Hobby und Herzensangelegenheit

Menschen im Ehrenamt: Martina Prinz engagiert sich in der katholischen Kirchengemeinde im Rheinviertel.

Hobby und Herzensangelegenheit
Foto: Ronal Friese

Bad Godesberg. Dreimal die Woche kommt Martina Prinz ins alte Pfarrhaus neben der Herz-Jesu-Kirche im Villenviertel. Von neun bis zwölf Uhr kocht sie dort Kaffee und schmiert Brötchen. Doch die 41-Jährige hält sich nicht nur in der Küche des Pfarrhauses auf, sie setzt sich auch zu den Leuten, die sich in einem Nebenraum nach und nach an den Tischen versammeln: Mütter mit Kindern und alte Leute aus dem angrenzenden Seniorenheim. Martina Prinz lächelt jeden an, die blonden Haare streicht sie hinter die Ohren, damit das Gesicht frei bleibt.

Vor etwas mehr als einem Jahr hat Martina Prinz im Erdgeschoss des alten Pfarrhauses ein kleines Café eingerichtet. "Ich wollte mit den leeren Räumen etwas machen und den Menschen im Villenviertel einen Treffpunkt bieten." Als Martina Prinz vor 17 Jahren ins Villenviertel zog, hätte die gläubige Katholikin selbst gerne solch einen Treffpunkt vorgefunden - zum Reden über Gott und die Welt. Heute holt sie das nach und sagt: "Die Besucher sind wie eine zweite Familie für mich."

Das Café neben der Herz-Jesu-Kirche in der Beethovenallee 38 ist jeden Dienstag, Donnerstag und Freitag von neun bis zwölf Uhr geöffnet. Man kann dort einfach einen Kaffee oder Tee trinken, aber auch frühstücken. Es sei für Prinz nicht nur ein Ehrenamt, es ist ihr "eine Herzensangelegenheit", beschreibt es eine Freundin. Und sonntags um halb elf hilft Martina Prinz im Jugendkeller gegenüber der ebenfalls zum Pfarrgebiet gehörenden Evergislus-Kirche etwa 20 Kindern, ihre rot-weißen Messdienergewänder anzuziehen. Jeden Tag steht irgendwas rund um die Kirchenarbeit an und Martina Prinz ist meistens dabei.

"Sie hat eine sehr zupackende Art, redet und fackelt nicht lange, sondern handelt", sagt der leitende Pfarrer Wolfgang Picken. Aber sie gibt nicht nur alles, sie bekommt auch viel zurück. "Ich möchte hier", sagt Martina Prinz, "natürlich auch Gemeinschaft im Glauben erfahren." Der Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Andreas und Evergislus unterstützt ihr Engagement.

"Ohne solch motivierte Ehrenamtler wie Martina Prinz wäre das vielfältige Gemeindeleben undenkbar." Menschen von ihrem Schlag würden die Kirchengemeinde als Lebensraum nutzen und gestalten. Das stärke den Glauben. Ihr starker Glauben und ihr enormes Engagement waren wahrscheinlich auch der Grund, warum Martina Prinz vor zweieinhalb Jahren in den Gemeinderat gewählt wurde.

Früher hat Prinz als biologisch-technische Assistentin gearbeitet. Nach der Geburt des ersten von drei Kindern blieb sie zu Hause. "Mein Mann und ich", erzählt sie, "hatten das so vereinbart." Im Sanitär- und Elektrik-Familienbetrieb ihres Mannes Oliver hätten "Frauen nichts zu suchen." Fündig wurde sie dann in der Kirche. Angefangen hat es, als ihr erster Sohn in den katholischen Kindergarten kam. "Die Kirche ist dann zu meinem Hobby geworden."

Für dieses Hobby radelt Prinz auch mittwochs abends ins Pfarrzentrum nach Plittersdorf. Dort teilt sie die Messdienergruppen für die anstehenden Messen ein und plant gemeinsame Aktivitäten. In Telefongesprächen muss sie ab und zu Kinder zum Weitermachen motivieren.

"Manche weniger, manche mehr", sagt sie lachend. Sie kennt jedes Kind, kann zu jedem eine kleine Anekdote erzählen und weiß bei vielen sogar den Geburtstag auswendig. "Wenn die ehrenamtliche Arbeit klappt, ist das ein schönes Gefühl. Dann bin ich erleichtert und auch ein wenig stolz." Ans Aufhören will Martina Prinz gar nicht denken und sagt lächelnd: "Ich bin eben ein Ehrenamtstyp."

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