Blumenviertel in Duisdorf Verkehrszählung irritiert die Anwohner

DUISDORF · Bei den Anwohnern im Blumenviertel in Duisdorf liegen wegen der vielen Lastwagen ins Gewerbegebiet am Nelkenweg und der seit Jahren von der Stadt verfolgten Marschroute der Beschwichtigung so langsam die Nerven blank. Als kürzlich Verkehrszähler gesichtet wurden, die fleißig die Lkw-Fahrten notierten, gingen bei den Nachbarn alle Warnlampen an.

Denn die Mitarbeiter hatten nur die Lastwagen gezählt, die über den Nelkenweg, aber nicht die, die über den Rosenhain fuhren. Außerdem fanden die Zählungen nicht während des ganzen Tags statt. Die Anwohner, die weitere Ungereimtheiten festgestellt haben wollen, befürchten nun, dass die von ihnen geforderte Verkehrszählung in einer Art "geschönt" werde, dass sie der Stadt in den Kram passe.

Doch diesen Verdacht weist das Presseamt von sich. Die besagte Erhebung für das Blumenviertel, die vor knapp zwei Wochen in der Bezirksvertretung Hardtberg beschlossen wurde, habe noch gar nicht begonnen, hieß es.

Und ob diese "Überprüfung der Verkehrssituation" im Blumenviertel eine Zählung einschließe oder nicht, sei noch gar nicht entschieden. "Es kann sein, dass es eine Verkehrszählung gibt, muss aber nicht", sagte eine Sprecherin des Presseamtes dazu.

Bei der besagten Aktion im Blumenviertel, als die Lkw-Fahrten am 2. und 4. Dezember zwischen sechs und 19 Uhr gezählt wurden, ging es laut Stadt um eine andere Sache - nämlich um die Sperrung des Bahnübergangs am Weck-Werk. Es sei an fünf Knotenpunkten rund um das Wohngebiet herum gezählt worden, welche Auswirkungen die Schließung dieses Bahnübergangs hätte, so die Sprecherin.

Die Anwohner sind jedoch sensibilisiert, weil sie der Situation überdrüssig sind: "Seit Jahren wird mein Schlaf durch Anlieferverkehr vor vier Uhr gestört und seit Ende 2012 mit Genehmigung der Stadt ab vier Uhr ständig", beschwert sich ein Anwohner, der selbst im Schichtdienst arbeiten muss.

"Tagsüber stehen die Lkw vor unserem Haus, im Sommer lassen sie die Kühlungen laufen, im Winter wird der Motor zum Beheizen des Fahrerhauses angelassen." An gesunden und erholsamen Schlaf sei da nicht mehr zu denken.

Viel Verständnis für das Misstrauen der Anwohner hat SPD-Ratsfrau Gabi Mayer. "Sie haben über Jahre ohne Öffentlichkeit und im Vertrauen darauf, dass eine Verwaltung dazu da ist, ihre Interessen zu vertreten, immer wieder ihre Anliegen vorgebracht", sagt sie.

"Sie sind auf Bitten der Verwaltung nachts aufgestanden, um 'Beweisfotos' zu machen und anschließend von der Verwaltung zu hören, dass diese nichts unternehmen könne gegen die Lkw, die nicht aus Deutschland kommen." Deshalb seien die Anwohner desillusioniert und glauben, dass die Verwaltung versuche, sich "rauszumogeln".

Mayer appelliert an die anderen Fraktionen, die Anwohner ernst zu nehmen und sich selbst unangekündigt abends und nachts, aber auch tagsüber ein eigenes Bild zu machen. "Mir ist es nicht schwer gefallen, zu erkennen, dass die Situation dort eine Zumutung für alle Beteiligten ist", so Mayer über ihre Erfahrungen.

Allerdings gäbe es eine Lösung in Form einer Verbindungsstraße vom Alten Heerweg zum Nelkenweg, den die SPD verfolge: "Sie kostet Geld, aber sie ist möglich."

Die Anwohner stellen sich die Lösung jedoch ganz anders vor: "Es ist auch zu überlegen, ob die Stadt den Firmen nicht deutlich interessantere Gewerbeflächen oder leerstehende Firmengebäude wie etwa das Praktiker-Gelände in Buschdorf günstig zur Verfügung stellen oder vermitteln kann", fordert eine Nachbarin.

Ein Umzug der Firmen bedeute auch für diese verkehrstechnisch eine Verbesserung. Dann müssten sie nicht mehr in das doch abgelegenere Duisdorf fahren, das verkehrstechnisch zu den Stoßzeiten ohnehin überlastet sei.

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