Umstellung auf G9 Vier neue Klassenzimmer fürs Hardtberg-Gymnasium

Brüser Berg · Das Hardtberg-Gymnasium wird im Zuge der Rückkehr zur neunjährigen Schulzeit (G9) um vier Klassenräume erweitert. Geplant ist ein zusätzlicher Flachbau auf dem Gelände. Die Kosten belaufen sich auf rund 2,7 Millionen Euro. Baubeginn soll laut Verwaltung im kommenden Jahr sein.

 Das Hardtberg-Gymnasium wird in Zukunft mehr Platz für seine Schülerinnen und Schüler benötigen.

Das Hardtberg-Gymnasium wird in Zukunft mehr Platz für seine Schülerinnen und Schüler benötigen.

Foto: Benjamin Westhoff

Unter einem enormen Zeitdruck müssen die baulichen Veränderungen für die Rückkehr von acht (G8) auf neun (G9) Schuljahre am Gymnasium in Angriff genommen werden. Denn die ersten Jahrgänge werden bereits nach G9 beschult. Die Verwaltung drückt auf die Tube, Beschlüsse müssen jetzt gefasst werden, „damit die ohnehin ambitionierte zeitgerechte Fertigstellung“ nicht gefährdet werde. Neun von zehn Bonner Gymnasien haben Raumbedarf angemeldet. Nur im Helmholtz-Gymnasium kann alles so bleiben, wie es ist. Die anderen benötigen laut Verwaltung insgesamt 70 weitere Klassenräume.

Das Hardtberg-Gymnasium an der Gaußstraße bekommt vier neue Klassenräume in einem Erweiterungsbau. Schulleiter Günther Schlag (48) ist froh, dass auch das Platzproblem mit einem Neubau gelöst werden kann; die entsprechende Beschlussvorlage hat der Rat an diesem Donnerstag auf dem Tisch.

Der Umstellungsprozess sei ohnehin „unglaublich zeitraubend“ gewesen. Die schulinternen Lehrpläne beispielsweise mussten für jede Jahrgangsstufe im laufenden Betrieb angepasst werden, denn die Jahrgangsstufen 5, 6, und 7 sind bereits auf G9-Kurs. „Und das Ganze dann noch unter Corona-Bedingungen.“ Für G9 spricht aus Schlags Sicht, dass „die Jüngeren deutlich weniger Nachmittagsunterricht haben“. Manche Eltern hätten bei G8 die Sorge gehabt, dass ihr Kind etwa wegen der zweiten Fremdsprache überfordert sein könne. Ob G8 oder G9, „das Abitur ist das gleiche. Auch an der Gesamtstundenzahl ändert sich fast nichts.“ 2026 macht die erste Jahrgangsstufe 13 nach neun Jahren am Gymnasium Abitur. Bis dahin rechnet Schlag mit 120 Schülern mehr; dafür sollen nach und nach auch weitere Lehrer eingestellt werden.

Bei der Prüfung der Frage im Jahr 2019, wo weitere Klassenräume Platz hätten, schlug der erste Entwurf den Anbau an einen Trakt vor. Der Entwurf wurde aber im weiteren Verfahren verworfen. Das Gebäude hätte wegen der Nähe zum Konrad-Adenauer-Damm aufwendig begrünt werden müssen, der Schulgarten wäre weggefallen, zudem machte die Erschließung Kopfzerbrechen. Nun wird es ein separater, eingeschossiger Neubau mit Flachdach neben den beiden Trakten auf dem Schulgelände. Auf rund 500 Quadratmetern werden vier Klassenräume plus Lager-, Server- und Heizungsraum sowie Toilettenanlagen untergebracht. Wie das Städtische Gebäudemanagement (SGB) erläutert, ist die statische Planung so ausgelegt, dass bei Bedarf aufgestockt werden kann. Die Option, dass dort später beispielsweise Wohnungen aufgesetzt werden könnten, schließt das SGB aus, Das lasse die Bauleitplanung nicht zu.

Die Gesamtkosten für den Neubau inklusive Einrichtung beziffert die Verwaltung Stand jetzt mit rund 2,7 Millionen Euro. Mögliche Kostensteigerungen während der Bauphase seien bereits berücksichtigt. Allerdings hat sich die Kostenberechnung im Verlauf eines Jahres und mehr als eine halbe Million Euro erhöht. Der Grund seien gestiegene Preise und eine geänderte Planung für die Entwässerung der Schulhöfe.

 Zwischen die bestehenden Schulgebäude des Hardtberg-Gymnasiums soll ein Flachbau für vier weitere Klassenräume gesetzt werden. Mit der  Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit wird mehr Platz für mehr Schüler benötigt.

Zwischen die bestehenden Schulgebäude des Hardtberg-Gymnasiums soll ein Flachbau für vier weitere Klassenräume gesetzt werden. Mit der  Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit wird mehr Platz für mehr Schüler benötigt.

Foto: Heinle, Wischer und Partner Architekten.

Das Geld ist in den Wirtschaftsplan des SGB eingestellt, berichtet die Verwaltung. Für die Finanzierung der Maßnahmen zur Rückkehr zum neunjährigen Bildungsgang am Gymnasium (G9) hat das Land NRW 2019 ein Gesetz verabschiedet. Insgesamt stehen den Schulträgern 518 Millionen Euro zur Verfügung. Der finanzielle Ausgleich soll zwischen 2022 und 2026 in fünf Teilbeträgen erfolgen. Wieviel Bonn genau vom Land bekommt, dahinter steht zurzeit noch ein Fragezeichen. „Es werden nicht die konkreten einzelnen Baumaßnahmen gefördert“, so die Verwaltung. Sobald die Details vorlägen, könnten Aussagen zu einer eventuell erforderlichen weiteren Finanzierung gemacht werden. Den Baubeginn visiert die Verwaltung 2022 an.

Ginge es nach dem Schulleiter des Hardtberg-Gymnasiums, würde er die neuen Klassenräume gern so schnell wie möglich beziehen. „Wir könnten sie jetzt schon gut gebrauchen.“ Spätestens fertig sein sollten sie 2026, weil dann nach Schlags Einschätzung die Zahl der Schüler definitiv gewachsen ist. Den Neubau-Entwurf findet er okay. „Es ist ein effektiver, funktionaler Bau mit moderner technischer Ausstattung, der auch für Gehbehinderte zugänglich ist.“ Für je 30 Schüler steht ein rund 70 Quadratmeter großer Klassenraum zur Verfügung. Das Hardtberg-Gymnasium mit drei Gebäuderiegeln und der Hardtberghalle hat 1966 den Betrieb aufgenommen. Seither wurde an der Schule viel renoviert und saniert, nicht zuletzt wegen der 2003 in Klassenräumen festgestellten Belastung mit dem Schadstoff PCB (polychlorierte Biphenyle). Daher kann sich Schlag, er leitet die Schule seit drei Jahren, über den Zustand der Gebäude nicht beklagen. Nur eins: Beim W-Lan für die stabile, schnelle Internetverbindung muss bei der Verkabelung nachgebessert werden. Das soll in den Sommerferien passieren.

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