Reanimationswoche am St. Marien Hospital in Bonn Um die Wette reanimieren
Poppelsdorf · Am St. Marien Hospital in Bonn trainieren Ärzte mit Laien, Pfegerinnen und Pflegern die Reanimation. Dabei kommen moderne Übungsmittel zum Einsatz.
María Elena Joyos kniet, die Hände hat sie übereinander auf die Mitte eines Brustkorbs gelegt. Dann beginnt sie zu drücken. 30 Stöße Herzdruckmassage, dann zweimal beatmen. „Puh, ich schwitze, das ist anstrengend“, lacht sie. „Ja, das ist ziemlich anstrengend, deswegen sollten sie sich auch immer Hilfe holen. Machen Sie das nicht allein!“, sagt Dr. Ludwig Knorr, der neben ihr kniet. Er ist Oberarzt der Anästhesie im St. Marien Hospital und trainiert gemeinsam mit seiner Kollegin Kristina Albert mit Laien die Reanimation.
Eine Übungspuppe liegt am Boden des Empfangsraums an der Pforte des St. Marien Hospitals. Daneben sind zwei weitere Simulatoren ohne Beine auf zwei Liegen platziert. Auf dem Brustkorb des Simulators am Boden kleben zwei Elektroden, auf ihnen ist aufgedruckt, wo sie platziert werden müssen. Die Kabel laufen von den Elektroden bis hin zum Defibrillator. „Der Defibrillator spricht mit ihnen und sagt ihnen, was sie machen müssen, alle zwei Minuten macht er eine Analyse“, erklärt Knorr.
Das Ergebnis der ersten Analyse: „Schock empfohlen“, sagt der Defibrillator. „Jetzt lädt der Defibrillator auf“, erklärt Knorr „während sie den Schock geben, ist es besonders wichtig, dass sie Abstand nehmen von dem Patienten und diesen auf keinen Fall berühren, sonst erwischt es sie selbst auch“, so Knorr.
„Schock jetzt geben“, durchdringt die mechanische Stimme des Defibrillators die Geräuschkulisse, „orangene Taste jetzt drücken“. Joyos drückt auf den orangefarben blinkenden Knopf, das Blinken stoppt: „Schock gegeben.“ Joyos beginnt erneut mit der Herzdruckmassage.
Warum den freien Tag für’s Reanimationstraining opfern?
Zum Reanimationskurs an der Pforte sind Joyos und ein weiterer Mann gekommen. Joyos erzählt sie habe von dem Angebot aus den Medien erfahren. „Ich habe mich gefreut, hier sein zu können, weil ich heute frei habe.“ Sie finde es wichtig und notwendig, auf den Ernstfall vorbereitet zu sein. „Ich bin so viel unterwegs, man weiß nie, was passieren kann“, so Joyos. Das letzte Mal die Reanimation geübt, habe sie für ihren Führerschein. „Jetzt ist wieder gespeichert, was ich auch schon mal vor 20 Jahren gelernt habe“, sagt sie.
Mittlerweile ist es etwas voller geworden, einige Praktikanten sind von unterschiedlichen Stationen gekommen, um an den Simulatoren für den Ernstfall zu üben. Joyos kniet nun allein vor dem Simulator. Sie ruft „Hallo, hallo, können Sie mich hören?“, während sie die Puppe etwas schüttelt, dann hört sie, ob der Patient atmet. Nichts. „Sie da im schwarzen T-Shirt“, helfen sie mir, ruft sie einem anderen Mann zu, der heute zum Training gekommen ist, aber bisher nur zugeschaut hat. Er öffnet die Jacke, macht so den Brustkorb frei und übernimmt die Herzdruckmassage. Gleichzeitig befestigt Joyos die Elektroden des Defibrillators. „Prima, genau so muss man das machen“, kommentiert Knorr.
Die Reanimation ist für alle sichtlich anstrengend, sodass die Frage, „wie lange muss ich das machen?“ zwangsweise aufkommt. „So lange man kann, sollte man weitermachen“, sagt Knorr.
Die Reanimationswoche am St. Marien Hospital
Im Rahmen der Reanimationswoche haben Knorr und Albert schon auf mehreren Stationen im St. Marien Hospital Halt gemacht und nach einem theoretischen Vortrag zur Reanimation mit den Pflegerinnen und Pflegern trainiert. Denn auch für sie gilt: Übung macht den Meister. „Je öfter man das macht desto routinierter wird man“, sagt Knorr.
Die Simulatoren lassen sich mit einem Tablet verbinden, das anzeigt, ob man im richtigen Rhythmus oder zu leicht drückt. Außerdem gibt es Programme, die zulassen, dass man sozusagen um die Wette reanimiert. „Da sieht man dann zwei Rettungswagensymbole und wer zuerst im Ziel ist, hat es besser gemacht. Das führt einfach dazu, dass die Leute es auch wirklich richtig machen“, sagt Knorr. Im Simulationszentrum haben sie eine große Auswahl an unterschiedlichen Simulatoren, erzählt er: „Babys, Kinder und es gibt auch Simulatoren, die Lungengeräusche machen und sprechen können oder deren Lippen blau anlaufen.“
Warum Ersthelfer so wichtig sind
Die Trainings für Laien sind wichtig, da es im Notfall schnell gehen muss. In Bonn dauere es im Schnitt acht bis zehn Minuten bis ein Rettungswagen nach der Alarmierung eintrifft, so Knorr. Die Chancen auf eine erfolgreiche Reanimation steigen, je früher man mit dieser beginnt. Wartet man zu lange, kann der Patient zum Beispiel einen neurologischen Schaden erleiden und ins Koma fallen.
Plötzlich piepst der Defibrillator. „Auf der Anzeige können Sie sehen, dass der Herzschlag sich wieder normalisiert hat“, sagt Knorr. Er bewegt den Kopf der Puppe und gibt dieser seine Stimme: „Hallo, wer sind sie? Was machen sie und warum tut meine Brust so weh?“ Joyos lacht: „Ach ich bin niemand.“ Geschafft. „Sie haben den Patienten gerettet“, sagt Knorr.