Familienunternehmen aus Dransdorf Wie das Geschäft mit Hüpfburgen durch die Decke ging

Dransdorf · Mit seinem Vermietunternehmen in Dransdorf hat Rainer Scholz schon früh auf den Verleih von Hüpfburgen in Deutschland gesetzt. Jetzt übergibt er seine Firma nach 30 Jahren an Nachfolger Stephan Kohn.

 Auch als Chef hat Rainer Scholz immer tatkräftig mitangepackt. Arbeitstage mit 14 Stunden waren für ihn keine Seltenheit.

Auch als Chef hat Rainer Scholz immer tatkräftig mitangepackt. Arbeitstage mit 14 Stunden waren für ihn keine Seltenheit.

Foto: Stefan Hermes

Der Wunsch, selbstständig zu sein, ist Rainer Scholz (52) in die Wiege gelegt worden. Schon Vater Hardo (75) war als Restaurator in Kessenich eine gute Adresse für die damals noch in Bonn ansässigen Botschaften, die bei ihm alles vergolden und aufpolieren ließen, was in die Jahre gekommen war. Das führte auch dazu, dass Polsterer und Dekorateure im Hause Scholz ein- und ausgingen, was den damals 16-jährigen Rainer dazu brachte, den Beruf des Raumausstatters zu erlernen.

Dass er ihn nur kurze Zeit ausübte und nun nach bald 30 Jahren ein überaus erfolgreiches Verleihunternehmen mit mehr als 10.000 Artikeln einem neuen Betreiber übergeben konnte, wird der Tatsache zu verdanken sein, dass er keine Treppe hoch läuft, ohne nicht vorher überlegt zu haben, was er noch mitnehmen könnte. Scholz lacht. „Mein Treppenbeispiel zeigt, dass ich anscheinend immer schon gut koordinieren und organisieren konnte.“

Das hatte man Anfang der 1980er Jahre auch schnell beim Bonner Kaufhof festgestellt, wo er zunächst im Außendienst als Dekorateur unterwegs war. „Als ich eines Tages zum Personalchef in sein Mahagoni-Zimmer gerufen wurde“, erinnert er sich heute, „stand mir der Schweiß auf der Stirn.“ Statt der erwarteten Rüge erhielt er das Angebot, Assistent der Geschäftsführung zu werden. Da war er 22 und plötzlich schon recht weit oben angekommen. Fünf Jahre verdiente er nicht nur viel Geld, sondern verzichtete damit auch auf jedwede Freizeit. Eine Sechs-Tage-Woche war normal für ihn. „Fünf Jahre habe ich durchgehalten, dann war ich platt“, sagt er rückblickend.

Doch in den fünf Jahren war viel passiert. Er hatte Marion (53) geheiratet und die beiden Kinder Lukas (26) und Anika (24) in die Welt gesetzt. Und „so ganz nebenbei“ hatte er mit seiner Frau begonnen, eine Anhängervermietung aufzubauen. Während er im Kaufhof arbeitete, managte seine Frau zuhause – neben der Kindererziehung – ein kleines Vermietgeschäft. „Uns war immer klar, dass wir irgendwann selbstständig sein wollten.“ Mit dem Anhängerverleih lernten sie, wie ein Gewerbe funktioniert: vom Briefbogen über den Steuerberater bis hin zu Werbung und Kundenpflege.

Bis zur aktuellen Übergabe an den Sankt Augustiner Stephan Kohn, der nun die Geschäfte von „Scholz Vermietungen“ weiterführt, waren Rainer und Marion Scholz ein gutes Team. 30 Jahre haben sie an ihren Schreibtischen Tag für Tag gegenüber gesessen und ein bundesweit agierendes Unternehmen mit zeitweise bis zu 13 Mitarbeitern aufgebaut.

Auch wenn das Vermieten der Fahrzeuganhänger die Geschäftsgrundlage bildeten, führte ein Umstand zur Weiterentwicklung bis zum heutigen Unternehmen: Dass Scholz einmal keinen vernünftigen Grill für seinen Polterabend mit rund 100 Gästen fand. „Es gab damals nur die wackligen Dreibeiner aus dem Baumarkt“, sagt er. Also baute er sich selber einen nach seinen Vorstellungen. Dass der wiederum auch bei seinen Gästen gut ankam und mehrfach der Wunsch geäußert wurde, auch einen haben zu wollen, brachte ihn auf die Idee, noch ein paar weitere Exemplare fertigen zu lassen. Schon bald stand auf den Anhängerplanen, „Grill zu vermieten“. Scholz erinnert sich: „Der Grill wurde zum Renner.“ Bald kamen Bierbänke und -tische, Geschirr und Besteck sowie Partyzelte hinzu.

 In den vergangenen 30 Jahren als Unternehmer hat Rainer Scholz auch viele Prominente kennengelernt, darunter den Sänger Heino.

In den vergangenen 30 Jahren als Unternehmer hat Rainer Scholz auch viele Prominente kennengelernt, darunter den Sänger Heino.

Foto: Stefan Hermes

Der Laden brummte. Für Marion kaum noch alleine zu schaffen. Da hatte sich ihr Mann beruflich schon verändert, indem er seinen stressigen Job auf der Führungsetage im Kaufhof gegen geregelte Arbeitszeiten bei Mambo getauscht hatte. Um aber mehr Zeit für die Familie zu haben, war für Scholz der Zeitpunkt gekommen, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. „Keiner hatte daran geglaubt, dass das klappen könnte.“ Selbst sein Steuerberater teilte die Vision von Scholz nicht. Doch das Geschäft wuchs rasant. Scholz kaufte damals die ersten Hüpfburgen, für die er noch nach England fahren musste. Die Österreicherin Elisabeth Kolarik gilt als Erfinderin des Hüpfspaßes: Sie hatte die Luftburg für das Kinderzimmer ihrer Tochter bestellt. Da der englische Hersteller ihre Zentimetermaße jedoch in Zoll umsetzte, wurde die Spielwiese mehr als zweieinhalb mal so groß wie gedacht und fand nur noch im Garten Platz. Damit war die Hüpfburg geboren. Auch Scholz holte sie schon bald in jeder Größe und Form nach Dransdorf. Heute lässt sich von ihm eine Titanic aufblasen, die auf dramatische Weise halb untergegangen zu sein scheint und deren Heck mehr als zehn Meter hoch in den Himmel ragt.

In der Saison von Mai bis Oktober können es schon mal an die 400 Veranstaltungen sein, die „Scholz-Vermietungen“ mit eigenen Lkw beliefert. Von exklusiven Toilettenwagen mit dezenter Hintergrundmusik über Imbissfahrzeuge mit komplett ausgerüsteter Ware bis hin zu Eventmobiliar, Cateringbedarf und Bühnenequipment gibt es viel, was Scholz vermietet. Seine Popcorn-, Zuckerwatte- und Churrosmaschinen sind ebenso ständig im Einsatz, wie seine unzähligen Spielanlagen von Aqua-Bällen über Menschenkicker bis hin zum Bullen-Rodeo.

Fünf Jahre hatte sich Scholz’ Sohn Lukas auf die Übernahme des elterlichen Betriebs vorbereitet, um ihn eines Tages übernehmen zu können. Jetzt machte er Platz für Stephan Kohn, Weil er bei seinen Eltern beobachtete, dass die Selbstständigkeit auch ihm keine freie Minute mehr lassen würde. Und die möchte er jedoch lieber mit seiner Frau und dem kleinen Sohn verbringen.

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