Wildgehege auf der Waldau Warum falsches Futter für Wildtiere tödlich sein kann

Venusberg · Im Wildgehege auf der Waldau werden Wildschwein und Co. gerne von Spaziergängern gefüttert. Allerdings auch mit Futter, das nicht artgerecht ist. Stadtförsterin Julia Johnson erklärt, warum das für die Tiere schädlich oder gar tödlich sein kann.

Stadtförsterin Julia Johnson weiß, was die Wildschweine im Gehege auf der Waldau mögen und was ihnen bekommt.

Stadtförsterin Julia Johnson weiß, was die Wildschweine im Gehege auf der Waldau mögen und was ihnen bekommt.

Foto: Benjamin Westhoff

Wildschweine sind Allesfresser. Die robusten Schwarzkittel sind in Sachen Nahrungsaufnahme nicht besonders wählerisch. Deshalb fressen sie auch schon mal gerne Dinge, die ihnen schwer im Magen liegen. Und genau diese Gier kann ihnen zum Verhängnis werden.

Frei lebende Wildtiere sind nicht so gefährdet wie Gattertiere. Bei Wildschweinen, Rothirschen und Damhirschen, die im Wildgehege zu Hause sind, sieht das schon ganz anders aus. Übertriebene Fürsorglichkeit von Tierliebhabern kann genau das Gegenteil von dem bewirken, von dem was sie eigentlich bezwecken – wie kürzlich in einem Tierpark in Solingen. Der weiße Damhirsch Muckie wurde dort sozusagen totgefüttert. Das jedenfalls vermuten die Mitarbeiter im Tierpark Fauna Solingen, die Muckie im Oktober tot im Gehege gefunden haben.

Wildgehege auf der Waldau

Auf dem Bonner Venusberg betreibt die Stadt Bonn ein kleines Wildgehege. Die Waldau, eines der beliebtesten Ausflugsziele im Stadtgebiet, wird deshalb gerne von Familien besucht. Wildschweine, Rot- und Damhirsche kann man dort das Jahr über besuchen - und natürlich auch füttern. Bonns neue Stadtförsterin Julia Johnson weiß um die Gefahr der falsch verstandenen Tierliebe: „In meiner Zeit seit Amtsantritt im Juni ist es noch zu keinem unerfreulichen Vorfall gekommen. Aber tatsächlich finden wir immer wieder Gegenstände und nicht tiergerechte Lebensmittel in den Gattern.“

Erst kürzlich meldete sich ein Spaziergänger bei der Stadtförsterei und informierte die Mitarbeiter darüber, dass die Wildschweine im Gehege mit einer Glaskugel spielen. Weil das Team von Julia Johnson schnell vor Ort war, ist nichts passiert. „Ich habe aber auch schon gekochte Nudeln im Wildschweingehege gefunden. So etwas geht gar nicht“, ärgert sich die Stadtförsterin.

Das fressen die Wildtiere gerne

Wer den Tieren auf der Waldau Gutes tun will, kann artgerechtes Futter bei der Stadtförsterei abgeben. Die Mitarbeitern dosieren dann die Menge und verfüttern die abgegebenen Sachen. Aber was ist richtig und was falsch? Dazu Johnson: „Die Hirscharten fressen gerne Eicheln, Bucheckern und Kastanien. Letzteres mögen Wildschweine nicht.“

Rohes Obst und Gemüse birgt die Gefahr von Koliken, weshalb man auf die Verabreichung verzichten sollte. Auch Giftstoffe könnten so in die Mägen der Tiere gelangen. „Wildschweinen merkt man leider erst spät an, dass sie krank ist. Manchmal kommt dann jede Hilfe zu spät“, betont Johnson.

Futter aus den Automaten

Wer die Tiere füttern will, kann an zwei dort aufgestellten Automaten Futter kaufen. Für einen Euro gibt es einen Becher voll von Futterpellets. Das Füttern ist bei Besuchern beliebt, weil man dann die Tiere aus nächster Nähe beobachten kann.

Derzeit leben 24 Wildschweine, 34 Damhirsche und sechs Rothirsche nach Tierarten getrennt im Waldau-Gehege. Das gesamte Areal ist knapp sieben Hektar groß. Wer mehr über das Leben von Wildtieren erfahren will, kann an Führungen teilnehmen.

Das Haus der Natur und die Stadtförsterei bieten Führungen nach individueller Terminabsprache an. Interessenten können sich beim Haus der Natur unter ☎ 02 28/7 78 77 22 melden.

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