Biologische Station "Wilden Ecken" auf der Spur

BONN/DRANSDORF · In Zusammenarbeit mit der Stadt Bonn und mit 38.000 Euro gefördert vom Landschaftsverband Rheinland hat die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft im Rahmen des Projektes "Wilde Ecken" im Stadtgebiet kleine Grün- und Brachflächen, dörfliche Elemente, begrünte Mauern und Säume gesucht, erfasst und bewertet. Dabei wurden 216 "Wilde Ecken" kartiert und systematisch erfasst.

 Martina Gelhar, Christian Chmela und Ulrich Sander haben die schönsten "Wilden Ecken", wie den Blühstreifen mit Mohn, ausgesucht.

Martina Gelhar, Christian Chmela und Ulrich Sander haben die schönsten "Wilden Ecken", wie den Blühstreifen mit Mohn, ausgesucht.

Foto: Schmidt

"In menschlichen Siedlungen gab es seit jeher kleine und große Freiflächen, die Lebensraum für Tiere und Pflanzen boten. So stellen sie einen Rest Natur inmitten von Dorf und Stadt dar", erläutert Diplom-Biologe Christian Chmela, der Leiter der Biologischen Station in Dransdorf. "Solch althergebrachte Elemente menschlicher Siedlungen mit den entsprechend angepassten Lebensräumen, die etwa aus Nutz- und Begleitpflanzen und einer besonderen Tierwelt bestehen, gehen in ihrer Vielfalt von Arten zunehmend verloren", so Chmela. Sie seien aber einmalige Sonderstandorte, die es sowohl kulturhistorisch als auch naturgeschichtlich zu schützen gelte.

"Im Projekt Wilde Ecken wollen wir sie daher erfassen, sichern und wiederherstellen." Es will dem "Trend übertriebener Sauberkeit und vollständiger Versiegelung entgegentreten. Um ein Bewusstsein hierfür zu schaffen, stellen wir die Besonderheiten und die ökologische Bedeutung dieser Sonderstandorte heraus", sagt Chmela.

[kein Linktext vorhanden]Zehn dieser "Wilden Ecken" wurden jetzt als anschauliche Beispiele ausgewählt und mit Informationstafeln versehen. Das Projektteam unter der Chmelas Leitung präsentiert sie als Ensemble mit dem jeweiligen lokalen Reichtum an Pflanzen- und Tierarten.

"Keiner möchte diese Pflanzen in seinem Garten haben"
Christian Chmela, Biologische Station

Das erste Ensemble, gleich auf dem Dransdorfer Berg, ist ein einfacher "Blühstreifen" entlang der Straße. Wie auf der Informationstafel zu lesen ist, wuchsen dort bereits ein Jahr nach der Anlage Klatschmohn und Kornblume, im zweiten Jahr kamen weitere Pflanzen hinzu. "Wenn der Klatschmohn nicht mehr kommt", lernt man vom Biologen Ulrich Sander, "dann hat man den Boden nicht umgegraben" - so einfach ist das. Auch Fliegen, Hummeln, die Zauneidechse und die Streifenwanze waren bereits im zweiten Jahr hier heimisch.

"Den Nachbarn gefällt?s", sagt Chmela, "aber keiner möchte diese einheimischen Blütenpflanzen in seinem Garten haben". Auf der Tafel im Meßdorfer Feld beispielsweise geht es um Hecken und Raine am Feldweg - um Arten der offenen Landschaft. Neben Bäumen sind hier Brombeere, Hundsrose, Pfaffenhütchen oder schwarzer Holunder heimisch, aber auch Blaumeise oder die Dorngrasmücke, um nur einige Vögel zu nennen. Und der Turmfalke, der in der Stadt brütet, kommt hierher, um seinen Fang zu machen. Mehr Akzeptanz der "Wilden Ecken" im Stadtgebiet wünscht sich die Projektgruppe. Nicht jeder Löwenzahn ist ein Unkraut, sagen die Biologen, auch wenn er im Zierrasen stört.

Zu den Aufgaben der Biologischen Station gehören die Betreuung von Schutzgebieten und schützenswerten Landschaftsteilen, die Erfassung und der Schutz wild lebender Tiere, Pflanzen und ihrer Lebensräume sowie Beratung und Informationen zur Natur und ihrem Schutz durch Exkursionen, Vorträge und Infostände.

Weitere Informationen gibt es auf www.biostation-bonn-rheinerft.de.

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