Feierlichkeiten verschoben In Bonn gibt es am Weißen Sonntag keine Kommunion

Bonn · Die Kinder sind betrübt, dass das Fest ausfallen muss. Eine Lösung ist aber in Sicht und dürfte vielen Kindern weider Vorfreude geben. Die katholischen Gemeinden wollen es nun nach den Sommerferien feiern. Bei den Protestanten wird es ähnlich gehandhabt

 Bedauern, dass die Kommunion nicht stattfinden kann: Vera und Carsten Beckers sowie ihre Söhne Kilian und Julian.

Bedauern, dass die Kommunion nicht stattfinden kann: Vera und Carsten Beckers sowie ihre Söhne Kilian und Julian.

Foto: Benjamin Westhoff

Julian Beckers hat nur einen einzigen Kommentar zu den aktuellen Pandemie-Beschränkungen. „Das blöde Coronavirus“, sagt der Achtjährige. Die Regeln verhageln ihm nämlich die Feier zur Erstkommunion. Eineinhalb Jahre ist Julian in die Vorbereitungsstunden gegangen, damit er bald das Sakrament empfangen kann. „Und nun ist alles, was wir für Sonntag in einer Woche geplant hatten, erst einmal geplatzt“, bedauert Julians Mutter Vera Beckers. Die Raumreservierung für die Familienfeier, den Caterer, die Kuchenbestellung: Alles musste sie erst einmal stornieren. „Immerhin wollen bei uns 50 Familienangehörige und Freunde mitfeiern.“ Julian hatte gehofft, dass er dank der Geschenke bald einen neuen Laptop kaufen kann.

Vera Beckers blickt ihren Sohn an. Ob der im Februar gekaufte Anzug auch noch im Herbst passt, wenn dann die Kommunion wohl nachgeholt wird, fragt sie sich. „Und der Anzug von Kilian auch.“ Das Brüderchen wurde nämlich ebenfalls festlich eingekleidet. Die Küdinghovenerin hat die achtköpfige Kommunionsgruppe Julians innerhalb der gut 50-köpfigen Schar des Pfarrverbands Zwischen Rhein und Ennert als Katechetin begleitet. „Weil weit mehr Jungen dabei sind, haben wir viel praktisch gearbeitet, also gebastelt“, erläutert Beckers. Nur zwei Unterrichtsstunden hätten noch gefehlt. Und jetzt hänge alles in der Luft. „Aber eins ist für uns sicher: Zur Kommunion in der Kirche muss auch ein richtiges Familienfest gefeiert werden.“

Ähnlich sieht es in der katholischen Gemeinde St. Rochus und Augustinus in Duisdorf aus. „Da unsere Erstkommunionen für den 26. April und 3. Mai geplant waren, haben wir entschieden, sie auf nach den Sommerferien zu verschieben, um den Eltern Planungssicherheit zu geben“, sagt Pastoralreferent Guido Zernack. Natürlich seien jetzt viele Kinder traurig. Auch die Eltern hätten schließlich mit Verständnis reagiert, so Zernack. Als Ersatz fürs Palmzweigbasteln, die Rallye der Jugend und das kirchliche Ostern habe man Anregungen für die Kommunionvorbereitungen im Familienkreis auf die Homepage gesetzt. Es gebe Rückmeldungen, dass viele sie aufgenommen und zu Hause Gottesdienst gefeiert hätten, freut sich der Referent. Deshalb werde das mediale Angebot auch fortgesetzt.

Der Pfarrer hat ein Hausaufgabenpaket organisiert

Positive Erfahrung mit der Online-Begleitung junger Menschen machen derzeit auch die evangelischen Gemeinden Bonns. Denn deren Konfirmationen müssen verschoben werden. „Wir haben den Gemeinden empfohlen, Ausweichtermine nach den Sommerferien zu suchen“, erklärt Uta Garbisch für den Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel. An der Bonner Lutherkirche war das Fest bis letzte Woche noch für Mitte Juni geplant. „Wir beobachten die Entwicklung natürlich sehr aufmerksam. Trotzdem haben wir schon frühzeitig einen Plan B für Ende August durchdacht“, erläutert Pfarrer Joachim Gerhardt die Situation. Es wird für die Jugendlichen der Lutherkirche und ihre Familien wohl nun Plan B realisiert werden müssen. Auf jeden Fall hat man eine Seite für die kommenden „Konfis“ ins Netz gestellt. Von den Jugendlichen sind auch schon eine ganze Reihe muntere Video-Kurzfilme über ihre Konfirmationssprüche zurückgekommen. „Und obwohl die Eltern natürlich unruhig sind, reagieren sie beeindruckend flexibel“, so Pfarrer Gerhardt.

Die evangelische Johannes-Kirchengemeinde in Bad Godesberg hat schon neue Termine für die Konfirmationen festgelegt, die auch traditionell ab dem Weißen Sonntag begangen werden: Die Jugendlichen werden ihre Kurse am 5. und 6. September mit Gottesdiensten in der Johanneskirche beenden. Dass die meist 14-Jährigen nun nach der Taufe nochmal durch Gott in ihrer Gemeinde angenommen werden, hat Pfarrer Jan Gruzlak dabei „per Hausaufgabenpaket“ organisiert. Und zwar „unterstützt durch die sozialen Medien“. Und wie haben die Familien in Pennenfeld, Muffendorf, Heiderhof, Schweinheim und der Innenstadt reagiert, dass das Fest gecancelt werden musste? „Mit Akzeptanz“, antwortet Gruzlak.

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