Bolivianische Jugendtheatergruppe "Voces en pie" Suche nach einem ausgeglichenen Leben

ÜCKESDORF · Tanzend kommen die sieben Laienschauspieler der bolivianischen Jugendtheatergruppe "Voces en pie" in die Aula des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums (CvO). Sie spielen Flöten, Trommel, lachen. Lebensfreude pur.

 Laienschauspieler aus Bolivien behandeln im CvO Themen, die auch deutsche Schüler interessieren.

Laienschauspieler aus Bolivien behandeln im CvO Themen, die auch deutsche Schüler interessieren.

Foto: Mühlens

Die Kinder der acht Klassen der Schlossbach-Grundschule aus Röttgen, die in den ersten Reihen Platz genommen haben, haben schon beim Einlauf der Schauspieler ihren Spaß. Die Schauspieler von "Voces en pie" kommen aus dem Jugendzentrum Chasqui in El Alto und touren derzeit mit ihrem Stück "Buen Vivir" (Gutes Leben) durch Deutschland.

"Es ist ein Experiment, dass wir heute neben der 7., 8., 9. und 10. Klasse auch Grundschüler zu Gast haben - sie sollen sich schon mal an eine weiterführende Schule gewöhnen, schließlich kommen viele von ihnen nach den Ferien zu uns", erklärt Walter Christian, PR-Koordinator des CvO.

Die Theatergruppe möchte das andine Konzept des "Buen Vivir" vorstellen. Die Schauspieler brauchen für ihre Statements keine Worte. Die Gesten sprechen für sich. Einige Sequenzen lassen sich schwer interpretieren, andere hingegen sind eindeutig, und lassen bei so manchem Schüler ein verlegenes Lächeln aufblitzen. Zum Beispiel dann, wenn die Schauspieler über die Bühne rennen und nur Augen für ihr Smartphone haben. Sie tippen - bis die Geräte auf einmal kaputt sind. Vorbei ist es mit der eigenwilligen Beschäftigung, auf einmal werden die Mitmenschen wieder interessant.

Der Internationale Christliche Friedensdienst Eirene holte die Jugendlichen nach Deutschland. Zusammen mit der Schülervertretung des CvO organisierte der Friedensdienst den Auftritt in der Schule. Der Kontakt kam zustande, weil Klara Leinen, die im vergangenen Jahr ihr Abitur am CvO machte, in einem Jugendzentrum in El Alto ein freiwilliges soziales Jahr absolviert. Für dieses wurden Spenden nach der Aufführung gesammelt. "Der Kontakt mit Bolivien ist aber auch deshalb so eng, weil wir eine Schulpartnerschaft mit einer Schule in La Paz haben. Nächste Woche kommt uns die Verbindungslehrerin vom Colegio Alemán besuchen", so Christian.

Wie ein roter Faden zieht sich eine feine Gesellschaftskritik durch das Stück. Es sind aktuelle Themen, die sich die Jugendlichen aus Bolivien vorgenommen haben. Am Ende der Vorstellung stellten sich die Schauspieler den Fragen der Schüler. "Die neuen Technologien verändern uns. Die Kommunikation der Menschen untereinander hat sich grundlegend verändert, aber auch die mit der Natur - ein ausgeglichenes Leben ist daher wichtig", sagte Laienschauspielerin Mariela Portugal-Rivas. Auf Zetteln ließ sie sich von den Schülern aufschreiben, was für sie zu einem guten Leben dazugehört. Die Antworten nimmt sie nun mit nach Bolivien.

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