Museum Koenig in Bonn Hunderte Schlangen in Aktenschränken

Bonn · Normalerweise haben Besucher der Ausstellungen im Museum Koenig keinen Zutritt zu einer ganz speziellen Sammlung von unschätzbarem Wert. Doch alle paar Monate bietet das Museum die besondere Führung "Hinter die Kulissen" an.

 Seit Jahrzehnten konserviert: Museumsführer André Koch (rechts) zeigt Antje Potratz eine asiatische Natter. Dazu erklärt er die unterschiedlichen Färbungen und Zeichnungen.

Seit Jahrzehnten konserviert: Museumsführer André Koch (rechts) zeigt Antje Potratz eine asiatische Natter. Dazu erklärt er die unterschiedlichen Färbungen und Zeichnungen.

Foto: Barbara Frommann

Dann öffnet ein Spezialist die schwere braune Holztür im ehemaligen Arbeitszimmer von Alexander Koenig, dem Gründer des Forschungsmuseums, die zu einem riesigen Fundus führt.

Den neugierigen Blicken offenbart sich ein umfangreiches Archiv von Exponaten und Präparaten der unterschiedlichsten Tiere. "Der Wert ist in Euros nicht bezifferbar", weiß Doktorand André Koch. "Aber es handelt sich mehr um einen ideellen Wert für die Forschung als um einen finanziellen." Koch promoviert am Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK) und ist einer der Spezialisten, die hinter die Kulissen führen.

Gleich hinter dem einstigen Arbeitsplatz des leidenschaftlichen Ornithologen Koenig befinden sich rund 75.000 verschiedene Vogelpräparate sowie 30.000 unterschiedliche Eier von Federtieren. Bis unter die Decke reichen die riesigen alten Vitrinen. Auch in Schubkästen reihen sich die Präparate der Arten dicht an dicht. Alle tragen ein Schildchen, auf dem mindestens eine Nummer und der Fundort vermerkt ist.

Anhand der Nummer finden Wissenschaftler in einem weiteren Archiv alle weiteren Daten wie zum Beispiel die Größe oder die Flügellänge. "Wie Sie vielleicht bemerkt haben, sehen die Vögel, die wir in den Ausstellungen zeigen, lebendiger aus. Sie breiten ihre Flügel aus oder reißen den Schnabel auf. Auch haben sie ihre Augen offen", erklärt der 34-Jährige.

"Die wissenschaftlichen Präparate haben die Flügel eng an den Körper angelegt, die Augen sind in der Regel geschlossen. In diesem Zustand sind die Präparate recht steif und leicht zu verstauen. Um etwa die Spannweite der Flügel zu messen, werden die Tiere dann unter Wasserdampf aufgeweicht, so werden sie beweglich."

Der Geruch in der Vogel-Bibliothek verrät, dass einige der Exponate schon mehrere Jahrzehnte dort aufbewahrt werden. Geruchsneutral ist dagegen das Archiv eine Treppe tiefer. In grauen Aktenschränken stehen zahlreiche Glasgefäße. Darin Hunderte konservierte Schlangen wie Nattern, aber auch der Kopf einer Python, der so nicht in einer Ausstellung gezeigt werden würde.

Mit großen Augen betrachtet die Besucherin Antje Portratz den etwa 30 Zentimeter langen Kopf des Angst einflößenden Exemplars. "Eigentlich sind Schlangen ja nicht so mein Ding", gibt die 54-Jährige freimütig zu. "Aber das, was hier außerhalb der Ausstellung gezeigt wird, ist schon irre."

Auch Details an den bekannten und ungefährlichen Nattern erklärt Koch seinen Zuhörern genau. So erläutert er, dass die Färbung und die Zeichnung der Natter verraten, ob das Exemplar aus Königswinter stammt oder etwa auf Korsika gefunden wurde. "Das sind regionale Varietäten, wie jede Tierart sie besitzt", erklärt er der Gruppe. "Je mehr sich die Tiere an die Bedingungen in dem jeweiligen Gebiet angleichen, um so eher überleben sie. Charles Darwin nannte das auch Survival of the fittest". Durch diese Beobachtungen ließen sich natürlich Rückschlüsse auf die Evolution ziehen.

Die nächste Führung "Hinter die Kulissen" findet am Sonntag, 15. Juli, ab 11 Uhr statt. Erwachsene zahlen 4,50 Euro, ermäßigt kostet die Führung zwei Euro (inklusive Museumseintritt).

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