Studentenbuden In Bonn und Köln gibt es lange Wartelisten
Köln/Bonn · In sieben Wochen beginnt für Tausende junge Menschen eine neue Ära. Das Wintersemester beginnt, und nicht nur die Hochschulen bereiten sich auf den Ansturm des Uni-Nachwuchses vor.
Auch die Studentenwerke sind vor die große Herausforderung des doppelten Abitur-Jahrgangs in NRW gestellt, denn bezahlbarer Wohnraum ist knapp. An einigen nordrhein-westfälischen Hochschulstandorten sind schon jetzt alle Wohnheimplätze vergeben. Besonders angespannt ist der studentische Wohnungsmarkt in Köln, Aachen, Münster und Siegen.
Das berichteten NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) und Vertreter der Studentenwerke am Mittwoch in Düsseldorf.In Bonn stellt das Studentenwerk rund 4000 Plätze zur Verfügung. Die Erfahrung aus der Vergangenheit habe gezeigt, dass es eine lange Warteliste geben wird, sagte Sprecher Robert Anders.
Erst nach einigen Monaten würde diese kürzer werden, da sich viele dann auch auf dem privaten Wohnungsmarkt umgesehen hätten. Rund 70.000 Schulabgänger haben sich dort um einen der begehrten 4000 Wohnheimplätze beworben. 2012 waren es 58.000.
In Köln soll sogar eine alte Polizeiwache umgebaut werden, um 62 Wohnheimplätze zu schaffen. Auch das Bistum hilft mit einem alten Ausbildungszentrum. In anderen Städten werden auch Altenheime und Hotels umgenutzt und Wohnraum-Reserven bei Privatleuten mobilisiert.
Rund 58 000 Abiturienten wollen in diesem Jahr neu an die Uni Köln gehen. Allerdings stehen nur 6500 Studienplätze zur Verfügung. Wer einen davon erhält, wird sich erst in den nächsten Wochen herausstellen. Für etwa 4700 Studenten stellen Peter Schink und sein Team vom Studentenwerk Köln ein Zuhause zur Verfügung.
"Aber viele Bewerber werden wir enttäuschen müssen", sagt er. Im vergangenen Jahr hatten sich 10.300 neue Studenten bei ihm gemeldet. "In diesem Jahr werden es sicher deutlich mehr sein." Aus diesem Grund ist geplant, eine ehemalige Polizeiwache im Stadtteil Kalk umzubauen.
Die Wohnungsgenossenschaft GAG wird Grundstück und Gebäude kaufen, sanieren und das Studentenwerk als Generalmieter einsetzen. Dieses wird die Wohneinheiten weitervermieten. "Mit einer Fertigstellung ist aber nicht vor Mitte nächsten Jahres zu rechnen", sagt Schink. Außerdem soll es sich nur um eine Zwischenlösung für etwa fünf Jahre handeln. "Dann wird der Hauptandrang wohl vorbei sein."
Die Studentenwerke in NRW unterhalten insgesamt 37.000 Wohnheimplätze, Ende 2014 sollen es fast 40.000 sein. Die Durchschnittsmiete liegt hier bei 224 Euro. Allerdings bekommen nur sieben Prozent aller Studierenden in NRW ein solches Schnäppchen.
Die gute Nachricht: Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft der zwölf Studentenwerke in NRW sei der große Bafög-Antragsstau aus dem Vorjahr behoben. Allerdings sei traditionell im September mit einer neuen Antragswelle zu rechnen. Im vergangenen Jahr hatten Studierende nach monatelangen Bearbeitungszeiten Alarm geschlagen. Inzwischen sei die Zahl der Sachbearbeiter um 30 auf über 180 aufgestockt worden, berichtete Schulze. Nötig seien aber auch Vereinfachungen bei den umfangreichen Anträgen. Zudem müssten die Bemessungsgrenzen auf den Prüfstand.
Rund 18 Prozent aller Studierenden erhalten Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (Bafög), vor zehn Jahren waren es 14 Prozent. Im Durchschnitt erhalten sie 424 Euro pro Monat; der Höchstsatz liegt bei 670 Euro. 85 Prozent der Studierenden werden mit durchschnittlich 476 Euro pro Monat von ihren Eltern unterstützt. Zwei Drittel arbeiten neben ihrem Studium.
In den vergangenen Jahren habe sich das Nadelöhr für Arbeiterkinder verengt, berichtete Peter Schink "73 Prozent der Kinder aus Akademikerhaushalten studieren, aber nur 23 Prozent der Kinder aus anderen Haushalten." Wer in Not ist, kann bei der Darlehenskasse der Studentenwerke um einen zinslosen Kredit bitten.
Statt der "Studi-WG" bevorzugen die meisten heute ein kleines Apartment. Extrem schwierig sei der Kölner Wohnungsmarkt, sagte Schink. Hier müssten für eine Studentenbude auf dem freien Markt durchschnittlich 359 Euro Miete berappt werden.