Aktionstag von bonnorange Weniger Abfall und weniger Teilnehmer bei "Bonn Picobello"

Bonn · Unter dem Motto "Bonn Picobello" haben am Samstag wieder viele Bonner Müll in ihren Stadtteilen eingesammelt. Doch es waren weniger als in früheren Jahren. Der Grund: Viele hätten zurückgemeldet, dass sie lieber im Ahrtal aufräumen würden, hieß es vom Bonner Entsorgungsunternehmen Bonnorange.

 Die Röttgener Charlotte und Benjamin Rekab sind mit ihren Söhnen Theodor (2. von rechts) und Eduard zu "Bonn Picobello" nach Ückesdorf gekommen.

Die Röttgener Charlotte und Benjamin Rekab sind mit ihren Söhnen Theodor (2. von rechts) und Eduard zu "Bonn Picobello" nach Ückesdorf gekommen.

Foto: Stefan Knopp

Die Bundestagswahl ist doch vorbei. Warum hängen die Parteien nicht endlich mal ihre Wahlplakate ab, wunderte sich Caspar. Der Zehnjährige, der mit seiner Mutter und seiner Schwester Luisa (7) zur „Bonn-Picobello“-Aktion in Ückesdorf gekommen war, hatte eins der Plakate in seiner orangefarbenen Mülltüte, es war reichlich zerfleddert. „Wenn die abgefallen sind, sehen die Parteien die nicht mehr“, mutmaßte er. Und je mehr es regnet, desto mehr weichen auf und fallen runter.

In ganz Bonn dürfte das den Teilnehmern an der bonnorange-Aktion aufgefallen sein. Laut Pressestelle des Bonner Entsorgungsunternehmens gab es 356 Anmeldungen von Gruppen und Einzelpersonen, die durch die Straßen zogen und Abfälle einsammelten. Das seien weniger als in früheren Jahren, hieß es. Der Grund: Viele hätten zurückgemeldet, dass sie lieber im Ahrtal aufräumen würden.

Müllbeutel für die Teilnehmer

Das Unternehmen, das "Bonn Picobello" seit 2004 anbietet und sich an der Kampagne "Let's clean up Europe!" beteiligt, hatte alle Teilnehmer mit Müllbeuteln und Handschuhen, teils auch mit Greifzangen ausgestattet. Und so ausgerüstet machten sich in Ückesdorf rund 15 Erwachsene und diverse Kinder auf den Weg. Aus Röttgen war Familie Rekab gekommen. Theodor (5) und Eduard (3) besuchen die Kita der Elterninitiative Ü-Dötzchen, man fahre fast täglich durch die Straßen von Ückesdorf, sagte Charlotte Rekab. „Es macht Spaß, etwas in Gemeinschaft zu machen.“ Und die Jungs würden für eine saubere Umwelt sensibilisiert, deshalb wollten sie und ihr Mann Benjamin sie auch dabei haben. „Man kann viel lesen oder sich Theaterstücke dazu anschauen, aber am besten ist es doch, wenn man das selber macht“, sagte sie. Die beiden Kinder waren mit Eifer bei der Sache, zupften Papiertüten von der Bäckerei, Mundschutzmasken und Verpackungen von Süßigkeiten aus den Hecken, nur die Windel auf der Straße wollte Eduard nicht anfassen, da musste der Papa ran.

Die Teilnehmer hatten sich am zentralen Kreisverkehr getroffen und dort erstmal einiges an Müll aufgesammelt, bevor sich die Gruppen in alle Richtungen verstreuten. Yvette Reif und ein Mitstreiter blieben in Zentrumsnähe. Auch sie hatten mit zerfledderten Wahlplakaten zu kämpfen. Reif hatte erstmals mitgemacht und gleich viel Resonanz erfahren. Besonders ärgerte sie sich über die vielen Zigarettenkippen. „Die liegen nicht nur herum, sondern verunreinigen auch das Grundwasser.“ Sie setze sich dafür ein, dass im Ückesdorfer Zentrum Behälter für Kippen aufgestellt werden.

Schnapsflaschen neben der Marienstatue

In Endenich waren Trupps vom ökumenischen Arbeitskreis Asyl und Zuflucht mit Mülltüten unterwegs, einige zum Sportplatz, andere den Kreuzberg hinauf. Unter den rund 20 Teilnehmern waren viele ehemalige Flüchtlinge aus dem früheren Paulusheim. Im Gebüsch bei der Burg habe man viel Müll gefunden, berichtete Organisator Dirk Kreth. „Da saßen die jungen Leute, als sie im Lockdown nicht in die Gaststätten durften.“ Am Flodelingsweg bei der Bank neben der Marienstatue sammelten die Teilnehmer etliche Schnapsflaschen auf. Auf dem Bürgersteig in der Kapellenstraße wurde ein kleiner Berg Müll abgetragen. Ein Wäschekorb, einige abgelatschte Schuhe: Die Ausbeute war üppig, aber nicht so spektakulär wie der Motorroller, den man vor zwei Jahren aus einem Gebüsch zog.

Das tolle Herbstwetter lockte mehrere 1000 Menschen im ganzen Stadtgebiet zu den Sammelaktionen. In Lannesdorf und Mehlem sowie in Pennenfeld luden die Quartiersmanagements zum Mitmachen ein. Auf dem Heiderhof war es der Bürgerverein, der laut Kassenwart Udo Schlosser ebenfalls gut 20 Helfer gewinnen konnte. Es sei einiges zusammengekommen, sagte er. „Aber unser Eindruck war, es war weniger Müll als in den letzten Jahren“. Nichtsdestotrotz hatte man vor allem in den etwas abgelegenen Bereichen auch wieder Sperrmüll und Bauschutt gefunden. Gutheißen könne er das nicht, dass die Leute im Dunkeln heimlich ihre Abfälle in den Wald kippen. Aber solange man in den Wertstoffhöfen die Schrottablieferung noch bezahlen müsse, werde sich daran nichts ändern, vermutete er.

Eis als Belohnung

Die Helfer auf dem Heiderhof erhielten zur Belohnung Eis. Beim Bürgerverein Vilich-Müldorf sorgten die Dachcafé-Damen für Stärkung der rund 20 Helfer. Auch dort, berichtete der für die Vermietung der Mühlenbachhalle zuständige Thomas Barowski, sei weniger Müll zusammengekommen als früher, und spektakuläre Funde wie damals die Waschmaschine oder ein Fahrrad habe es auch nicht gegeben. Eine wirkliche Erklärung hatte er dafür nicht. „Aber wir haben ja schon im Frühjahr unter Corona-Bedingungen gesammelt.“ Und es seien auch Kindergruppen unterwegs, die schon mal Müll gesammelt hätten. Aber insgesamt sei das eine erfreuliche Entwicklung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort