Gut Ostler Trübsal nach Schließung des Hofladens

MESSDORF · Der Ziegenstall steht leer, der alte Bock wurde geschlachtet. Das gleiche Schicksal ereilte die Schweine von Gut Ostler. Ein Schild am Hofladen zeigt an, dass dieser geschlossen ist. Für die Öffentlichkeit hat der Bio-Hof nichts mehr zu bieten. Martina Wilmes reinigt auf dem Hof Regale. Jetzt habe man ja Zeit dazu, sagt die ehrenamtliche Mitarbeiterin.

Sie sei schon ewig mit dem Demeter-Hof verbunden, sagt die 63-Jährige: "Das ist ein Ort, der mir etwas gibt, das ich sonst nicht so stark empfinde." Durch die Ruhe schöpfe sie Energie. Für sie ist Gut Ostler ein "heiliger Ort". Seit Anfang des Jahres ist es in der Tat ruhig dort, denn Beschwerden von Nachbarn und allzu strikte Auflagen seitens der Stadt haben dazu geführt, dass keine öffentlichen Veranstaltungen mehr auf dem Hof durchgeführt und auch keine Bio-Produkte mehr verkauft werden dürfen (der GA berichtete).

"Es ist alles eingestellt, was die außerlandwirtschaftlichen Aktivitäten angeht", sagt Ivana Koretic. Sie leitet den Hof derzeit kommissarisch, weil Pächter Martin Baumgart derzeit wie schon öfters in den letzten Jahren als Entwicklungshelfer in Afrika ist.

Die Stimmung auf dem Hof ist von Resignation, Wehmut und Frust geprägt. "Uns ist die finanzielle Grundlage genommen worden", sagt Koretic. Durch die hohen Auflagen seien die Gehälter der Mitarbeiter nicht mehr bezahlbar - das sei auch das Ende der inklusiven Arbeit. "Martin Baumgart hat schon Inklusion betrieben, lange bevor die Stadt das Wort überhaupt in den Mund genommen hat." Auf dem Hof waren Behinderte beschäftigt, die beim normalen Hofbetrieb und bei den vielen Veranstaltungen halfen - Schafschur, Feste, Glühweinabend, Bio-Märkte Hofführungen und dergleichen.

"Ich habe keinen Bock mehr", sagt Koretic. Für eine Neubeantragung fehle die Energie. Deshalb gebe es keine weiteren Gespräche mit der Stadt. Man fühle sich auch schlecht behandelt. "Respektloses Verhalten von außerhalb muss man auch nicht dulden." Damit meint sie die Stadt und die Nachbarn, die sich über Kinder- und Bauernhoflärm beklagt hatten, gleichermaßen.

Gut Ostler hat aber auch Fürsprecher wie Familie Putschli, die einen offenen Brief an Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch verfasst hat. Darin lobt sie die Angebote für junge Familien, die Möglichkeit, "nachhaltige Lebensmittel direkt beim Erzeuger zu erwerben", und die artgerechte Tierhaltung. Man sei enttäuscht: "Gerade die Stadt Bonn, in der Inklusion ein Aushängeschild ist, sollte Arbeitsplätze für behinderte Mitmenschen erhalten." Das Engagement des Pächters werde missachtet.

Die Antwort des Oberbürgermeisters: Man sei Beschwerden von Nachbarn über nächtlichen Anlieferlärm und laute Veranstaltungen nachgegangen und habe festgestellt, dass für den Hofladen keine Baugenehmigung bestanden habe. Zudem gehe die Zahl der Veranstaltungen "über die seinerzeit abgestimmte rein landwirtschaftlich-pädagogische Nutzung hinaus". Deshalb müsse ein ordentliches Genehmigungsverfahren erfolgen, wofür sich der Betreiber aber nicht gesprächsbereit gezeigt habe.

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