Zwangsschließung in Bonn-Lengsdorf Stadt macht Apotheke nach 46 Jahren dicht

Lensgdorf · Das Bonner Gesundheitsamt hat in der Falken-Apotheke Verstöße gegen die Betriebsordnung festgestellt. Konsequenz: Die 83-jährige Inhaberin muss zwangsweise in den Ruhestand, die Apotheke bleibt geschlossen.

46 Jahre lang hatte Ursula Knott ihre Falken-Apotheke an der Villemombler Straße in Lengsdorf betrieben, kannte jeden Kunden beim Namen. Jetzt musste die 83-Jährige von jetzt auf gleich ihr Geschäft zumachen - auf behördliche Anordnung. Der städtische Amtsapotheker hat die zwangsweise Schließung verfügt, am Dienstag waren bereits Mitarbeiter eines Pharma-Großhandels dabei, die gelagerten Medikamente und Arzneimittel unter Aufsicht des Ordnungsamtes auszuräumen und abzutransportieren.

Apothekerin Ursula Knott ist verzweifelt: Sie darf seit 20. Januar keine Kunden mehr in den Räumen ihrer Apotheke und des Lengsdorfer Reformhauses bedienen und findet: "So ein Ende habe ich nicht verdient." Freunde standen ihr am Dienstag bei, um sie zu beruhigen und wieder aufzubauen. "Die Apotheke war mein Lebenselixier", sagt Knott. Sie sei immer für die Patienten im Einsatz gewesen, war nie in Urlaub gefahren. Die Anordnung der Stadt empfindet sie als Schikane.

Über die genauen Gründe der Schließung wollen weder sie noch die Stadt Bonn reden. Letztere beruft sich auf den Datenschutz. Nur so viel: Das Gesundheitsamt habe Hinweise erhalten, dass die Apothekenbetriebsordnung nicht eingehalten werde, teilte eine Sprecherin des Presseamtes dem GA mit. "Daraufhin hat im Dezember eine Begehung in der Apotheke stattgefunden", sagte sie. "Die Besitzerin hat danach einen Bescheid bekommen, mit einer Frist und den Angaben, welche Mängel abgestellt werden müssen, damit der Betrieb weitergehen kann."

Doch die Missstände seien nicht behoben worden, weshalb dem Amtsapotheker keine andere Möglichkeit geblieben sei als die vorübergehende Schließung anzuordnen. Die städtische Sprecherin räumte zugleich ein: "Zu einer solchen Schließung kommt es nur in sehr seltenen Fällen."

Knott: "So etwas ist noch nie passiert"

Für Ursula Knott ist das bitter: "Ich hatte immer wieder Kontrollen, aber so etwas ist noch nie passiert", sagt die 83-jährige Apothekerin. Sie bestätigt die Darstellung der Stadt, was die Forderung nach Beseitigung der Mängel angeht. "Aber das ging nicht so schnell, weil mir auch zwei Mitarbeiter ausgefallen waren", sagt sie. Außerdem könne sie nicht mal eben 50 000 Euro innerhalb von zwei Wochen investieren.

Die Apothekenbetriebsordnung regelt die Voraussetzungen, um das Geschäft mit Arzneien betreiben zu dürfen. Bei dieser langen Liste an Forderungen geht es um Qualitätsmanagement, Personal, Hygiene, Rezepturen, Arzneiherstellung, Kennzeichnung, Vorratshaltung, Lagerung, Abgabe, Beratung und Dienstbereitschaft - also das volle Programm zum Betrieb einer solchen Einrichtung.

Was passiert jetzt mit den Geschäftsräumen? Ursula Knott hat nach eigenen Worten seit Oktober versucht, einen Nachfolger zu finden. "Ohne Erfolg." Ob also wieder eine Apotheke einzieht, steht in den Sternen. Den Bedarf der Lengsdorfer an Medikamenten kann jetzt nur noch ein Betrieb im Ort decken, nämlich die Mühlenhof-Apotheke am Einkaufszentrum Im Mühlenbach.

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