Hermann-Wandersleb-Ring Stadt entfernt nutzlose Tafeln an der B56

Duisdorf · Die Bildschirme sind schon seit 2006 außer Betrieb. Bislang hieß es, es sei einfach zu teuer, sie abzubauen. Jetzt tut sich was in der Sache - und Ersatz ist auch geplant.

Was hat das neue Parkleitsystem für Bonn mit dem Stadtbezirk Hardtberg zu tun? Politiker der Bezirksvertretung Hardtberg wunderten sich bei der Sitzung am Dienstagabend, dass dieses Thema auf der Tagesordnung stand. „Es ist ein Schild betroffen“, sagte Manfred Eckel vom Tiefbauamt dazu. Schnell kam heraus, dass die seit Jahren nutzlosen riesigen Bildschirme eines längst vergessenen Verkehrsleitsystems gemeint waren. Von den Relikten des Projekts City Traffic soll bald schon nichts mehr zu sehen sein.

Betroffen ist zunächst der schwarze Bildschirm über der B56, wenn man von Witterschlick nach Duisdorf fährt – kurz vor der Kreuzung mit dem Konrad-Adenauer-Damm. Der soll laut Eckel durch die Anzeige des neuen Leitsystems ersetzt werden, das die neuesten technischen Entwicklungen zur Verkehrslenkung in sich vereinen soll, so die städtische Vorlage zum Thema. Künftig sollen Autofahrer an der Stelle ablesen, ob es sich überhaupt lohnt, mit dem eigenen Wagen weiter in die Stadt zu fahren, oder ob es nicht günstiger wäre, auf den Nahverkehr umzusteigen – etwa am nicht weit entfernten Duisdorfer Bahnhof, wo die S23 einen in wenigen Minuten in die City bringt.

Damals gab es noch keine Smartphones

Auf GA-Anfrage sagte Eckel, dass nicht nur die Anzeige an der Almabrücke abgebaut werden soll, sondern auch ihr Pendant am Hermann-Wandersleb-Ring, das von Bonn kommend kurz vor dem Abzweig in die Rochusstraße steht. Immer wieder gab es den Wunsch, die unschönen Bildschirme auf den hohen Masten zu entfernen. Es hieß aber bislang immer, dass dies zu teuer sei. Eckel sagte, dass die Tafeln im Laufe 2020 entfernt würden, weil in dem Jahr auch das Parkleitsystem auf den Weg gebracht werden müsse. Tatsächlich zeigen die Bildschirme schon seit 2006 nichts mehr an, zuvor hatte es allerdings auch immer mal wieder Ausfälle gegeben.

Das Verkehrsvorhersagesystem City Traffic ging am 5. November 2001 an den Start – ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Bonn und des Fraunhofer-Instituts für Autonome intelligente Systeme (AIS), das vier Millionen Euro gekostet hatte. Letzteres wurde alles als Pilotprojekt entwickelt, gefördert vom Bundesforschungsministerium. Zu der Zeit gab es noch keine Smartphones, die über Mobilfunk oder Bluetooth geortet werden können, um dann Rückschlüsse auf den fließenden Verkehr zu ziehen. So nutzte man andere Sensoren, nämlich die Schleifen vor den verkehrsabhängigen Ampeln, die regelmäßig Informationen über die Verkehrsströme in der Stadt lieferten. Das eröffnete den Forschern die Möglichkeit, Prognosen für die Stadt- und Verkehrsplanung zu liefern. Es wurde auch ein Verkehrskonzept rund um den Bonner Hauptbahnhof entwickelt.

Die erfassten Daten dienten in Duisdorf dazu, die Pendler rechtzeitig vor den Staus auf der viel befahrenen Rochusstraße zu warnen. Wenn die B 56 etwa Rot aufleuchtete, konnte der Autofahrer eine Ausweichroute über Lengsdorf und den Konrad-Adenauer-Damm wählen. Das bedeutete dann auch, dass sich ein Stau schneller wieder auflösen konnte. Nach dem Start gab es eine Befragung, weil die Darstellung der Straßen – eine sowieso rudimentäre Grafik – zu kompliziert war. Das wurde im Frühjahr 2004 dann geändert. Nach dem geplanten Ausstieg des Fraunhoferteams wanderte der Rechner, der alles steuerte, ins Stadthaus. Alsbald fielen die Tafeln aus, City Traffic starb seinen Tod.

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