Ausstellung in der evangelischen Trinitatiskirche Vernissage während des Zoom-Gottesdienstes

Endenich · Bei seiner dritten Ausstellung in der Trinitatiskirche zeigt der Künstler Sigmar Stehle seine Werke zum Thema Sternenstaub. Die Präsentation war dabei eine Besondere.

 Sigmar Stehle zeigt in der Trinitatiskirche seine neue Werkreihe unter dem Titel „Sternenstaub“.

Sigmar Stehle zeigt in der Trinitatiskirche seine neue Werkreihe unter dem Titel „Sternenstaub“.

Foto: Stefan Knopp

Wir alle sind aus Sternenstaub“ sang die Band Ich und Ich 2007 in ihrem Song „Vom selben Stern“. Schon Anfang der 1970er-Jahre sang die Band Crosby, Stills and Nash: „We are Stardust“. Auch Ernesto Cardenal, Geistlicher und Poet, hat von Sternenstaub gesprochen. Und nicht zuletzt hat Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si“ verdeutlicht: „Unser Körper ist aus den Elementen des Planeten gebildet.“ Das hat der Künstler Sigmar Stehle in einem seiner Kunstwerke festgehalten, daraus entstand dann seine  Werkreihe „Sternenstaub“. Sie ist jetzt in einer Ausstellung zu sehen, die am Sonntag im Rahmen eines Zoom-Gottesdienstes in der evangelischen Trinitatiskirche eröffnet wurde.

Werke beschäftigen sich mit biblischen Begriffen

Thematisch beschäftigen sich seine Werke auch mit biblischen Begriffen: Die Schöpfung hat Stehle in mehreren einzelnen Elementen dargestellt, die durch Linien verbunden sind. Ähnlich hat der in Endenich lebende Künstler den ersten Satz der Bibel dargestellt: „Am Anfang war das Wort“ hängt gleich hinter dem Altar. Auch den Höllensturz – der etwas an Darstellungen von Hieronymus Bosch erinnert – und Adams Biss in den paradiesischen Apfel sieht man – und vieles mehr. Im Bild „Gott lacht“ hat Stehle viele kirchliche Symbole untergebracht: Kreuz, Vatikan, Bibel, gekrönt vom göttlichen Auge im Dreieck.

Schmale Bildformate aus Japan als Vorbild

Was hat das mit Sternenstaub zu tun? Es ist das Unvorhersehbare in der Entstehung der Bilder nach Art der „Décalcomanie“, mit der laut Stehle „aus vielen Stücken und Linien plötzlich in der Mitte etwas kumuliert“. Ein Teil der Aquarellfarben wird nicht direkt auf das Papier gemalt, sondern erst auf eine Druckplatte, und dann auf das Papier gedrückt. Dadurch entstehen zufällige Muster. Stehle, der deshalb zu Beginn des Malprozesses noch keine feste Vorstellung vom fertigen Werk hat, gibt diesen Mustern Struktur, indem er nachträglich Tuschezeichnungen einfügt. „Wichtig ist immer die Linie“, sagt er, „um Partien herauszuheben, damit auch räumliche Eindrücke entstehen.“ Dazu hat er sich oftmals für schmale Bildformate nach japanischem Vorbild entschieden.

Der Künstler hat sich in seinen Werken ausgelebt

Die meisten der in den letzten fünf Jahren entstandenen Bilder bergen bei allen abstrakten Formen, bedingt durch die Maltechnik, auch Motive, die sich zum Teil aus dem Farbfluss ergeben. Eine Hand, die ins Farbenspiel hineinragt, Engelsflügel, Gestalten im Höllensturz, die Augen im Bild „Argos“. Sie hat Stehle mit feinen Tuschelinien aus dem Farbenstrudel herausgehoben. Andere wurden in die Farben hineingemalt, eine Fliege etwa, ein Kreuz oder Adam und Eva in einen Apfel. Es ist spannend, sie zu entdecken. Der Künstler konnte sich ausleben: Der Begriff Sternenstaub sei förderlich für die Kreativität, „weil man alles hineinpacken kann, was einem in den Sinn kommt“.

Wissenschaftlich ist die Überlegung, dass alles Existierende aus kleinen Dingen besteht, schon seit Demokrit nicht neu, der im fünften Jahrhundert vor Christus den Begriff des Atoms prägte. Ob er dabei auch schon an das Universum als Ganzes gedacht hat? Inzwischen sind sich die Experten weitgehend einig, dass die großen Sonnenexplosionen in der Frühzeit die feste Materie freigesetzt haben, aus denen sich in der Folgezeit neue Sonnen, Planeten und die Bedingungen für Leben entstanden. Die Urknalltheorie alleine liefere noch keine Antwort auf die Frage, wie schwere Metalle entstanden sind, wie etwa Kohlenstoff, Sauerstoff und Eisen, sagt der Astronom Michael Geffert, der einige Bilder der Ausstellung im Rahmen des Zoom-Gottesdienstes der Endenicher Gemeinde erläuterte.

Zoom-Gottesdienste werden gut angenommen

Denn durch den Urknall seien Helium und Wasserstoff entstanden, die sich zu den ersten Sternen zusammengeballt haben. „Es war ein Geistesblitz, als man erkannte, dass Kernprozesse im Inneren massereicher Sterne für die Bildung schwerer Elemente verantwortlich sind“, so Geffert. Helium bilde unter sehr hohen Temperaturen Kohlenstoff, der auch Bestandteil etwa von Eisen ist. Unter anderem durch Supernovae solcher Sterne werde diese Masse ins Universum abgegeben, Sternenstaub, aus dem sich alles andere gebildet hat, so Geffert.

Eine Ausstellungseröffnung vor Ort, wie sie ursprünglich geplant war, konnte coronabedingt nicht stattfinden. Verschieben konnte man die Ausstellung aber auch nicht, da das Ausstellungsjahr in der Trinitatiskirche an der Brahmsstraße bereits durchgeplant sei, erklärte Pfarrer Uwe Grieser.

Deshalb hatten Stehle und er die Idee, sie in den Gottesdienst zu integrieren, der seit einigen Wochen als Zoom-Videokonferenz zu den Gläubigen übertragen wird. „Wir betreten damit Neuland“, so Grieser. Die Gottesdienste würden gut angenommen, es seien mehr Gläubige online dabei, als vor dem Lockdown in der Kirche beim Präsenz-Gottesdienst teilnehmen durften.

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