.

Ihre ersten Recherchen wollen Klingmüller und Spoelgen nun noch weiterführen. Sie habe noch Zeitungsartikel, Protokolle von Parteitreffen und Aktenordner voll mit andern Dokumenten – vorwiegend aus den 1970er und 80ern. Die seien ihr übergeben worden, als sie den Vorsitz antrat, sagt Klingmüller. Sie und Spoelgen haben also noch reichlich Material, das sie bis zum 200-Jährigen auswerten können.

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