"Ich bin hier auf meiner letzten Reise"

Die Robert-Janker-Klinik hat eine neue Palliativstation eröffnet. Schmerztherapie soll die Lebensqualität verbessern.

"Ich bin hier auf meiner letzten Reise"
Foto: Volker Lannert

Bonn. Das Zimmer ist in Pastellfarben gehalten, Holzfußboden, dezente rote Vorhänge. Durch das Fenster blickt Monika Grieneisen vom Bett aus auf den Venusberg. "Heute fühle ich mich schlapp und kaputt", sagt sie. Die Mittsechzigerin ist schwer an Krebs erkrankt.

Seit zwei Wochen liegt sie auf der neuen Palliativstation der Robert-Janker-Klinik. "Mein Arzt hat mir empfohlen, hierher zu kommen", sagt Grieneisen. Es sei ein bisschen wie in einem guten Hotel. "Jeder Wunsch wird einem erfüllt, alle sind freundlich und nett." Die Königswintererin bekommt häufig Besuch von ihren Söhnen, Verwandten und Bekannten.

Ein grauer Teddy sitzt am Fußende des Bettes. "Den hat mir der Taxifahrer mitgebracht, der mich immer zur Chemotherapie gefahren hat", erzählt die Patientin. Auf ihrem Nachtkästchen steht ein kleiner Bildschirm, auf dem sie Fotos von Verwandten ansehen kann. Sie klickt ein Bild von ihren Enkeln an und betrachtet es. Erinnerungen an ihr vergangenes Leben.

Robert-Janker-Klinik 1937 gründete der Arzt Robert Janker in Bonn ein privates Röntgeninstitut, dem er nach dem Krieg eine Krankenstation angliederte. Hieraus entstand die Janker-Klinik, die seit 1998 der MediClin angehört. Heute ist die Janker-Klinik eine moderne Fachklinik für Strahlentherapie, Onkologie, Palliativmedizin und Radiologie sowie Zentrum für Hochpräzisionsbestrahlung. Infos: www.mediclin.de/robert-jankerSeit 2002 leidet Monika Grieneisen an der Krebserkrankung - eine Achterbahnfahrt. "Es gab immer wieder gute und dann auch wieder schlechte Zeiten. Ich habe immer gekämpft." Doch nun bereitet sie ihren Abschied vom Leben vor. "Ich bin hier auf meiner letzten Reise."

Beim Duschen und Anziehen helfen ihr Pflegekräfte. "Ich kann frühstücken, wann ich will", berichtet sie. Manchmal ist sie fit genug, um mit Bekannten einen kleinen Ausflug mit dem Rollstuhl zu unternehmen und ein paar Sonnenstrahlen einzufangen. Schmerzen hat sie kaum.

"Das wird weitestgehend mit Medikamenten unterdrückt." Monika Grieneisen ist überzeugt davon, dass sich jeder Tag in ihrem Leben gelohnt hat. "Mit meinen Kindern ist alles besprochen. Mein Herz hängt nicht mehr an weltlichen Sachen - jetzt möchte ich nur noch in Frieden einschlafen."

Katri Elina Clemens, Chefärztin für Palliativmedizin der Robert-Janker-Klinik, drückt Grieneisen die Hand und verabschiedet sich. "Wir kümmern uns um Patienten, die keine Heilungschance mehr haben", berichtet sie später im "Raum der Ruhe" auf der Station. Dorthin können sich Patienten mit Ärzten oder Verwandten zurückziehen.

In der Palliativmedizin gehe es darum, durch Schmerz- und Symptomtherapie die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Bei Krebs, neurologischen und anderen Erkrankungen im Endstadium wird auf diese Weise verfahren. Clemens arbeitet seit Januar an der Janker-Klinik, vorher war die gebürtige Finnin als Palliativmedizinerin am Malteser-Krankenhaus in Bonn beschäftigt.

"Manche Patienten sind nur wenige Tage bei uns, andere Wochen, Monate oder sogar Jahre", sagt Clemens. Ziel sei, die Menschen nach einer Schmerztherapie möglichst wieder nach Hause zu entlassen - das sei bei zwei Drittel der Patienten der Fall. "Bei uns sterben aber selbstverständlich auch Menschen." Darunter auch junge Patienten.

Ein Team aus Fachärzten, Pflegepersonal, Psychoonkologen, Seelsorgern, Sozialarbeitern und Ehrenamtlichen unterstützt die Patienten und deren Angehörige während des Klinikaufenthaltes. "Die Wege bei uns sind sehr kurz", sagt die Chefärztin. Angehörige dürfen auch in den Zimmern der Patienten mit übernachten - sogar Haustiere sind erlaubt. "Wichtig ist für uns, dass die Patienten Vertrauen zu uns haben", sagt Clemens.

"Wenn wir wissen, welche Interessen und Probleme sie in ihrem Leben gehabt haben, können wir ihnen auch besser helfen." Sie werde täglich mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert, sagt die Ärztin. "Aber es hilft mir, etwas für diese Menschen tun zu können." Ausgleich findet sie bei ihren Freunden und ihren Pferden.

Wo sich jetzt die Palliativstation befindet, waren zuvor normale Krankenzimmer. Nach dem drei Monate dauernden Umbau kommen seit Anfang Januar Patienten in die Palliativstation. "Wir haben viel mehr Anfragen, als wir in unseren fünf Planbetten aufnehmen können", berichtet Clemens.

Vier weitere Betten gibt es für die Strahlentherapie. Weitere Palliativstationen sind am Bonner Malteser-Krankenhaus, in Troisdorf und in Köln angesiedelt.

"Der Träger MediClin hat für den Umbau mehr als 300 000 Euro zur Verfügung gestellt", sagt der Kaufmännische Direktor Mümtaz Köksal. Bereits Ende der 80er Jahre habe es an der Janker-Klinik eine Palliativstation mit 15 Betten gegeben. Nach dem Umzug 1999 von der Baumschulallee ins ehemalige Kinderspital an die Villenstraße sei die Klinik neu ausgerichtet worden.

"Es hat sich aber gezeigt, dass die Palliativmedizin ein wichtiger Aspekt der Tumortherapie ist", berichtet Köksal. "Diese Lücke in unserem Angebot haben wir nun mit der neuen Station geschlossen."

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