Ausschuss für Bürgerbeteiligung kritisiert In Bonn gibt es kaum öffentliche Toiletten

Bonn · Wer in Bonn unterwegs ist und seine Notdurft verrichten will, hat ein Problem: Es gibt viel zu wenige öffentliche Toiletten. Durch Corona waren zudem auch lange die Klos in Geschäften und Restaurants nicht zugänglich. Ein Thema, das der Bürgerausschuss nicht das erste Mal auf der Tagesordnung hatte. Bisher hat sich allerdings nicht viel getan.

 Eine von drei öffentlichen Toiletten in der Bonner City befindet sich am Remigiusplatz.

Eine von drei öffentlichen Toiletten in der Bonner City befindet sich am Remigiusplatz.

Foto: Benjamin Westhoff

Mit gleich zwei Anträgen zu öffentlichen Toiletten in Bonn befasste sich jetzt der Ausschuss für Bürgerbeteiligung im Ratssaal – wegen Corona in nur kleiner Besetzung. Einer der beiden Antragsteller war Stefan Klandt aus Endenich, der im Ausschuss seinen Antrag erläutern durfte.

Aufgrund von Corona sei es zurzeit in ganz Bonn extrem schwierig, eine öffentlich zugängliche Toilette zu finden, sagt Klandt.  Den Menschen, die in der Stadt unterwegs seien, bliebe oftmals nichts anderes übrig, als ihre Notdurft in Grünanlagen zu verrichten.  „Das ist unwürdig“, so Klandt   Es gebe überall für Hunde Automaten mit Tüten für den Hundekot, aber für die Menschen gebe es kaum Möglichkeiten. Nicht zuletzt, weil wegen Corona die Gastronomie und Geschäfte geschlossen seien und es so nur wenige richtige öffentliche Toiletten gebe. Besonders am Rheinufer, an allen öffentlichen Parks, in der Innenstadt, aber auch in allen Stadtteilen sei die Not groß. „Ich beantrage für jeden Stadtteil eine Dixi-Toilette aufzustellen, solange dort keine öffentlichen Toiletten zugänglich sind und man keine Toiletten in der Gastronomie besuchen kann“, sagte Klandt.

Ein anderer Bürger hatte in einem ähnlich lautenden Antrag ebenfalls einen Mangel an öffentlichen Toiletten in der Stadt beklagt. „Die Hygienemaßnahmen um Corona sollten auch der Öffentlichkeit die Möglichkeit geben, sich öfter die Hände waschen zu können sowie sich ohne Ansteckungsgefahr zu erleichtern“, erläutert der Bürger in seinem Antrag.  In Berlin habe er diesbezüglich vorbildliche öffentliche Toilettenanlagen vorgefunden, die mit Werbung finanziert worden seien. Ein ähnliches Angebot wünsche er sich für Bonn. Nicht zuletzt würde das auch die Mobilität von Senioren in Bonn erweitern.

Beide Anträge stießen bei den Politikern auf offene Ohren. Ursula Sautter (CDU) ergänzte, das Problem von zu wenigen öffentlichen, barrierefreien Sanitäranlagen umfasse auch den Mangel an Wickelmöglichkeiten für Eltern von kleinen Kindern.  Alle Ausschussmitglieder waren sich einig, das Problem liege schon viele zu lange auf dem Tisch, getan habe sich bisher allerdings kaum etwas.

Dass auch die Verwaltung den Mangel an öffentlichen Toiletten als höchst problematisch ansieht, machte Lutz Leide deutlich. „Das sehen Sie schon allein daran, dass ich als Chef des Städtischen Gebäudemanagements wegen des Themas hier sitze“, sagte Leide. Im vorigen Jahr habe er eigens einen Mitarbeiter eingestellt, der sich mit einem Konzept für mehr öffentliche Toiletten in Bonn befassen sollte. Leider habe diese Person Anfang des Jahres gekündigt, daher stockten die Arbeiten derzeit. Im Wirtschaftsplanentwurf des SGB seien hierfür für die Jahre 2021/2022 bereits zwei Millionen Euro für den Neubau und die Sanierung von öffentlichen Toiletten vorgesehen. Eine Erklärung, die Ausschussmitglied Christoph Manka (Bürger Bund Bonn) auf den Plan rief. „Sie sehen mich hier hochgradig verärgert“, sagte er. „Das kann doch nicht wahr sein, dass diese Konzeption an einer einzigen Person hängen soll.“  Andere Ausschussmitglieder gaben Manka Recht.

Leide verteidigte indes seine Haltung, das SGB habe viele andere Aufgaben mit hoher Priorität zu bewältigen.  Auf Vorschläge, etwa Containerlösungen anzubieten, die schnell umzusetzen seien, erwiderte er, auch das erfordere einen erheblichen zeitlichen Vorlauf und sei nicht „eben mal“ umzusetzen. Von der Aufstellung mobiler Toiletten, wie Stefan Klandt vorgeschlagen hatte riet er ab. Da bestehe erhebliche Vandalismusgefahr , sagte Leide und verwies auf entsprechend schlechte Erfahrungen anderer Kommunen. 

Der Ausschuss beauftragte Leide schließlich mit der Fortführung des Konzepts und einer entsprechenden Berichterstattung bis spätestens Ende des Jahres.  

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