Venusberg In Bonn entsteht das größte Herzzentrum NRWs

Venusberg · Das neue Herzzentrum des Bonner Universitätsklinikums wird die Bereiche Kardiologie und Herzchirurgie ab Ende 2024 unter einem Dach zusammenführen. Zum Richtfest kam Ministerpräsident Hendrik Wüst.

Blick in das luftige Foyer des neuen Herzzentrums: Die Patienten sollen sich nicht mehr wie in einem Krankenhaus fühlen.

Blick in das luftige Foyer des neuen Herzzentrums: Die Patienten sollen sich nicht mehr wie in einem Krankenhaus fühlen.

Foto: Nicolas Ottersbach

Dass es beim Herzzentrum des Bonner Universitätsklinikums (UKB) nicht nur um irgendeinen Neubau geht, erlebte Farhad Bakhtiary, Direktor der Herzchirurgie, am Rande des Richtfestes am Montagnachmittag. Ein älterer Herr sprach ihn etwas schüchtern von der Seite an, kurz bevor der Festakt begann. „Ich wollte ihnen nur schnell danke sagen für das, was sie für meine Frau getan haben“, sagte der Mann. Bakhtiary hatte sie kürzlich operiert und damit das Leben der Patientin verbessert.

Das neue Herzzentrum wird die Bereiche Kardiologie und Herzchirurgie ab Ende 2024 unter einem Dach zusammenführen. Vieles wird dadurch anders: „Echte Highend-Medizin“, erklärte Bakhtiary. Neuste Geräte, aber auch moderne Räume. „Wir werden nicht mehr wie jetzt auf verschiedenen Etagen tätig sein, sondern alles wird nah beieinanderliegen. Wenn ich eine andere Fachdisziplin brauche, gehe ich einfach zwei Türen weiter.“

Nicht das Gefühl haben, im Krankenhaus zu sein

Zum Beispiel zu Georg Nickenig, dem Direktor der Medizinischen Klinik II. „Die herzmedizinischen Möglichkeiten sind heute so vielfältig, dass wir viele Patientinnen und Patienten, beispielweise bei Herzklappenerkrankungen, auch ohne einen operativen Eingriff optimal behandeln können.

Mit den Katheterlaboren und Hybrid-OP-Sälen im neuen Herzzentrum schaffen wir dafür die perfekten räumlichen Möglichkeiten mit modernster Medizintechnik“, sagte er über das, was für ihn das Besondere am Neubau sein wird. Zwar sei man schon jetzt funktional gesehen auf einem hohen Niveau am UKB. Aber in den Altbauten gebe es immer noch Mehrbettzimmer, teils sogar Etagentoiletten, was bei vielen älteren Kliniken üblich sei. „Das wird unseren Patienten künftig nicht mehr zugemutet.“ Er ist sicher, dass sich das auch positiv auf die Genesung auswirken werde. „Man wird nicht mehr so sehr das Gefühl haben, im Krankenhaus zu sein.“

Internationale Ausstrahlung genießt das Herzzentrum am UKB vor allem für seine kathetergestützen Herzklappenbehandlungen und die minimal-invasive Herzchirurgie mit 3D-Visualisierung. In beiden Fällen können schwerste Herzfehler über kleine Zugänge behandelt werden, sodass Patienten die Klinik häufig schon nach wenigen Tagen beschwerdefrei wieder verlassen können. Diese Expertise spricht sich auch bei Nachwuchskräften herum, wie den angehenden Ärzten Simon Sommer-Weisel und Elena Repges. Sie sind derzeit im Praktischen Jahr am Herzzentrum, haben in Bonn Medizin studiert und wollen auch künftig in der Bundesstadt bleiben. „Es ist für mich wichtig zu wissen, dass hinter der Entwicklung des Klinikums ein Plan und eine Vision steht. Bonn hat einen ordentlichen Ruf“, sagte Sommer-Weisel. Ein modernes Umfeld sei entscheidend für gute Forschung, so Repges: „In der Kardiologie gibt es hier gute Möglichkeiten.“

Neubau kostet 140 Millionen Euro

140 Millionen Euro kostet der Neubau auf 31.000 Quadratmetern Grundfläche. Mehr als 1000 Räume beinhaltet das neue Herzzentrum, in dem 500 Angestellte der Medizinischen Klinik II, deren Schwerpunkte Kardiologie, Pneumologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin sind, und der Klinik für Herzchirurgie tätig sein werden.

Der fünfgeschossige Gebäudekomplex hat rund 200 Betten inklusive Intensivpflege- und Überwachungsbetten. Zukünftig stehen sieben Herzkatheterlabore, drei herzchirurgische und drei Hybrid-OP-Säle zur Verfügung. Ambulanzen, ein Interventionszentrum Radiologie sowie klinische Forschungs- und Lehrfunktionen komplettieren das nachhaltige Raum- und Funktionsprogramm. Auch durch die Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen entsteht damit auf dem Venusberg eines der weltweit modernsten interdisziplinären Herzzentren.
Deshalb kam auch Ministerpräsident Hendrik Wüst vorbei, um dabei zu sein, als der Richtkranz an der derzeit noch mit Gerüsten eingedeckten Fassade hochgezogen wurde. „Das neue Herzzentrum des Universitätsklinikums Bonn steht für interdisziplinäre Spitzenforschung und einen schnellen Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis“, sagte Wüst vor den rund 200 Gästen, die im künftigen Foyer zusammengekommen waren.

„Das Vorhaben stärkt den Forschungs- und Wissenschaftsstandort Nordrhein-Westfalen und es stärkt die Region Bonn, die schon jetzt ein Hotspot für Forschung und Wissenschaft ist.“ Für Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKB, seien es ideale Voraussetzungen für eine medizinische Spitzenposition, die gerade an vielen Stellen geschaffen würden.