Königin-Juliana-Schule Vielseitiges Förderangebot trägt Früchte

Medinghoven · Christof Bünk erinnert sich an den Besuch einer Grundschul-Delegation, die sich an der Königin-Juliana-Schule über die Lehrmethoden an einer Förderschule schlau machen wollte. "Die waren am Ende ein bisschen enttäuscht, dass hier ganz normal gelernt wird", sagt der Konrektor. Die Methoden an der an der städtischen Förderschule sind die gleichen wie an den Regelschulen. Dazu gibt es für die mehr als 140 Schüler individuelle Betreuung. Für ihre Arbeit wurde die Schule im Rahmen der Bestenehrung ausgezeichnet - als eine von zwölf NRW-Förderschulen.

 Das Osterfest naht: "O sagt der Osterhase" - Schulkinder führen den Konfetti-Anlaut-Rap auf.

Das Osterfest naht: "O sagt der Osterhase" - Schulkinder führen den Konfetti-Anlaut-Rap auf.

Foto: Stefan Knopp

"Bei uns lernen die Schüler vom ersten Augenblick, mit Buchstaben umzugehen", so Bünk. Lesen, Schreiben und Mathe gehören zum Lehrplan. Das gelte natürlich für die Kinder, die die Kompetenzen dazu mitbringen, fügt Schulleiterin Ilona Kesselheim hinzu. Gelernt wird im normalen Klassenverband. Eine Klasse lernt das Alphabet als Hip-Hop-Lied auswendig und kann dazu auch eine Choreographie aufführen. In einer anderen Klasse sind "Matheforscher" vereint, die leistungsstärksten Schüler. In der Turnhalle werden die motorischen Fähigkeiten geschult.

Daneben gibt es auch die Fälle, die eine Einzelbetreuung brauchen. Etwa Mohamed (13), der alles verstehen, sich aber nicht lautsprachlich ausdrücken kann. Das übernimmt eine elektronische Kommunikationshilfe für ihn: Er betätigt Symboltasten, eine elektronische Stimme spricht das aus, was er gewählt hat: "Mohamed mag Schaukeln." Die Schüler können auch in Interessengemeinschaften, ähnlich den AGs anderer Schulen, Fähigkeiten entdecken und Hobbys ausbilden, etwa Schwimmen im hauseigenen Bad, Tanzen und Geocashing.

Aber Schüler und Pädagogen bleiben nicht in den eigenen vier Wänden: Es gibt Kooperationen mit dem Robert-Wetzlar-Berufskolleg und der Realschule Medinghoven. Das Kolleg bietet eine "Integrationsklasse" an, in der sich Schüler für eine Ausbildung in Gastronomie, Hotelgewerbe, Altenheimen oder Krankenhäusern qualifizieren können. An der Realschule helfen einige Förderschüler mit französischen Wurzeln den Sechstklässlern, die sich auf Prüfungen für das Französisch-Diplom DELF vorbereiten. "Sie sind die Interviewpartner für die Realschüler", so Bünk. Auch werden Praktika in Betrieben vermittelt. Daneben gehen einige von ihnen auch regelmäßig nach Duisdorf, um zum Beispiel das Einkaufen zu lernen. Ziel ist es, dass sie sich irgendwann selbstständig versorgen können.

Bünk wehrt sich gegen Vorurteile im Rahmen der Diskussion um Inklusion, dass die Förderschule der "geistige Bildungskeller" sei. Die Inklusion als Aufnahme Behinderter in die Gesellschaft befürwortet er, aber nicht als einzige Variante. "Die Wahlmöglichkeit ist für Eltern und Schüler sehr wichtig", sagt Kesselheim. Die Auszeichnung der Landesregierung, die mitsamt Unterschrift von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft jetzt im Schulfoyer aushängt, sehen die Schulleiter deshalb als Bestätigung an. "Früher wurden geistig behinderte Kinder automatisch an die Königin-Juliana-Schule vermittelt. Heute sind wir das Angebot", so Bünk.

@ Weitere Infos auf www.koenigin-juliana-schule.de.

Königin-Juliana-Schule

Die städtische Förderschule Geistige Entwicklung hat als einzige ihrer Art in Bonn die gesamte Stadt als Einzugsgebiet. Die Förderung der intellektuellen Fähigkeiten, der Handlungsfähigkeit und der Selbstständigkeit steht im Fokus. Lernschwerpunkte sind Lesen, Schreiben und Rechnen, aber auch unterstützte Kommunikation für Kinder, die sich schwer oder gar nicht verständigen können - das gilt für rund 40 Prozent der Schüler. Dazu gehört die psychomotorische Förderung. Der Unterricht baut auf der individuellen Lernausgangslage auf. Die Einschulung ist ab Erreichen der Schulpflicht oder später möglich.

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