Flüchtlingsunterkunft in Duisdorf Wachdienst in Turnhalle verstärkt

Bonn · Zweimal binnen acht Stunden musste die Polizei am Mittwoch zur Flüchtlingsunterkunft am Schieffelingsweg in Duisdorf ausrücken. Dort sind in der Turnhalle der Musikschule 59 Männer einquartiert, die vorwiegend aus Syrien, Afghanistan und dem Irak stammen.

Die Unterkunft ist schon länger im Fokus der Polizei, weil es immer wieder Streitigkeiten unter den Flüchtlingen gibt. Im Februar wurde ein Mann mit einem Messer attackiert. Am Donnerstag plant die Polizei dazu ein Gespräch mit der Stadt Bonn.

In der Nacht zum Mittwoch schlichteten die Beamten gegen 0.30 Uhr einen Streit um Lärmbelästigung unter den Flüchtlingen, wie eine Polizeisprecherin berichtete. Ein Mann sei kurz in Gewahrsam genommen worden. Am Morgen wurde die Polizei gegen 8 Uhr erneut gerufen: Nach GA-Informationen sollen einem Iraner im Schlaf seine Kopfhörer gestohlen worden sein. Die Turnhalle ist mit Stellwänden in mehrere Schlafbereiche aufgeteilt; in jedem davon stehen mehrere Betten. Wutentbrannt soll der Mann einen Spiegel zertrümmert haben und mit einer Scherbe in der Hand den vermeintlichen Dieb gesucht haben. Auch ihn nahmen die Beamten in Gewahrsam, ließen ihn in Absprache mit der Staatsanwaltschaft aber wieder laufen. Verletzte habe es nicht gegeben.

In beiden Fällen war die Polizei mit mehreren Streifenwagen vor Ort. „Wir verzeichnen dort im Vergleich zu allen anderen Flüchtlingsunterkünften ein qualitativ und quantitativ gesteigertes Einsatzaufkommen“, erklärt der Leitende Polizeidirektor Helmut Pfau auf GA-Anfrage. Aus Sicht der Polizei liege das vor allem an der „Zusammensetzung der Unterkunftsbewohner“, die allesamt alleinreisende Männer sind. Im März seien mit der Stadt, dem eingesetzten Wachdienst und dem DRK als Betreiber der Unterkunft Maßnahmen verabredet worden. Helmut Pfau: „Am Donnerstag wird es ein weiteres Gespräch geben, da wir noch keine grundlegende Besserung der Situation erkennen.“

Die Stadtverwaltung bringt derzeit 365 von rund 3600 Flüchtlingen in Turnhallen unter. Aus Kreisen städtischer Sozialarbeiter heißt es, dass am Schieffelingsweg bewusst keine Familien, Frauen und Kinder einquartiert würden – aus Sicherheitsgründen. Auch Männer, die in anderen Unterkünften auffällig geworden seien, würden in dieser Turnhalle konzentriert. Das sei zum Beispiel auch mit einem Marokkaner geplant, der vor einigen Wochen in einem Wohnheim am Chlodwigplatz einen Mitbewohner mit dem Messer bedroht habe. Derzeit sitze der Mann aber noch in Untersuchungshaft.

Das Presseamt widerspricht: Es gebe keine städtische Strategie, „besondere junge Männer“ in Duisdorf unterzubringen, so Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. Grundsätzlich seien überwiegend männliche Flüchtlinge in den sechs belegten Turnhallen untergebracht. Dort entstünden eher Konflikte als in normalen Unterkünften. Deshalb wolle man die Hallen so bald wie möglich wieder leeren.

Georg Fenninger bestätigt im Kern die Situationsbeschreibung aus den Sozialarbeiterkreisen. „Bis zusätzliche Plätze geschaffen worden sind, hat die Stadt aber kaum eine Alternative“, sagt der Bonner DRK-Vorsitzende. Konflikte entstünden zum Beispiel zwischen Schiiten und Sunniten in der Turnhalle, aber auch durch das beengte Zusammenleben. Das DRK habe jeden Tag Sozialarbeiter vor Ort im Einsatz, kürzlich sei der private Wachdienst um eine Person pro Schicht verstärkt worden. „Der Wachdienst schätzt die Lage derzeit als relativ ruhig ein“, berichtet Fenninger.

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