Hinter der Maske dem Alltag entfliehen

Höhepunkt des Vereinsjahres von Mascherata Veneziana ist das Defilieren über den Markusplatz

Hinter der Maske dem Alltag entfliehen
Foto: Privat

Röttgen. Voller Stolz streicht Ursula Noll, Vorsitzende des Vereins Mascherata Veneziana Bonn, über den perlmuttschimmernden Innenstoff ihres Kostümes. Blütenblätter umkränzen den Kragen des Umhangs, aufwendige Bordüren schließen die Seiten ab. Perlen und Strass glitzern verführerisch. "Zum Kostüm gehört eine wunderbare Vollmaske. Wenn man alles angelegt hat, überkommt einen ein regelrechter Zauber", schwärmt Noll.

Zusammen mit 38 weiteren Mitgliedern der Maskengruppe hat sie ein ganz besonderer Karnevalsvirus befallen, seit fünf Jahren geben sie sich der Versuchung des venezianischen Karnevals hin. "Die beiden Spielarten des Karnevals sind nur schwer miteinander vergleichbar. Es verhält sich wie mit den Äpfeln und den Birnen", erklärt Noll. Im Gegensatz zum trubeligen Treiben im Rheinland, sei der venezianische Karneval eine stille, eine sehr leise Veranstaltung, sagt Noll. Närrische Infos Alle Infos zum Karneval in Bonn und der Region unter www.kamelle.deAls erstmals eine der ernsten Masken ihr gesamtes Gesicht verdeckte, habe sie sich wie im Rausch gefühlt. "Man kann es kaum beschreiben, aber ich lasse dann einfach los, der Alltag bleibt unter der Maske fern", beschreibt sie den Reiz der Verkleidung. Sie selber habe über sich gestaunt, aber kaum lief sie im kostümiert im Zug mit, habe sie regelrecht angefangen zu schweben. "Man muss es einfach selber erleben, um es zu verstehen", so Noll.Vor fünf Jahren taten sich einige Venedig-Enthusiasten zusammen, um eine neue Maskengruppe zu gründen. Der Verein ist mittlerweile auf 39 Mitglieder angewachsen. "Auch an Nachwuchs mangelt es nicht. Drei Jugendliche engagieren sich bei uns", merkt sie voll Freude an.

Genäht werden die aufwendigen Kostüme von den Mitgliedern selbst. "Auch das gehört zum Spaß", sagt Noll. Je nach Aufwand dauere es einige Wochen, bis eines der schillernden Gewänder fertiggestellt ist. Noll nähte bisher drei Kleider für sich und zwei für ihren Mann. "Zwei neue sind bereits in Arbeit", sagt sie.

Man stecke mitten in den Vorbereitungen für die jetzt startende Karnevalszeit, parallel absolviere die Gruppe über das gesamte Jahr hinweg Showauftritte und Defilees auf Barockfesten, Konzerten, Bällen und anderen Festivitäten. In der Zeit des Straßenkarnevals zieht Marscherata Venezia bei kleineren Zügen mit. "Seit 1995 können wir sogar mit unserer eigenen kleinen Gondel im Maßstab 1:2 aufwarten", sagt Noll.

Höhepunkt im Vereinsjahr sei aber sicherlich noch immer der Besuch in Venedig. "Die Stimmung ist einmalig. Auf dem Markusplatz wird sogar ein großer Laufsteg aufgebaut, auf dem sich Gruppen aus der ganzen Welt präsentieren. "Das Gefühl ist unbeschreiblich. Sie laufen an den Menschenmassen vorbei und sehen dieses unglaubliche Strahlen in allen Augen", sagt Noll.

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