Hilfe ohne erhobenen Zeigefinger

Ehrenamtliche Paten kümmern sich um Familien in der Krise - Träger sorgen sich um Finanzierung

Hilfe ohne erhobenen Zeigefinger
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Bonn. Völlig überfordert war Maria S. (Name geändert) mit ihren drei kleinen Kindern, als Sabine Deimel die 40-jährige alleinerziehende Mutter kennenlernte. Die Frau, die von Sozialhilfe lebt, sprach nur schlecht Deutsch und lebte isoliert in einer kleinen Wohnung.

Inzwischen geht sie mit ihren Kindern raus auf den Spielplatz, besucht eine Müttergruppe und baut ihr Selbstbewusstsein mit Hilfe einer Therapeutin auf. Dank Sabine Deimel hat Maria S. wieder neuen Lebensmut gefasst, was auch ihren Kindern zugute kommt.

Sabine Deimel ist eine von mittlerweile 100 ehrenamtlichen Familienpaten, die die Caritas, die Katholische Familienbildungsstätte, der Verein "Familienkreis" und der Kinderschutzbund ausbilden, damit sie vor allem Familien mit kleinen Kindern in Krisensituationen zur Seite stehen.

166 Familien mit insgesamt 335 Kindern seien seit 2007 betreut worden. "Die Paten sind aber sind keine Babysitter oder Haushaltshilfen", erklärten Martina Deutsch und Petra Gläser von der Familienbildungsstätte jetzt anlässlich der Präsentation des Qualitätszirkels, in dem sich die vier Träger zur Verbesserung ihrer präventiven Arbeit zusammengeschlossen haben. Es gehe vielmehr darum, so früh wie möglich den Familien lebenspraktische Hilfe "ohne erhobenen Zeigefinger" zukommen zu lassen, die einer krisenhaften Entwicklung entgegenwirken könne, sagte Anja Henkel vom Familienkreis.

Eine Aufgabe könne dabei sein, jungen Müttern zu helfen, ihren Alltag zu strukturieren und damit ihren Kindern einen besseren Halt zu geben, ergänzte Karl Wilhelm Starcke (Caritas).

Auf diese Weise hat zum Beispiel Familienpatin Katharina Vianden-Schell es geschafft, dass eine ebenfalls alleinerziehende Mutter ihr Leben wieder in den Griff bekommen hat. Die Frau war aus Angst vor ihrem Mann in ein Frauenhaus geflüchtet und musste sich obendrein um ein krebskrankes Kind kümmern.

Inzwischen gehe es dem Sohn wieder besser, er besuche eine Kita. Die Mutter lebe jetzt in einer eigenen Wohnung und habe eine Halbtagsstelle angenommen.

Natürlich müssten die Ehrenamtlichen eng von hauptamtlichen Kräften begleitet und geschult werden. Bei zehn ehrenamtlichen Mitarbeitern benötigen sie zehn hauptamtliche Wochenstunden, haben die Träger ausgerechnet. Und das kostet Geld. Für Richard Schwarze, Vorsitzender des Kinderschutzbundes, ist es aber gut investiertes Geld, weil es in eine Arbeit gesteckt werde, die im Sinne des städtischen Kinderschutzkonzepts der Familienfürsorge diene.

"Fachlich schätzt das Jugendamt unsere Arbeit sehr", weiß Henkel, deshalb wolle man jetzt auch die Stadt in die Pflicht nehmen. Sie solle die Arbeit der Familienpaten künftig mitfinanzieren. Andernfalls sei das Projekt gefährdet: Bei allen vier Trägern laufe im nächsten Jahr die finanzielle Förderung aus.

Nähere Informationen über die Familienpaten erteilt die Familienbildungsstätte unter der Rufnummer (02 28) 9 44 90 60.

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