100. Haribo-Jubiläum Wie der Goldbär in einer Waschküche in Bonn zur Welt kam

Bonn · Am 13. Dezember 1920 gründet Hans Riegel in Kessenich den Süßwarenkonzern „Haribo“. Genau 100 Jahre ist das jetzt her. Der Erfolg des Goldbären ist das Ergebnis harter Arbeit.

 Paul und Hans Riegel im Jahr 1946.

Paul und Hans Riegel im Jahr 1946.

Foto: HARIBO

1918 ist Johann Riegel, den alle kurz und praktisch Hans rufen, 25 Jahre alt. Sein Aufstieg vom 15-jährigen Lehrjungen beim Salmiak-Kocher Kleutgen & Meier in Godesberg zum Facharbeiter in Neuss und Osnabrück hat mit Kriegsausbruch ein jähes Ende genommen. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg ins Rheinland reagiert Hans Riegel auf eine Annonce des Bonbonkochers Heinen und wird dort wenig später Teilhaber.

Aber er will sein eigenes Geschäft: In einer Hinterhof-Waschküche in Kessenich gründet der 27-Jährige am 13. Dezember 1920 sein Unternehmen. Dort hat er sich mit einer Marmorplatte, einem Kupferkessel, einem Hocker, einem gemauerten Herd und einer Walze eingerichtet. Zum Grundkapital gehört außerdem ein Sack Zucker. Die fertigen Bonbons fährt der junge Mann mit dem Fahrrad selbst aus und lässt immer auch ein paar Leute probieren. Bald schon hilft seine sieben Jahre jüngere Frau Gertrud beim Einpacken und Ausliefern.

In den ersten harten Jahren kann jeder etwas süße Freude gebrauchen. Und Riegels Fruchtgummis kosten nur Pfennige. Nur ein Jahr später expandiert der Jungunternehmer. Er kauft Häuser in der Bergstraße und baut zusätzlich neue Gebäude in dem Bereich. Der Firmensitz wird bis 2018 in direkter Nachbarschaft bleiben. Mit einer Eisenkanne wird hier die zähe Masse aus Gummi arabicum und Zucker in die Puderkisten gegossen.

Einen Zentner schafft Riegel am Tag. Es ist ein Knochenjob! Später wird „stärkende“ Gelatine an die Stelle des Gummis treten. Tagelang zeichnet und formt, mischt und schmeckt er ab, bis schließlich 1922 ein tanzender Bär die Weltbühne betritt. Riegel kennt ihn von den Jahrmarktsbesuchen seiner Kindheit. Und seitdem der spätere US-Präsident Theodor Roosevelt 1902 bei der Jagd ein angebundenes Bären-Junges verschont hat, sind „Teddys“ weltweit hoch im Kurs.

Aber der Bär bleibt zunächst einer von vielen. Süße Teufelchen und Lakritz-Pfeifen mit bunten Köpfen sind beliebt, ebenso grüne Hütchen mit Menthol oder Veilchenpastillen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wird der Bär zum Shooting-Star: 1960 bekommt er den unverwechselbaren Namen „Goldbär“. Seine Rezeptur wird nur verbessert, etwa 1989 durch den Einsatz natürlicher Farbstoffe. Die Qualität steht bei Haribo ebenfalls als Wert an sich.

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