Fahrschulen in Duisdorf Wieso Bonn hier Autofahren lernt

DUISDORF · Fünf Fahrschulautos in fünf Minuten, in Duisdorf ist das nicht ungewöhnlich. Denn im Stadtbezirk Hardtberg lernen die Bonner das Autofahren.

Fahrstunde in Duisdorf: Seit Jahrzehnten sind die Straße am Schieffelingsweg beliebtes Übungsgelände für Fahrschulen.

Fahrstunde in Duisdorf: Seit Jahrzehnten sind die Straße am Schieffelingsweg beliebtes Übungsgelände für Fahrschulen.

Foto: Roland Kohls

Ein ganz normaler Morgen in Duisdorf, eine Ampel am Konrad-Adenauer-Damm, 10.20 Uhr: Über den Damm fährt ein Auto der Lucky Drive Fahrschule, im Rückspiegel sieht man einen orangen Polo, das rotweiße Fahrschulschild auf dem Dach. Einen Steinwurf entfernt biegt ein Auto der Fahrschule Maaß in die Goerdelerstraße ein, auf der Julius-Leber-Straße sind gleich zwei Fahrzeuge der City Fahrschule unterwegs.

Der Grund: In Medinghoven, An der Burg Medinghoven, hat der TÜV Rheinland seinen Sitz, er prüft und stellt die Führerscheine aus. Hier werden nicht nur die theoretischen Prüfungen gemacht, rund um den Standort werden auch die Fahrprüfungen abgenommen. Und so schickt ein Großteil der Bonner Fahrschulen, 70 gibt es nach Angaben der Stadt in Bonn, ihre Schüler nach Hardtberg.

Entsprechend hoch ist auch die Fahrschuldichte. Und ständig kommen neue hinzu. Auch Ibrahim Esmen (50) hat im Juni seine Fahrschule an der Julius-Leber-Straße eröffnet. Seit 23 Jahren sei er im Geschäft, nach Stationen in Lengsdorf, an der Kölnstraße und am Brüser Berg will er in Duisdorf Fuß fassen. Was macht den Standort trotz starker Konkurrenz interessant? "Die Ecke hier ist perfekt", sagt Esmen.

Zum einen natürlich wegen der Nähe zum TÜV Rheinland. "Hier werden die Prüfungsfahrten gemacht, die Stadt ist kein Prüfungsgebiet. So kann man sich optimal vorbereiten." Zudem sei das Trainingsgelände ideal. Es biete den Fahrschülern viele Möglichkeiten, sei dabei aber nicht so stressig wie die Innestadt.

Seit 1973 habe der TÜV Rheinland seine Prüfstelle in Bonn, sagt Pressesprecher Wolfgang Partz. Die Wahl des Standortes sei reiner Zufall gewesen. Allerdings, ergänzt Führerscheinexperte Arne Böhne, habe der Standort viele Vorteile geboten. Da man auch Lastwagen und Busfahrer prüfe, habe man einen Standort mit ausreichend Platz gebraucht. Wichtig sei auch die Nähe zur Autobahn sowie zur Stadt gewesen.

6.500 Fahrschüler prüfte der TÜV Rheinland 2011 in Bonn in der Theorie, rund 6.500 machten die praktische Prüfung. Aus der Region Bonn, zu der auch Euskirchen, Siegburg und Teile von Königswinter gehören, seien es rund 20.000 Prüfungen gewesen. Von Beschwerden über holprige Fahrschulmanöver im Hardtberg sei ihm nichts bekannt, so Böhne. "Aber es stimmt, solche Beschwerden gibt es an manchen Standorten."

Auch Fahrlehrer Wolfgang Maaß schätzt Duisdorf, Medinghoven und Brüser Berg als Übungsgebiet. "Weil der TÜV da in der Nähe ist und dort bevorzugt geprüft wird", so die einfache Antwort. Zudem biete der Stadtbezirk viele Übungsmöglichkeiten - zweistreifiges Linksabbiegen, Grünpfeilschilder, den Duisdorfer Bahnhof. "Hier gibt es vieles auf kleinem Raum", sagt Maaß.

Das bestätigt Fahrschul Jochen Bergheim, der seit zwölf Jahren im Geschäft ist und am Maarweg seinen Sitz hat. "Ich habe mich für Duisdorf entschieden, weil das Prüfungsgebiet ist, außerdem bin ich gebürtig von da", sagt Bergheim. Der Stadtbezirk sei ein "gutes Pflaster zum Lernen". Gleichzeitig sei er ein schwieriges Pflaster, um seinen Schnitt zu machen. "Hier ist es schwierig, auf Dauer zu bestehen", sagt Bergheim.

Ständig würden neue Fahrschulen aufgemacht, andere würden sehr bald wieder schließen. "Und wegen der großen Konkurrenz geht hier alles über den Preis." In Duisdorf zahle man pro Fahrstunde "Preise wie vor 30 Jahren". Während im Bonner Zentrum so eine Stunde bis zu 40 Euro koste, zahle man in Duisdorf knapp unter 30 Euro.

Bernhard Heep hat deswegen seine Fahrschule nach 32 Jahren zum 1. Juli geschlossen. "Wegen der Konkurrenz und aus Altersgründen", sagt der 64-Jährige. Ihn stört auch die zunehmende Anonymität. Es würden Fahrschulen mit Fantasienamen eröffnen, die Fahrschüler wüssten teilweise gar nicht mehr, wie ihr Lehrer mit Nachnamen heißt. "Ich bin einer der wenigen, der mit dem Ortsgeschehen hier noch etwas zu tun hatte. Aber das ist heute egal. Es ist ein hartes Geschäft geworden."

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