Paritätischer Aschermittwoch Vereine vermissen Wertschätzung des Sozialen

Bonn · Die Wohlfahrtsverbände der Stadt haben am Paritätischen Aschermittwoch an die Bonner Politik und die Stadtverwaltung appelliert, enger mit ihnen zu kooperieren. Das Soziale brauche mehr Wertschätzung, andererseits sei der soziale Frieden in Gefahr.

 Gerhard Schulte bei seinem Impulsreferat.

Gerhard Schulte bei seinem Impulsreferat.

Foto: Stefan Knopp

Große Ziele hat sich die Stadt Bonn mit dem Leitbild „Vision 2030+“ gesteckt: Es beinhaltet ein Fünf-Säulen-Modell, das Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft, internationale Zusammenarbeit und Umwelt voranbringen und Bonn als Bundesstadt präsenter machen möchte. Bei ihrem „Paritätischen Aschermittwoch“ im Margarete-Grundmann-Haus stellte die Kreisgruppe Bonn des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW die Frage: Wo bleibt darin das Soziale?

Gerhard Schulte vom Paritätischen Landesverband prangerte bei seiner Rede an, dass es in Politik und Wirtschaft an Wertschätzung des Sozialen mangelt. Stattdessen würden Wohlfahrtsverbände immer wieder als Konzern gesehen, der den Staat aussaugt. Oder die Freien Verbände würden wie alte Besen dann aus der Kammer geholt, wenn die Politik nicht weiter weiß, danach aber wieder ungeliebt weggeschlossen – auch weil das Soziale nun mal Kosten mit sich bringe. Man müsse sich klar werden, „dass der Wert des Sozialen keineswegs mit marktwirtschaftlicher Wertschöpfung einhergeht“, so Schulte. Er appellierte an die Bonner Politik, enger mit den Freien Wohlfahrtsverbänden zusammenzuarbeiten.

Ein Nein zur Ökonomisierung des Sozialen

„Soziale Arbeit ist immer Beziehungsarbeit“, sagte Susanne Seichter, Geschäftsführerin des Paritätischen in Bonn. Die lasse sich nicht in Richtlinien schnüren und koste Geld. „Billig kann im Sozialen nur sein, wer bestimmte Spielregeln nicht einhält.“ Sie kritisierte, dass Ausgaben der öffentlichen Hand immer mehr mit Druck und Rechtfertigungszwang einhergingen. „Der Paritätische wendet sich gegen die Ökonomisierung des Sozialen.“ Immer mehr Kürzungen in diesem Bereich würden den sozialen Frieden gefährden. „Das darf nicht passieren.“

Bei der anschließenden Diskussion stellten sich Barbara Ingenkamp für den BBB, Holger Schmidt für die Linke, Alfred Giersberg für die CDU, Zehiye Dörtlemez für die FDP und Annette Standop für die Grünen den Fragen der Kölner Journalistin Cornelia Benninghoven, die den Abend moderierte, und des Publikums. Die Politiker bezogen Stellung zu der Frage, warum es so lange gedauert hat, bis die Verwaltung die Sozialdezernentenstelle neu ausgeschrieben hat, und zum Stellenwert des Sozialen.

Die Vertreter von Vereinen und Einrichtungen vermissten den direkten Kontakt zwischen Verwaltung, Politik und ihnen. „Wir wären schon glücklich, wenn man mit uns sprechen würde“, sagte eine Zuhörerin. Die Politiker regten an, dass die Bürger sie ansprechen und in Ausschüssen als Lobbyisten für ihre Sache mitmischen sollten. Giersberg bat um Vertrauen. „In dieser Stadt hat das Soziale einen hohen Stand.“

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