In den 70er Jahren hat er "mehr gewaschen als geschnitten"

Udo Pötter arbeitet seit 50 Jahren als Friseur - Spezialtechnik des 77-Jährigen ist der Messerschnitt

In den 70er Jahren hat er "mehr gewaschen als geschnitten"
Foto: Max Malsch

Bonn. (bto) Ein letzter prüfender Blick, eine letzte Eckenkorrektur, noch einmal mit dem Kamm durchgehen, schließlich ist auch dieser Bart gestutzt. Friseur Udo Pötter lächelt und reicht dem einen Spiegel. "Fein", findet der - ein zufriedener Kunde.

Davon hatte Udo Pötter schon einige, schließlich macht er diese Arbeit im Hause Slamanig auf den Tag genau seit 50 Jahren. Die Laufbahn des heute 77-Jährigen begann aber noch früher, 1946. "Meine Schwester hatte sich damals selbstständig gemacht, und bei ihr konnte ich lernen.

Zu der Zeit gab es ja keine richtige Stellenvermittlung. Man ging hauptsächlich auf den Bau, und da war ich eigentlich zu schwach für. Ich bin aber mit Leib und Seele dabei."

Seine Spezialtechnik ist das Haareschneiden mit dem Messer, und das, so Pötter, sei heute wieder gefragt. Inspiration bekam er aus der ganzen Welt: "Mein Chef hatte viele Ausländer beschäftigt, Marokkaner, Griechen, Spanier. Da konnte man viel sehen und sich anregen lassen."

Abgesehen vom immer noch populären Messerschnitt hätten die Zeiten sich aber geändert. Die Leute kämen weniger regelmäßig, Zehnerkarten gebe es heute nicht mehr, und die 70er Jahre seien zum Glück auch vorbei. "Zu der Zeit hat man die Haare so lang getragen, da haben wir eigentlich mehr gewaschen als geschnitten."

Bewahren konnte sich Udo Pötter seine Stammkunden, die seit 30, 40 Jahren dienstags zu ihm kommen. Und die Erinnerung daran, wie in Bonn alles angefangen hat: "Als ich gerade ein Jahr hier war, fragte ich meinen ersten Chef, ob er eigentlich mit mir zufrieden sei. "Junge, neue Besen kehren gut", sei die Antwort gewesen. Pötter sagte darauf: "Behalten Sie das im Hinterkopf und nehmen Sie mich nicht für jeden Dreck. Dann halte ich mich sehr lange."

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