Flüchtlinge in Bonn Stadt will Gebäude an der Rochusstraße 65 mieten und umbauen

DUISDORF/KESSENICH · Der steigende Strom an Flüchtlingen nach Deutschland zwingt auch die Stadt Bonn dazu, erfinderisch zu werden und Wohnraum für sie zur Verfügung zu stellen. Um Kapazitäten für rund 420 Personen zu schaffen, will sie ab 1. Mai zwei Bürohäuser anmieten und zu Übergangswohnheimen umbauen lassen.

Eins davon ist für die Duisdorfer quasi ein altbekanntes Domizil. Es ist das Gebäude an der Rochusstraße 65 (Ecke Ludwig-Richter-Straße), gegenüber der Aral-Tankstelle, das angemietet und umgebaut wird, so dass etwa 225 Personen dort einziehen können. Das andere Objekt ist ein Bürohaus an der Reuterstraße 122 (Ecke Oskar-Walzel-Straße), direkt an der Reuterbrücke in Kessenich, wo Platz für etwa 186 Bewohner geschaffen werden soll. Die Entscheidung hat Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch bereits per Dringlichkeit getroffen und will sich dies am 23. Januar im SGB-Ausschuss nachträglich genehmigen lassen. Die Mietzeit für beide Objekte soll zehn Jahre betragen.

Im Fall des Duisdorfer Bürohauses ist es nicht das erste Mal, dass die Stadt auf diese Immobilie zurückgreift. In den 90er Jahren war das Haus schon einmal zehn Jahre lang ein Wohnheim für Aussiedler, Asylbewerber und Flüchtlinge. Damals fiel es schon optisch durch seine "Klappen" vor den Fenstern auf. Nachdem man es 1999 - nach zehnjähriger Belegung - nicht mehr als Heim benötigte, wurde es quasi auf Kosten der Stadt Bonn, nämlich gegen eine Abstandszahlung von 400 000 Euro, wieder zurückgebaut.

Inzwischen ist es durch Büros der Arge belegt, aber im Erdgeschoss auch durch die Immobiliengesellschaft Bonaccura und zwei weitere Mieter. Bonaccura-Geschäftsführer Gisbert Weber war gestern völlig überrascht von der Nachricht, wer seine künftigen Nachbarn sein werden. "Jetzt bin ich völlig platt", sagte er, als er es vom GA erfuhr. "Es ist nie jemand auf mich zugekommen und hat mit mir gesprochen." Natürlich müssten die Flüchtlinge in Bonn irgendwo untergebracht werden, äußerte er Verständnis. "Aber was das hier für meine berufliche Existenz bedeutet, muss ich jetzt erst mal prüfen."

Die Stadt muss die Flüchtlinge unterbringen, es handelt sich um eine Pflichtaufgabe der Kommune. Alle städtischen Übergangswohnheime und Notunterkünfte sind laut Verwaltung aber bereits belegt oder sogar überbelegt. Man rechnet mit der Aufnahme von rund 730 Flüchtlingen bis Ende 2014, deshalb müssten 500 zusätzliche Plätze entstehen. "Daher ist die Schaffung weiterer Dauerunterkünfte unabdingbar", heißt es. Das Geld dafür muss der Kämmerer jeweils zusätzlich aus seinem Etat bereitstellen.

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