Kläranlage Duisdorf Tonnenschwere Schraube neu eingebaut

DUISDORF · Die erste von drei neuen tonnenschweren Schrauben wurde in der Kläranlage Bonn-Duisdorf eingebaut. Eine Operation im Schneckentempo: Bei jeder allzu hektischen Bewegung lief die Schraube Gefahr, auszubrechen und womöglich Menschen zu verletzen oder Gebäude zu beschädigen.

 Mit einem Kran wird die riesige Schnecke von den Arbeitern an ihren Bestimmungsort in der Kläranlage Duisdorf bugsiert.

Mit einem Kran wird die riesige Schnecke von den Arbeitern an ihren Bestimmungsort in der Kläranlage Duisdorf bugsiert.

Foto: Roland Kohls

Langsam und behäbig schwebte die Riesenschnecke durch die Luft ihrem Ziel entgegen, der tiefsten der drei Wannen in der Kläranlage Bonn-Duisdorf. Eine Operation im Schneckentempo, denn bei jeder allzu hektischen Bewegung des Krans, an dem sie hing, lief die tonnenschwere Schraube Gefahr, auszubrechen und womöglich Menschen zu verletzen oder Gebäude zu beschädigen. Schließlich wurde sie passgenau eingelassen. Jetzt muss sie noch in Beton gegossen und mit dem Motor verbunden werden und Testläufe bestehen, bevor sie Ende August in Betrieb genommen werden kann.

Am Montag wurde der erste von drei Kolossen eingehoben, am Dienstag folgen die beiden restlichen. Die drei Schrauben ersetzen die bisherigen, die seit 1967 ihren Dienst taten. "Die sind etwas in die Jahre gekommen und mussten ausgetauscht werden, weil sie verschlissen waren", sagte Werner Bergmann, Leiter des Tiefbauamtes.

Es handelt sich um eine kleinere Trocken- und zwei Regenwetterschnecken. Erstere wiegt etwa 1,85 Tonnen, hat einen Durchmesser von 90 Zentimetern und kann bis zu 150 Liter pro Sekunde befördern, letztere sind 2,6 Tonnen schwer, durchmessen 1,20 Meter und können bis zu 285 Liter pro Sekunde transportieren. Das klingt nach viel, aber pro Sekunde gelangen normalerweise bis zu 143 Liter Schmutzwasser in die Kläranlage, bei Regen sogar noch mehr.

Die Schnecken heben das Abwasser nach dem archimedischen Schraubenprinzip 4,5 Meter in die Höhe und überführen es so in den Reinigungsprozess. Bei trockenem Wetter reicht die kleinere Schnecke, die rund um die Uhr im Dienst ist, wenn es regnet, wird eine Regenwetterpumpe dazu geschaltet.

Bei ganz starkem oder anhaltendem Niederschlag kommt auch die zweite zum Einsatz. Auf diese Weise werden 36.250 "Einwohnerwerte" bedient, das sind Haushalte, die zu 58 Prozent in Alfter und zu 42 Prozent in Bonn liegen. Das Einzugsgebiet der Kläranlage reicht von Witterschlick über Duisdorf bis Lengsdorf. Ausgelegt ist die Anlage laut Kläranlagenplaner Manfred Crone auf maximal 60.000 Einwohnerwerte. Im Jahr seien das rund 2,2 Millionen Kubikmeter Abwasser. "Damit könnte man etwa 1000 Olympia-Schwimmbäder füllen", so Crone.

Die Erneuerung der Schnecken samt der Tröge, in die sie eingefasst sind, beläuft sich laut Tiefbauamt auf 557 000 Euro. Gefertigt wurden die Schnecken nach öffentlicher Ausschreibung von der Firma Spaans in den Niederlanden, die auch Transport und Einbau übernimmt. Die alten wurden fachgerecht entsorgt. Mit den neuen Schrauben komme auch eine Veränderung im Ablauf, sagte Bergmann. "Nach dem Einschalten laufen sie dem Bedarf entsprechend. Die alten Schnecken wurden eingeschaltet und liefen dann auf voller Leistung." Damit werde jetzt also effizienter gearbeitet.

Das von den Schnecken transportierte Abwasser wird erst mit rotierenden Korbrechen gefiltert, wodurch alle großen Feststoffe entfernt werden. Kleinere Feststoffe setzen sich am Boden ab und können gezielt abgesaugt werden. Bei der Zwischenklärung wird auf Bandräumern Schlamm abgelagert, der anschließend weiter geklärt wird. Während das verbleibende Wasser durch Bakterien gereinigt und wieder in den Rhein geleitet wird, wird der Schlamm getrocknet und in der Anlage am Salierweg verbrannt.

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