Patientinnen mit Diagnose Brustkrebs Uniklinik zeigt Werke aus kunsttherapeutischem Angebot

Venusberg · Im Centrum für Integrierte Onkologie am Universitätsklinikum Bonn zeigen Frauen mit Brustkrebsdiagnose Werke, die sie bei einem kunsttherapeutischen Online-Angebot geschaffen haben.

 Michael Neumann, Initiator der Studie, schaut sich die Bilder an, die aus dem Therapieprogramm entstanden sind.

Michael Neumann, Initiator der Studie, schaut sich die Bilder an, die aus dem Therapieprogramm entstanden sind.

Foto: Stefan Knopp

Die Diagnose ist immer ein Schock: Krebs. Wie soll man seelisch damit umgehen, vor allem in Corona-Zeiten? Am Universitätsklinikum Bonn hat man eine Antwort. 2021 startete das dort angesiedelte Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Aachen Bonn Köln Düsseldorf unter Leitung von Ingo Schmidt-Wolf eine Kooperation mit der Alanus Hochschule, und zwar als kunsttherapeutische Online-Studie. Die erste Runde war erfolgreich, die zweite ist schon angelaufen. Ein sichtbares Ergebnis ist eine Ausstellung im CIO-Gebäude von Bildern und Skulpturen, die die Teilnehmerinnen geschaffen haben. Sie startete passend zum Weltkrebstag am Freitag, allerdings ohne Vernissage, und ist bis 4. März zu sehen.

Angebot mit Einzelgesprächen und Gruppensitzungen

Für die Studie wurden Frauen mit Brustkrebsdiagnose ausgewählt, aber laut Michael Neumann, Leitung Krebsregister und Innovationsmanagement am CIO und Initiator der Studie, kann eine solche Therapie bei jeder Krebsform und auch Männern helfen. Das Angebot beginnt und endet mit Einzelgesprächen, dazwischen gibt es Gruppensitzungen. Für die Studie werden zu verschiedenen Zeitpunkten Fragebögen ausgefüllt. Es wird nicht nur gemalt, sondern auch mit Ton oder anderen plastischen Materialien gearbeitet, die die Organisatoren den Teilnehmerinnen nach Hause schicken.

Wie kann Kunst den Erkrankten helfen? „Bei Krebspatienten wirken sich das Gefühl der Lebensbedrohung, Schmerzen, Schwäche, Müdigkeit, Haarausfall, dauerhafte postoperative Narben, mögliche Nebenwirkungen von Behandlungen und dauerhafte körperliche Veränderungen auf die Psyche des Einzelnen aus“, erklärt Neumann. Das könne eine Entfremdung vom eigenen Körper mit sich bringen. Die Patientinnen erhalten eine Möglichkeit, sich auszudrücken, wenn sie ihre Gefühle nicht in Worte fassen können. „Die Kunsttherapie hilft, das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern“, so Neumann. Die Studie untersucht, ob dies auch digital funktionieren kann.

Das Angebot gibt auch die Möglichkeit zum Austausch mit andern Betroffenen

Für die Patientinnen, deren Werke jetzt ausgestellt sind, ist sie eine Hilfe. „Gerade als junge Patientin war für mich die Krebsdiagnose ein Schock“, erklärt Judith Werner, die einen gemalten Baum im Wind zur Ausstellung beisteuert. „Das alles während einer Pandemie durchmachen zu müssen, sorgte für zusätzliche Isolation. Durch das gemeinsame digitale Malen hatte ich Gelegenheit, mich mit Mitpatientinnen auszutauschen und bei der künstlerischen Tätigkeit abzuschalten – alles ohne Risiko einer Coronainfektion.“ Man habe Kontakte geknüpft und tausche sich über die Entwicklungen in der Therapie aus.

„Es hat immer gut getan, während der Zeit der Therapie ganz in die gestellte Aufgabe einzutauchen und die Umgebung für kurze Zeit zu vergessen“, sagt Christina Köhler, die Bilder mit kräftigen Farben gemalt hat. Der Austausch mit Gleichgesinnten habe ihr sehr geholfen. Annelie Herrmann, die unter anderem den steinigen Weg der Therapie dargestellt hat, genießt sowohl die Ruhe und Entspannung beim Malen als auch den oft heiteren Austausch mit anderen Teilnehmerinnen. Es sei „beeindruckend, was man malt, aber vielleicht noch nie so ausgesprochen hat“, meint sie. Die Bilder würden eine persönliche Geschichte erzählen und man könne „malend verrückt spielen“.

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