Drittes Mal in diesem Jahr Wieder Diebstahl beim Fahrradprojekt Bolle

Endenich · Ulrich Buchholz bekam die schlechte Nachricht am Sonntagmorgen. Wieder hatte sich jemand am Rad zuschaffen gemacht, das vom Projekt Bolle verliehen wird und das er mitorganisiert. Es ist bereits das dritte Mal in diesem Jahr.

 Unbekannte haben die Federgabel und den Lenker beim Dreirad des Fahrradprojektes Bolle gestohlen.

Unbekannte haben die Federgabel und den Lenker beim Dreirad des Fahrradprojektes Bolle gestohlen.

Foto: privat

Als am Sonntagmorgen bei Ulrich Buchholz das Telefon klingelte, hatte er noch keine Ahnung, dass es schon wieder passiert war. Zusammen mit einem Team organisiert er das Projekt Bolle, das Lastenfahrräder verleiht. Die stehen bei Geschäftsleuten oder anderen Personen und können dort von registrierten Nutzern für bis zu drei Tage kostenlos ausgeliehen werden.

Bei einem Verleiher in Endenich war seit einigen Monaten das „Kleine Dreirad“ von Bolle geparkt. Das Lastenrad, das über einen kleinen Motor verfügt, ist als Gemeinschaftsaktion bei einem Projekt entstanden, das vom Bundesumweltministerium finanziert wurde. Die Gruppe, die es gebaut hatte, überließ es schließlich Bolle. Der Verleiher rief an, um Buchholz zu sagen, dass sich jemand in der Nacht von Samstag auf Sonntag am Rad zu schaffen gemacht hatte.

Frage nach dem „Sinn“ des Diebstahls

„Es wurden die Gabel und der Lenker geklaut“, sagt Buchholz am Montag am Telefon. „Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, was die damit wollen.“ Vielleicht könne man die Gabel woanders einbauen, aber für den Lenker gebe es für den Dieb wohl eher keine Verwendung. „So ein Projekt kann nur funktionieren, wenn die Gesellschaft auch mitmacht“, sagt Buchholz. Es ist bereits das dritte Mal in diesem Jahr, dass Bolle es mit Dieben zu tun hat. „Wir fragen uns, was wir unternehmen können“, sagt Buchholz. Denkbar sei etwa, dass nur solche Leute es bei sich parken können, die auch eine Garage haben. „Aber das würde viele Leute ausschließen. Das wollen wir eigentlich nicht“, sagt Buchholz.

In den ersten Jahren des Projekts, das vom Verein Bonn im Wandel organisiert wird, habe es laut Buchholz kaum Probleme mit Dieben gegeben. Einmal kam ein Anhänger weg. Der war aber schnell wiedergefunden. Und nun drei Diebstähle innerhalb kurzer Zeit: Zuletzt traf es „Greta“. Das Lastenrad stand in der Dorotheenstraße in der Nordstadt. Es ist bis heute nicht wieder aufgetaucht. „Das hat einen Neuwert von 4500 Euro“, sagt Buchholz. Es gehörte zudem nicht Bolle, sondern einem Bonner, der es dem Projekt kostenlos nutzen ließ.

Diebe kommen zwei Nächte in Folge

Der andere Fall: In einer Nacht im Januar montierten zwei Männer in der Oppenhoffstraße das Vorderrad sowie den Elektromotor eines Anhängers für das Fahrrad „Boll.E“ ab. In der folgenden Nacht kamen sie wieder, um weitere Teile abzumontieren. Dabei wurden sie von der Polizei erwischt. „Damals haben wir wenigstens die Teile wiederbekommen“, sagt Buchholz. Für das Dreirad macht er sich aber wenig Hoffnung.

Wahrscheinlich zurecht, wie ein Blick in die Polizeistatistik von 2020 verrät. Im vergangenen Jahr wurden in Bonn 2385 Fahrraddiebstähle erfasst. Die Aufklärungsquote lag bei sechs Prozent. „Es kommt schon mal vor, dass hochwertige Teile wie Bremsen abgebaut werden“, sagt ein Polizeisprecher. „Aber in der Regel wird das ganze Rad gestohlen.“

Ärgerlich sei das Ganze auch, weil Bolle sich über Spenden finanziere und kaum Rücklagen habe, sagt Buchholz. Trotz des Ärgers erzählt er dann am Schluss noch eine heitere Geschichte. Zuletzt hatte sich jemand die große Version des Kleinen Dreirads geliehen: Um damit eine 100 Kilo schwere Hanfpalme von Bad Breisig in einen Garten in Bonn zu fahren und sie dort einzupflanzen. Dauert der Fahrt: sechs Stunden – inklusive Pause an der Promenade in Remagen.

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