Im Schutzanzug wird aus der Elfe ein Trumm

Im Polizeipräsidium lernen Mädchen die Arbeit in der Hundertschaft, der Motorradstaffel und des Hundeführers kennen

Im Schutzanzug wird aus der Elfe ein Trumm
Foto: Max Malsch

Bonn. "Grau ist alle Theorie" sagt ein Sprichwort. Deshalb angepackt und selbst ausprobiert - so wird man viel schneller mit der Materie vertraut. In der Sporthalle des Polizeipräsidiums an der Königswinterer Straße sind das ganz konkret zehn Kilo Schutzausrüstung eines Bereitschaftspolizisten der Hundertschaft.

Mit türkisem Rock machen sich die Bein- und Armprotektoren, Schutzweste, Jacke, Helm und der so genannte Einsatzmehrzweckstock ganz schick an Daria. Die Dreizehnjährige kichert, und ihre Freundinnen Carolin, Jenny und Sara machen Bilder mit der Handykamera.

Die vier Schülerinnen der achten Klasse des Aloisiuskollegs nehmen am vierten "Girls's Day" des Polizeipräsidiums teil. Insgesamt 74 Mädchen sind zu Besuch, um sich unter dem Motto "Teamwork - auch für Frauen" ein Bild von der Arbeit einer Polizeibeamtin zu machen.

Die Beamten der Hundertschaft jedenfalls haben es mit Massen zu tun. "Wir begleiten Fußballspiele, Demonstrationen oder geschützte Transporte", erklären Heinrich Müller und Michael Esch, Trainer der Einsatzhundertschaft. Die schwere Ausrüstung sei unumgänglich zum Schutz und auch ein wenig zur Abschreckung. Ein paar Demonstrationen in Personenabwehr, dem Umgang mit Steinewerfern oder Störern, machen das deutlich. "Selbst ein zierliches Persönchen wird mit der Montur zu einem Trumm", sagt Esch.

Auch Schülerin Carolin hat den Effekt bemerkt: "Man fühlt sich schon etwas mutiger mit der Ausrüstung", sagt sie. Interessant findet sie die Demonstrationen der Beamten auf jeden Fall, doch selbst die Polizeilaufbahn einzuschlagen, kann sie sich kaum vorstellen. "Ich glaube, meine Mutter fände das nicht so toll", schiebt auch Jenny hinterher.

"Hier bei der Bonner Polizei liegt der Frauenanteil bei elf Prozent, landesweit sind es 14 Prozent", erklärt Daniela Lindemann von der Pressestelle der Polizei. Die niedrige Zahl rühre auch daher, dass sich Frauen erst seit 1982 bei der Polizei bewerben können. "Noch gibt es wenige weibliche Führungskräfte - da stehen Ihnen noch viele Türen offen", sagte Polizeipräsident Wolfgang Albers in seiner Begrüßungsrede. Für wen die Hundertschaft nichts ist, der kann sich vielleicht für die Arbeit in der Motorradstaffel oder als Diensthundeführer erwärmen.

Vilich. "Eine unserer Schülerinnen war so begeistert, dass sie gleich in der nächsten Woche wieder herkommen will", berichtet Lehrerin Tanja Kleine. Mit ihrer Kollegin Birgit Pezaro begleitet sie ihre sechste Klasse der Anne-Frank-Schule mit zum Übungsgelände des Technischen Hilfswerks (THW) in Vilich. Bei Paria (12), Alina (12) und Lena (13) hält sich die Begeisterung etwas in Grenzen: "Es war schon interessant zu sehen, was das THW hier macht, aber als Hobby mitmachen will ich nicht", sagt Alina.Hochwasserstege bauen, einen Tunnel absichern oder das Verhalten in einem Boot - an insgesamt sieben Stationen lernen die Besucher die Arbeit des THW kennen. Die elfjährige Barbara Wiese, selbst Mitglied der THW-Jugend, erklärt gerade, mit welchem Gerät das Einsatzfahrzeug ausgestattet ist. "Es macht schon Spaß, wenn ich den Leuten was zeigen kann", sagt sie. Dass sie in einem ähnlichen Alter ist wie die Mädchen beim "GirlsÓ Day, mache die Sache noch einfacher.

"Zum vierten Mal machen wir mit und stellen uns vor", sagt Peter Olzem. Schon um sechs Uhr morgens startete der Aufbau für den Übungsparcours. Der Aufwand lohne sich: "Nach jeder Veranstaltung kommen so zwei bis drei Jugendliche zu uns und melden sich an", sagt der Jugendgruppenbetreuer.

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