Schmökern unter Bäumen Hier stehen die offenen Bücherschränke in Bonn

Buschdorf · Der 17. Bonner Bücherschrank der Bonner Bürgerstiftung befindet sich ab sofort in Buschdorf - auf dem Platz am Rondell an der Ecke Von-den-Driesch-/Friedlandstraße. Ein Überblick über alle anderen Standorte in Bonn.

Ein öffentlicher Bücherschrank auf dem Buschdorfer Dorfplatz? Das wäre wegen der Veranstaltungen dort nicht gut gegangen, meinte Hubert Berg. „Wenn Kirmes ist, ist der Platz voll.“ Aber das Rondell an der Ecke Von-den-Driesch-/Friedlandstraße eignet sich perfekt: ein gemütlicher Fleck unter Bäumen mit Sitzgelegenheiten, auf denen man in den Büchern schmökern und sich mit anderen Buschdorfern austauschen kann. Dort steht jetzt ein solcher Schrank, er ist der 17. in Bonn und der 15. in der üblichen Metallbauweise mit Glastüren.

Stammtisch spendiert 2000 Euro

Mit Ansprachen und einer Lesung von Günter Timmermann weihten die Buschdorfer ihren neuen Bücherschrank ein und bestückten ihn mit jeder Menge Lesestoff. Die Idee dazu ging letztlich von Berg aus. Der Buschdorfer hatte das schon vor Jahren angeregt, auch bei der Perspektivwerkstatt in Bonns nördlichstem Stadtteil kam das Thema auf. Berg kontaktierte die Bürgerstiftung Bonn, die die Schränke aufstellt, und erfuhr, dass die Stiftung mit 3000 Euro die Hälfte der Gesamtkosten beisteuert, wenn die Bürger die andere Hälfte zusammenbekommen.

„In kürzester Zeit wurden 2000 Euro zusammengelegt“, lobte der Stiftungsvorsitzende Werner Ballhausen. Das Geld kam vom Stammtisch „Ons kann keene“, ein ehemaliger Kegelclub, der laut Mitglied Waltraud Maus vor 60 Jahren entstand. Der Stammtisch sammelt Geldspenden, etwa durch seine Mithilfe bei der Cafeteria der Kirmes und beim Buschdorfer Advent. Bei der 800-Jahrs-Feier des Stadtteils 2017 wurde so viel gesammelt, dass es reichte, um diesen Betrag für den Bücherschrank zu stiften.

Die Idee, der sich auch das Quartiersmanagement Buschdorf anschloss, habe den Mitgliedern gefallen, die als Schrankpaten auch dafür sorgen, dass dieser sauber und heile bleibt. „Das ist wieder so ein Zusammenkommen für die Buschdorfer“, sagte Maus. Die restlichen 1000 Euro steuerte die Sparkasse Köln/Bonn bei.

Der erste Bücherschrank wurde 2003 an der Poppelsdorfer Allee aufgestellt – vorher gab es sie schon als Kunstobjekte in Darmstadt und Hannover –, und war allen Negativprognosen zum Trotz ein großer Erfolg. Die Idee hatte eine Studentin bei einem Wettbewerb der Bürgerstiftung eingereicht. Seither gibt es in Bonn immer mehr Schränke, und auch in anderen Städten – sogar außerhalb von Deutschland – nahm man dieses Konzept auf.

Nutzerzahlen lassen sich nicht erheben, aber eine Studie der Uni Bonn am Schrank an der Poppelsdorfer Allee ergab, dass tendenziell mehrheitlich Frauen ab 45 Jahren Bücher einstellen und Männer unter 30 Jahren Bücher entnehmen. Der Bücherschrank ist ein Erfolg und bei der Bevölkerung so beliebt, dass etwa der am Beueler Rheinufer, der im Juni abgebrannt wurde, schon zwei Wochen später repariert wieder in Betrieb gehen konnte – aufgrund schnellen nachbarschaftlichen Engagements (der GA berichtete). Der 18. Bonner Bücherschrank soll laut Jürgen Reske von der Bürgerstiftung noch dieses Jahr aufgestellt werden, ab 2019 seien weitere Projekte möglich.

Briefe ohne Antworten

Auch Stephanie Braun war nach Buschdorf gekommen, um ein Buch einzustellen. Sie lebt rund um den Bücherschrank ein kreatives Hobby aus: „Jeden Monat besuche ich einen Bücherschrank und leihe ein Buch aus.“ Das lese sie, schreibe darüber in ihrem Blog auf www.kleiner-komet.de und stelle es in einen anderen Schrank, zusammen mit einem Brief an den nächsten Leser mit der Bitte, sie zu kontaktieren. „Bisher hat noch niemand geantwortet.“ Aber sie gibt die Hoffnung nicht auf.

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