Ukraine-Konflikt in den sozialen Medien Fragen von Bonner Schülern zum Krieg werden online beantwortet

Bonn · In sozialen Medien wie Tiktok oder Twitter gibt es viele drastische Bilder aus der Ukraine zu sehen. Damit Kinder und Jugendliche mit ihren Gedanken und Gefühlen dazu nicht allein sind, organisieren junge Bonner eine offene Veranstaltung im Netz.

 In den sozialen Medien wie Tiktok finden sich zahlreiche Videos und Bilder aus den Kampfgebieten in der Ukraine.

In den sozialen Medien wie Tiktok finden sich zahlreiche Videos und Bilder aus den Kampfgebieten in der Ukraine.

Foto: Benjamin Westhoff

Frauen und Kinder, die in Luftschutzbunkern ausharren. Menschen, denen eine Explosion das Bein abgerissen hat. Panzer, die durch Städte rollen: Die Gräuel des Krieges in der Ukraine erreicht die jungen Menschen in Deutschland auf vielen Wegen – in sozialen Netzwerken oft ohne Filter, Hintergründe und Einordnung.

Ukrainische Influencer nutzen die sozialen Medien wie Tiktok für Kriegsberichte. Statt Reise-, Mode- oder Fitnessvideos zu posten, teilen sie Videos und Bilder der russischen Invasion. Ihr Ziel: Sie wollen damit aufräumen, dass es sich wie von Russland verbreitet um eine „Spezialoperation" handelt. „Ich möchte, dass die Leute verstehen, dass dies kein Scherz ist, (…)", sagt die 20 Jahre alte Marta Vasyuta laut der Deutschen Presse-Agentur.

Jugendlichen Raum für Gedanken geben

Eine Gruppe junger Bonnerinnen möchte dazu beitragen, dass Jugendliche einen Raum haben, in dem sie sich mit ihren Gedanken und Gefühlen zum Krieg auseinandersetzen können. Deshalb haben sie für Montag, 7. März, eine Online-Veranstaltung organisiert. Beginn ist um 11 Uhr. Unter anderem wird Martin Aust dabei sein. Der Experte für Osteuropäische Geschichte von der Uni Bonn erläutert die Hintergründe des Kriegs. „In der Schule gibt es kaum Raum für die Geschichte der Region“, sagt Aust. Deshalb wolle er darüber informieren. Mit Blick auf die sozialen Medien sagt er, man müsse genau hinschauen: Es gebe dort Kriegspropaganda, aber auch wichtige Informationen.

Sie hätten sich überlegt, welches Hilfsangebot noch fehle, sagt Mitorganisator Luca Samlidis über die Idee zur Veranstaltung. Bei der hält nicht nur Aust einen Vortrag, es gibt auch Gespräche in kleiner Runde. „Da können die Jugendlichen jede Frage stellen – zum Beispiel: Muss mein Cousin, der bei der Bundeswehr ist, bald in den Krieg?“, sagt Samlidis. Die Gruppen würden von jungen Menschen geleitet, die vorher inhaltlich gebrieft wurden. Sie würden bei Bedarf auch auf professionelle psychologische Hilfsangebote hinweisen.

Lehrer wollen keine Ängste schüren

Samlidis berichtet, dass sie aus den Schulen viele positive Rückmeldungen erhalten. Zu den Schulen, die das Angebot wahrnehmen, gehört auch das Berufskolleg in Duisdorf. Die Schulleitung befürwortet, dass die Schüler daran teilnehmen und stellt sie dafür frei. „Wir haben schon die ganze Woche mit den Schülern über das Thema gesprochen“, sagt Beate Buttkus, stellvertretende Schulleiterin.

Es gebe viel Ungewissheit und Sorgen. „Die Schüler fragen sich, ob der Krieg zu uns herüberschwappt“, sagt sie. Im Unterricht haben die Lehrer noch einmal besprochen, wie sich Fake News erkennen lassen und wie die Schüler richtig recherchieren können. „Wir sind bemüht, dass wir keine Ängste schüren“, sagt Buttkus. „Schüler können sich auch jederzeit an die Sozialarbeiter der Schule wenden.“

Die Anmeldung ist über eine Mail an verstaltung@lucasamlidis.de unter Angabe einer E-Mail-Adresse, des Namens und der besuchten Schule bis Montag, 8 Uhr, möglich. Die Organisatoren empfehlen eine Teilnahme für Jugendliche ab 13 Jahren.

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