Im ehemaligen Kino eröffnet Thalia seine Buchhandlung

Um Geschichten geht es immer noch. Nur, dass sie nicht mehr auf einer Leinwand spielen, sondern in 120 000 Büchern, Hörspiel-CDs und Film-DVDs erzählt werden: Nach 14 Monaten Umbauzeit öffnet am Mittwoch die Thalia-Buchhandlung im ehemaligen Metropol-Kino ihre gläsernen Pforten.

 Das Original-Kassenhäuschen von 1929 steht heute in der Kinder- und Jugendabteilung im Untergeschoss. Eine Spielzeug-Lok dreht hinterm Glas ihre Runden.

Das Original-Kassenhäuschen von 1929 steht heute in der Kinder- und Jugendabteilung im Untergeschoss. Eine Spielzeug-Lok dreht hinterm Glas ihre Runden.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Um Geschichten geht es immer noch. Nur, dass sie nicht mehr auf einer Leinwand spielen, sondern in 120 000 Büchern, Hörspiel-CDs und Film-DVDs erzählt werden: Nach 14 Monaten Umbauzeit öffnet am Mittwoch die Thalia-Buchhandlung im ehemaligen Metropol-Kino ihre gläsernen Pforten.

Und wenn die Kunden sich auf den vier Etagen mit insgesamt 3 400 Quadratmetern Verkaufsfläche umschauen, werden sie viele Details entdecken, die an die Vergangenheit des Gebäudes am Markt erinnern. "Wir haben uns an der vorhandenen Architektur orientiert und nach einem Konzept umgebaut, das über Bonn hinaus strahlen wird", sagt Vanja Schneider, Geschäftsführer der Firma Interboden Innovative Gewerbewelten.

Fotos Bilder vom MetropolDie Kuppeldecken im früheren Kassenbereich und im Saal sind ebenso erhalten wie der blattgoldstrotzende Bühnenrahmen mit den seitlich geschwungenen Art-Déco-Orgelprospekten. Selbst der rote Vorhang ist noch an den Seiten drapiert. In den ehemaligen Balkonlogen laden 35 aufgearbeitete Original-Kinositze zum Verschnaufen ein.

Auf der Rang-Ebene können die Kunden den alten Kinosaal umrunden - bis hinter die Leinwand sozusagen. Das Kino-Kassenhäuschen aus dem Jahr 1929 hat seinen neuen Platz in der Kinder- und Jugendabteilung im Untergeschoss. Hinter seinen Glasfenstern dreht eine Spielzeuglok ihre Runden. Im Obergeschoss findet sich an gewohnter Stelle ein Café.

Zoff um Denkmalfrage Am 15. März 2006 läuft der letzte Film im Großen Haus des 1929 gegründeten Kinos. Der neue Eigentümer will zunächst abreißen, erntet aber Proteststürme der Bonner Bürger: Im Juni 2006 überreicht Pro Metropol an Bärbel Dieckmann die ersten 35 000 Unterschriften. Dann folgt ein langer juristischer Streit zwischen den Eigentümern und der Stadt um den Denkmalstatus des Gebäudes. Vor dem Oberverwaltungsgericht Münster (OVG) setzen sich die Investoren 2008 ebenso durch wie vor dem Bundesverwaltungsgericht im Jahr darauf. Die Firma lässt nun mit Hilfe einer Feststellungsklage prüfen, ob sie von der Stadt wegen der Verzögerungen Schadensersatz fordern kann. Der Streitwert soll bei 1,6 Millionen Euro liegen."Das ist ein sehr emotionaler Ort", sagt Thalia-Filialchef Tobias Quast. Zu seinen 45 Mitarbeitern gehören auch Angestellte, die bisher in der Bouvier-Universitätsbuchhandlung gearbeitet haben. "Eine unserer Damen wollte unbedingt ins Metropol, weil sie hier während einer Filmvorstellung ihre große Liebe zum ersten Mal geküsst hat", berichtet Quast.

Die Schwerpunkte der neuen Buchhandlung liegen auf aktueller Literatur sowie Kinder- und Jugendbüchern. Bouvier, nur wenige Schritte entfernt Am Hof gelegen, soll weiter das traditionelle Publikum bedienen: mit Akzenten auf Fachbüchern, Klassikern, aber auch Belletristik. "Wir erhalten Bouvier auf jeden Fall, das gehört einfach zu Bonn", verspricht Agnes Wieland aus der Geschäftsführung der Thalia Universitätsbuchhandlung GmbH.

Bouvier ist Teil der Thalia-Kette, die wiederum mehrheitlich der Douglas Holding AG gehört. Die Bouvier-Buchhandlung soll räumlich verändert werden; die Planungen dafür laufen noch, so Wieland. Auch im Metropol ist noch nicht alles fertig. Der alte Kuppelsaal mit etwa 400 Quadratmetern und 190 Sitzplätzen soll im ersten Quartal 2011 an Thalia übergeben werden.

"Wir planen dort kulturelle Veranstaltungen", kündigt Filialleiter Quast an, "Lesungen und Konzerte zum Beispiel". Erste Anfragen, etwa vom Pantheon, gebe es bereits. Thalia mietet das gesamte Haus "langfristig". Wie lange genau, verrät das Unternehmen nicht. Investor Interboden macht auch keine Angaben dazu, wie viel in den Umbau gesteckt wird. "Es ist ein Vielfaches der Summe, die für das Gebäude bezahlt worden ist", erklärt Geschäftsführer Schneider lediglich. Die Metropol Immobilien Management GmbH, an der Interboden beteiligt ist, hatte es für rund 3,1 Millionen Euro ersteigert.

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